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Wie Feuer im Regen

Wie Feuer im Regen

Titel: Wie Feuer im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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Verletzte Eitelkeit? Hättest du nicht etwas sagen können?"
    Mit einer resignierenden Geste breitete sie die Arme aus. "Merkst du es nicht? Wir reden nur aneinander vorbei! Du unterstellst mir Dinge, die nicht stimmen! Immer spielst du alle Eventualitäten durch, bevor du handelst. Aber wenn es um Gefühle geht, gibt es keine Garantie!"
    "Dann ist es wirklich dein Ernst? Wegen Harkdale? Liebst du ihn?"
    "Ja."
    "Und was ist mit mir?"
    "Dich liebe ich auch. Aber ich habe es dir nie gesagt und ich weiß nicht, ob du mich je geliebt hast. Und das war unser Fehler. Wir haben das ganze Spiel zu taktisch gespielt. Zu wenig Risiko."
    "Und das möchtest du lieber? Risiko?", er schnaubte. "Na dann bist du bei James Harkdale ja in den besten Händen. Ich kenne niemanden, der unzuverlässiger und unverantwortlicher ist."
    Sie schüttelte den Kopf und sah ihn traurig an. "Nicht einmal jetzt kannst du mir sagen, was du für mich empfindest."
    "Was sollte das noch bringen? Du hast doch schon alles kaputt gemacht."
    "Es tut mir so leid. Glaube mir, ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Mir ist es noch nie passiert, mich in zwei Männer gleichzeitig zu verlieben. Eigentlich war ich noch nicht einmal in einen einzelnen je richtig verliebt. So etwas hatte ich nie für möglich gehalten."
    "Warst du mit mir nicht glücklich?"
    "Doch. Aber ich wußte nie, ob du es auch bist." Sie stand auf und ging auf ihn zu. "Ich wünsche dir alles Gute."
    An und für sich wollte sie ihn nur zum Abschied umarmen, aber er zog sie fest an sich und küsste sie.
    Selbst jetzt, nachdem alles zu Ende war, gab es nichts perfekteres auf der Welt, als das. In diesem allerletzten Kuss lagen anfangs Wut und Leidenschaft, doch dann schmeckte er wehmütig und liebevoll und besser, als alle anderen davor.
    Erst durch diesen Kuss war sie sicher, dass auch er sie liebte.
    "Wie konntest du nur an mir zweifeln?" flüsterte er. "Unser Feuer wäre nicht verloschen, Anne. Es wäre stark genug gewesen, in jedem Regen zu brennen."
    Dann ließ er sie los und sie ging. Hinaus aus seinem Zimmer, seinem Haus und seinem Leben.
    Der Schmerz, den sie fühlte, war bitter.
    Woher wußte man, dass die Entscheidungen, die man traf, richtig waren? Konnte etwas, das so weh tat, überhaupt richtig sein?
    Natürlich empfand sie nicht exakt das gleiche für James und Marc. Wen liebte sie mehr? Zuerst war es Marc gewesen, dann Jamie - und nun?
    Ein kalter Herbstwind umfing sie, während sie die Straße hinunter lief. Das Laub der Bäume aus dem nahen Park wirbelte um ihre Füße. Sie fühlte sich, als ob sie ersticken würde. Am liebsten würde sie weglaufen aus der Stadt. Die steinernen Häuser, das Hupen der Autos, hektische Menschen. All das schien ihr die Luft zum atmen zu rauben. Aber London war riesig, es war ein ganz normaler Nachmittag und sie konnte nicht einfach flüchten. Wohin auch?
    Wie in Trance bog sie ab, in den Park hinein und setzte sich auf eine Bank. Wegen des starken Windes waren nur wenige Menschen hier. Darüber war Anne froh.
    Später konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, wie lange sie dort gesessen hatte. Aber die Sonne war schon untergegangen, als sie schließlich nach Hause kam, völlig erfroren und mit zerzaustem Haar.
    Ihr fiel zum ersten Mal im Leben keine Melodie ein, die sie im Kopf hätte spielen können. Keine einzige. Nichts, was den Schmerz verstummen ließ. Sie war einfach nur leer.

***
    Ausser Anne war der einzige Mensch, der wirklich traurig über Marc Harpers Weggehen war, sein Galerist, Simon Threakston.
    Er hatte davon aus dem Wirtschaftsteil der Times erfahren. Es machte sich immer gut, beim Mittagessen in einem der schicken Restaurants Mayfairs darin zu blättern, auch wenn ihn weder interessierte noch betraf, was darin stand.
    Umso entsetzter war er, als er die kurze Randnotiz entdeckte, die den Führungswechsel im Hauptquartier von Harper Mining erwähnte. So entsetzt, dass er trotz der frühen Stunde, es war noch nicht einmal zwölf Uhr, seinen Dealer anrief und mit zitternder Stimme zwei Gramm Kokain bestellte.
    Das Essen liess er ausfallen - der Appetit auf überteuerte Dover Scholle war ihm gründlich vergangen. Stattdessen eilte er nach Hause und sog gierig die Hälfte des weissen Pulvers in seine Nase, bis er sich besser fühlte.
    An den Tatsachen änderte dies jedoch nichts.
    Wie sollte er ohne die regelmässigen Einkäufe von Marc Harper seine Spielsucht und seine unselige Gier nach Kokain finanzieren? Es war

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