Wie funktioniert die Welt?
schönsten Ergebnisse der modernen Analysis, sondern man kann auch sagen, dass es uns ein unverzichtbares Instrument zur Behandlung nahezu jeder unergründlichen Frage in der modernen Physik zur Verfügung stellt.« [30] Ein höheres Lob kann es nicht geben.
A.C. Grayling
Russells Theorie der Beschreibungen
Philosoph; Leiter des New College of Humanities, London; außerplanmäßiger Fellow, St. Anne’s College, Oxford; Autor von The Good Book: A Humanist Bible
Mein Lieblingsbeispiel aus der Philosophie für eine elegante, inspirierende Theorie ist die Theorie der Beschreibungen von Bertrand Russell. Sie erwies sich nicht als endgültig, gab aber den Anlass zu neuen Untersuchungen der Struktur von Sprache und Denken, die reichhaltige Erkenntnisse lieferten.
Im Wesentlichen geht Russells Theorie von dem Gedanken aus, dass hinter der oberflächlichen Form der Sprache eine logische Struktur steht, die man durch Analysen ans Licht holen kann; wird diese Struktur offengelegt, erkennen wir, was wir in Wirklichkeit sagen, welchen Überzeugungen wir verpflichtet sind und welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit wir etwas, das gesagt und geglaubt wird, für wahr oder falsch halten.
Ein Beispiel, mit dem Russell seine Idee deutlich machte, ist die Behauptung »der derzeitige König von Frankreich ist kahlköpfig«. Sie wurde ausgesprochen, als es keinen französischen König gab. Ist diese Behauptung nun wahr oder falsch? Eine Antwort könnte lauten: keines von beiden, weil es derzeit keinen König von Frankreich gibt. Russell wollte aber eine Begründung dafür finden, warum die Behauptung falsch ist, ohne damit die logische Zweideutigkeit zu beseitigen – das heißt, Wahrheit und Falschheit sollten die beiden einzigen Wahrheitswerte sein.
Er postulierte, dass die grundlegende Form der Behauptung in der Verbindung von drei logisch tiefer liegenden Behauptungen besteht: (a) Es existiert etwas, das die Eigenschaft hat, König von Frankreich zu sein, (b) es gibt nur ein solches Etwas (damit ist die Aussage des bestimmten Artikels »der« berücksichtigt), und (c) dieses Etwas hat weiterhin die Eigenschaft, kahlköpfig zu sein. Mit den Symbolen der Prädikatenrechnung erster Ordnung, die Russell für die geeignete, eindeutige Darstellung der logischen Form einer Behauptung hielt, heißt das (ich vermeide streng die richtige Klammersetzung, damit kein Durcheinander entsteht):
(Ex)Kx & [(y)Ky–>y = x] & Bx
Oder ausgesprochen: »Es existiert ein x, so dass x gleich K ist; für jedes y gilt: wenn y gleich K ist, sind x und y identisch.« Dies ist die logische Behandlung des »der«, das Einzigartigkeit ausdrückt – »und x ist B«, wobei K für »hat die Eigenschaft, König von Frankreich zu sein« und B für »hat die Eigenschaft, kahlköpfig zu sein« steht. »E« ist der Existenzquantor »Es gibt …« oder »es gibt mindestens ein …« und »(y)« steht für den Allquantor »alle« oder »jede(r)«.
Jetzt erkennt man, dass die Behauptung auf zweierlei Weise falsch sein kann; die eine lautet: wenn es kein x gibt, wobei x gleich K ist, und die zweite lautet: wenn es ein x gibt, aber x nicht kahlköpfig ist. Indem Russell die Zweideutigkeit beibehielt und die Aussage auf ihr logisches Gerippe reduzierte, lieferte er ein »Paradigma der Philosophie«, wie Frank Ramsey es mit einem großartigen Ausdruck bezeichnete.
Was die unheilbare Skepsis gegenüber der Philosophie betrifft, so wirkt dies alles zweifellos so, »als würde man in fünf Zentimeter tiefem Wasser ertrinken«, wie man im Libanon sagt. In Wirklichkeit handelt es sich aber um ein Musterbeispiel der philosophischen Analyse, das sich als Ausgangspunkt für die Arbeiten in einem breiten Spektrum verschiedener Fachgebiete als fruchtbar erwiesen hat, von den Beiträgen von Wittgenstein und W.V. Quine bis zur Erforschung von der Philosophie von Sprache, Linguistik, Psychologie, Kognitionswissenschaften, Informatik und künstlicher Intelligenz.
Timo Hannay
Feynmans Lebensretter
Geschäftsführender Direktor, Digital Science, Macmillan Publishers, Ltd.; früherer Verleger von Nature.com; Mitorganisator von SciFoo
Ich möchte nicht nur eine bestimmte Erklärung nennen, sondern auch eine bestimmte Darstellung und ihren Darsteller: die Vorträge über Quantenelektrodynamik ( QED ), die Richard Feynman 1979 an der University of Auckland hielt. Sie gehören sicher zu den besten, die in der Geschichte der Naturwissenschaft jemals gehalten
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