Wie Feuer und Eis - On Thin Ice
überleben. Sie musste.
»Ich könnte dir zu deinem nächsten Geburtstag einen Flammenwerfer schenken, wie wäre das?«
»Im Ernst, Derek …«
»Im Ernst, Lily. Meine Leute werden da sein und uns mit offenen Armen begrüßen.« Bitte, lieber Gott.
»Kann man solche schlechten Menschen denn nie ganz stoppen?«
Er dachte kurz daran zu lügen. »Gelegentlich schon.«
»Schlechte Aussichten. Warum machst du …« Sie brach seufzend ab. »Weil du bist, wie du bist.«
Derek lugte im Schein der Kopflampe auf das GPS und richtete die Hunde aus. Ja, er war wohl so.
Er hatte nie an seinem Beruf gezweifelt. Er liebte die Arbeit bei T-FLAC, auch wenn es sich manchmal so anfühlte, als könnten sie kaum etwas gegen den Terror ausrichten, der sich wie ein Krebsgeschwür über die Welt verbreitete. Doch er wusste, dass er und Menschen wie er etwas ändern konnten. Die Welt war sicherer, weil Männer und Frauen wie er dafür alles taten, was in ihrer Macht stand.
Es war das große Bild, das ihn inmitten des Chaos bei Verstand bleiben ließ.
Aber plötzlich hatte sich dieses Bild auf jene eine zierliche Frau reduziert, und es konnte gar nicht genug T-FLAC-Agenten, Marines oder Ranger, ja sogar verfluchte Navy-Seals geben, um die Wagenburg zu sichern und sie zu beschützen.
Großes Bild. Kleine Frau. Er war gerade dabei, wie ein Wahnsinniger mit Lily auf die Gefahr zuzusteuern.
Und es gab absolut keine Garantie, dass er sich am Ende nicht allein hineinstürzen musste.
»Die Hunde brauchen eine Pause«, unterbrach Lily seine Überlegungen. »Tut mir Leid.«
»Wir rasten eine halbe Stunde. Reicht das?« Er wusste, dass sie ihn um ein paar Stunden gebeten hätte. Keine Chance, dachte er, und bremste das Gespann langsam ab.
Sie war eine Kämpferin, und sein Herz schwoll voller Dankbarkeit, als sie leise sagte: »Gut.«
Sie bogen unter eine Baumreihe ein, nahmen sich die Zeit, ein kleines Feuer zu entzünden und Kaffee, Suppe und Hundefutter
warm zu machen. Derek erledigte die Küchenarbeit, während Lily konzentriert das Gespann abwanderte und die Pfoten und Beine der Hunde akribisch nach Eisschnitten absuchte.
»Alle in Ordnung, bis auf Rio«, teilte sie ihm über das Mikrofon mit. »Ich nehme ihn fürs nächste Stück im Korb mit. Dann sehen wir weiter. Sie kam zu ihm, so dick eingepackt, dass nur noch die Augen zu sehen waren. »Ich halte uns wirklich nicht gern länger als nötig auf, aber sie müssen fressen und ausruhen.«
»Ich weiß. Uns kann eine Pause auch nicht schaden. Wir sind alles in allem gut in der Zeit.« Er betrachtete die tiefer sinkenden Wolken und den unaufhörlich fallenden Schnee. Falls überhaupt möglich, wurde das Wetter noch schlechter. Genau wie die Chancen der guten Jungs, vor Ort zu sein, wenn Derek eintraf.
Das Bodenteam sollte aus Anchorage kommen. Sie würden unterwegs anhalten und die Schneemobile betanken müssen. Nein, die Chance, das jemand ihm zur Hilfe kam, war verschwindend gering. Sein Auge pochte wie zum Protest.
Es gab nichts, was er gegen die Schwellung tun konnte oder gegen den Sturm.
»Ist der Kaffee fertig?« Lily sah sehnsüchtig den geschwärzten Topf über dem Feuer an.
»Ein paar Minuten noch. Der Topf war so eisig, er braucht eine Weile. Hältst du es noch so lange aus, Süße?«
»Mir geht es prima, prima wie geeistem Daiquiri, aber trotzdem prima. Wie geht es deinem armen Auge?«
»Ich brauche die Socke nicht mehr.«
Ihre Augen blitzten, doch er konnte wegen des Schals ihr Lächeln nicht sehen. »Da bin ich aber erleichtert. Es hätte dein ganzes James-Bond-Image ruiniert, wenn du die bösen
Jungs mit einer Gymnastiksocke auf dem Gesicht hättest jagen müssen.«
»Ich liebe dich, Lily.«
Ihr Augen weiteten sich hinter der Schneebrille. Schock? Überraschung? Freude?
»Ich, ah, liebe dich auch. Ich gehe und spanne die Hunde aus, während das da warm wird. Bin gleich wieder da.«
Und fort war sie.
Das war erstaunlich glatt gegangen. Derek schüttelte den Kopf, während er Lily durch das Schneegestöber dabei zusah, wie sie am Gespann arbeitete. Er hatte nicht so damit herausplatzen wollen. Aber sie nur anzusehen, erfüllte sein Herz mit Liebe und Stolz. Er spürte es schon so lange, dass es sich ganz natürlich anfühlte, es ihr zu sagen. Für ihn . Der Zeitpunkt und der Ort waren jedoch das Letzte. Und Lily war sofort davonmarschiert. Er war sicher, dass Lily ihrerseits die drei Worte eher mechanisch wiederholt als aus vollem Herzen gesagt hatte.
Er
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