Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
Es ist unmöglich, an einem schönen Tag mit einem Raumschiff abzustürzen. Vielleicht stürzt man in einen schönen Tag, stürzt aus einem Himmel, der von unten hellblau aussieht und freundlich und der dann mit einem spektakulären Flammenschweif verziert wird, wenn die Außenhülle des Raumschiffs in der Atmosphäre verglüht. Allerdings interessiert das nur die wenigsten, die sich in dem engen Gefängnis befinden, das mit einer schier irrwitzigen Summe Stundenkilometern aus der lichtlosen, eisigen Leere fällt, dem Antlitz eines Planeten entgegen, dessen Kuss heftig und ungesund sein wird. Ganz egal, ob gerade die Sonne scheint und die Vögel singen. Wenn es denn überhaupt Vögel dort unten gibt.
Streng genommen war es kein Absturz. Es war eine Notlandung. Aber das lässt sich nicht immer ganz klar unterscheiden.
Im Innern des Raumschiffs klammerten sich siebzehn Personen dort fest, wo sie gerade Halt finden konnten – nur zwei hatten es rechtzeitig geschafft, sich festzuschnallen. Von diesen siebzehn Seelen hatte etwa ein Drittel auf diesem Schiff nichts zu suchen. Aber das ist Statistik.
Die Kollision, so war zu erwarten, würde das Zahlenverhältnis verändern – zu wessen Gunsten, würde sich zeigen.
Es war kein schöner Tag auf diesem Planeten. Es war der letzte Tag einer monatelangen Regenperiode, und der Boden war an vielen Stellen so tief verschlammt, dass man einen durchschnittlich großen Mann Kopf voran hätte hineinstecken können, bis zu den Füßen, ohne dass er auf festen Boden getroffen wäre.
Die junge Pilotin der Virago und ihr Copilot, dem das Schiff gehörte, leisteten ganze Arbeit. Und fast hätten sie eine halbwegs saubere Landung hingelegt. Doch im Heck des Schiffs tobte in Panik die Fracht, und im entscheidenden Moment, als sie fast schon gelandet waren, in jenem langen, haarsträubenden Augenblick, wo es auf millimetergenaue Arbeit ankommt, warf sie sich mit der ganzen Macht ihrer zig Tonnen herum und beschädigte die Struktur des Schiffs so schwer, dass der Bauch aufriss. Die Virago kam ins Schleudern, krachte seitlich auf, schmierte brennend durch den Schlamm und über einen freigespülten Felsgrat, der tief in ihren Leib schnitt, und hundert Meter weiter riss die Kollision mit einem riesigen Felsbrocken eins der Quartiere aus dem Rumpf heraus.
Als die Virago endlich zum Stillstand kam und Schlamm und Regen die Flammen löschten, befanden sich noch vierzehn lebende Seelen an Bord. Die anderen, man muss es so sagen, auch wenn es jeglichen Potenzials zum Nachruhm entbehrt, waren der Panik einer riesigen Kuh zum Opfer gefallen.
Stille senkte sich über den Planeten. Stille und Dunkelheit. Noch immer fiel Regen vom schwarzen Himmel.
Glück hatten sie gehabt, die vierzehn Überlebenden. Hätte die Virago einen durchschnittlichen Piloten gehabt oder wäre via Autopilot gelandet, hätte keiner von ihnen lebend den Boden erreicht. So aber sortierten sie ihre Knochen und fluchten, statt ihrem glücklichen Stern zu danken.
Und recht hatten sie damit. Denn nur sechs von ihnen würden den Planeten lebend wieder verlassen.
Arbeitsanweisung I
Die Landung
Vor der Landung werden Ihnen alle notwendigen Informationen über den Zielort bereitgestellt. Sichten Sie die bereitstehenden Daten gründlich und besprechen Sie eventuelle offene Fragen mit Ihrem zuständigen Vorgesetzten. Dieses Vorgehen dient Ihrer Sicherheit und der Sicherheit der erheblichen Investitionen, die StellarExplorations bei jeder Mission tätigt.
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»Argon? Ja, natürlich habe ich von ihm gehört. Persönlich bin ich ihm leider nie begegnet, übrigens auch die allermeisten anderen nicht, die das behaupten, zahlen Sie denen bloß nichts für ihre Geschichten. Tja, Argon – er hatte es geschafft, richtig? Einer der größten Schmuggler aller Zeiten, einer von denen, die alles besorgen können, wirklich alles. Einer von diesen Typen, bei denen zu Gold wird, was immer sie anfassen. Ein privater Schubantrieb, das muss man sich mal vorstellen! Und ein Frauenheld soll er gewesen sein. Bei ihm auf der Virago , da ging es zu wie in einem Bordell. Für seine Passagiere, wenn er mal welche mitgenommen hat, stand extra eine kleine Gruppe Sirens zur Verfügung. Drei Stier-Betas hatte er in der Crew, seine persönliche Leibwache. Und einige Exsöldner. Einer von ihnen, Sergeant Wolf – quasi mein Namensvetter –, soll ein Chemic gewesen sein. Man munkelt, er habe im Bataillon of Blood gedient, bevor er auf der Virago anheuerte.
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