Wie eine Rose im Morgentau
… uns wurde klar, dass wir uns ineinander verliebt hatten. Ich habe es ja versucht, aber ich kann so nicht weitermachen. Ich packe ein paar Sachen ein und schlafe heute Nacht irgendwo anders. Wenn du nichts dagegen hast, nehme ich den Wagen. Ich bringe ihn dir dann wieder zurück.“
„Behalte ihn.“
„Das kann ich nicht.“
Hart lachte er auf. „Aber deine Ehe, die kannst du einfach so aufgeben.“ Er schnippte mit den Fingern.
„Es ist nicht so einfach, Bryn, glaub mir. Ich will dir nicht wehtun …“ Doch er war verletzt, das konnte sie deutlich erkennen. So wie jeder Mann es sein würde, der erfuhr, dass seine Frau einem anderen den Vorzug gab. Nichts anderes könnte seinen Stolz und seine Männlichkeit so sehr verletzen. Sie war sicher, dass Bryn nie im Traum daran gedacht hatte, dass sie ihn fallen lassen könnte. Sie, die ihn schon als Kind bewundert, ihm später Trost geboten und schließlich zugestimmt hatte, seine Frau zu werden – auch wenn sie wusste, dass er nicht viel mehr als Zuneigung für sie empfand.
Er würde darüber hinwegkommen. Und sie …? Sie musste lernen, mit der Lüge zu leben. Irgendwie.
„Bitte“, sagte sie leise und konnte nicht verhindern, dass Tränen in ihren Augen brannten. „Bitte mach es mir nicht noch schwerer, Bryn. Ich kann nicht anders.“
Sein Blick war so eindringlich, als wollte er bis in ihre Seele schauen. „Wenn es das ist, was du willst, solltest du jetzt besser gehen.“
Ihre Schultern fielen herab, doch nicht, weil sie erleichtert war, sondern eher aus Verzweiflung. Sie hatte alle Brücken hinter sich abgebrochen. „Ich packe nur noch ein paar Sachen ein“, flüsterte sie. Banale Worte, die ihr so unpassend schienen, hatte sie doch gerade das zerstört, was ihr das Wichtigste im Leben war.
Bryn ging nicht, sondern sah zu, wie sie eilig ein paar Sachen zusammensuchte und auf das Bett warf. Als er merkte, dass sie den Koffer nicht von dem hohen Kleiderschrank herunterheben konnte, holte er ihn schweigend herunter.
„Danke“, flüsterte sie, wagte es jedoch nicht, Bryn anzusehen. Seine stille Wut schien die Luft im Zimmer fast unerträglich stickig zu machen. Stumm trat er zur Seite, als sie ihre Sachen aus dem Bad holte. Sie legte sie oben in den Koffer, ehe sie den Reißverschluss zuzog.
„Hast du Geld?“, fragte Bryn gepresst, als ob er sich zu diesen Worten zwingen müsste. „Deine Kreditkarte?“
„Im Auto“, entgegnete sie. Als sie angekommen war, hatte sie nicht einmal an ihre Tasche gedacht, sondern nur daran, sich hier vor der Welt zu verstecken. Wie ein verwundetes Tier, das sich in seine sichere Höhle verkriecht.
Nur dass es nicht ihre Höhle war. Rivermeadows gehörte den Donovans, und sie würde in diesem wundervollen Heim nie wieder willkommen sein.
Als sie den Koffer aufnahm, merkte sie, dass er überraschend schwer war. Mit kalter und verächtlicher Miene trat Bryn zu ihr. „Gib ihn mir“, sagte er hart.
„Es geht schon.“ Hilflose Sehnsucht überflutete sie. Selbst jetzt gewann seine tief verwurzelte Höflichkeit die Oberhand. Sie versuchte, zu widerstehen, doch als seine Finger ihre Hand berührten, ließ sie den Koffer los. Mühelos hob er ihn hoch, blieb jedoch stehen.
„Ich werde zum Rechtsanwalt gehen.“ Sie versuchte so zu klingen, als wüsste sie, was zu tun war. „Außer du willst …“
„Wir werden beide einen brauchen“, entgegnete er heiser. „So ist es doch wohl in so einem Fall. Lass mich wissen, wer deiner ist, damit meiner sich mit ihm in Verbindung setzen kann. Es dauert hier zwei Jahre. Also keine Blitzscheidung.“
Sie nickte. „Entschuldigung.“ Er blockierte ihr den Weg zur Tür.
Er trat zur Seite, doch sie konnte nur einen Schritt machen, als er schon ihren Arm umklammerte. „Leb wohl, Rachel.“ Dann ließ er den Koffer fallen und zog Rachel an sich. Verwirrt bemerkte sie seinen wütenden Blick. Im nächsten Moment küsste er sie mit zorniger, mitleidloser Leidenschaft.
Es kostete sie all ihre Kraft, reglos zu bleiben. Als sein Griff sich ein wenig lockerte, versuchte sie, sich zu befreien. Doch jetzt wurde sein Kuss zärtlicher, als wollte er um Versöhnung bitten. Seine Arme, die sie umschlungen hielten, nahmen ihr nicht mehr die Luft. Vielmehr hatte sie nun das Gefühl, als ob er etwas Wertvolles halten würde, das mit Vorsicht behandelt werden musste, sodass er es mit seiner Kraft nicht zerbrechen konnte.
Schließlich umfasste er ihr Gesicht, während sein Mund ihre
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