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Wie funktioniert die Welt?

Wie funktioniert die Welt?

Titel: Wie funktioniert die Welt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brockman , Herausgegeben von John Brockman
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Maßstab hinaus. Die gute Nachricht, dass die Sonne in absehbarer Zeit nicht ausbrennen würde, war mit der schlechten Erkenntnis verbunden, dass sie in ein paar Milliarden Jahren mit Sicherheit ausbrennen wird. Zuvor jedoch wird sie in ihrem Stadium als roter Riese die geschmolzene Erde verschlingen.
    Die gleiche Erklärung besagt auch, dass im kosmischen Verlauf zu gegebener Zeit alle Sterne ausbrennen oder explodieren werden. Wärme und Licht, die entstehen, wenn einfachere Atome zu geringfügig komplexeren Atomen verschmelzen und wenn Masse in Energie verwandelt wird, gibt es nicht umsonst. Nicht einmal Sterne existieren über längere Zeit. Das Universum wird dunkler werden und sich immer stärker der Kälte des absoluten Nullpunkts annähern. Das Ergebnis ist ein schwaches weißes Rauschen von spärlicher Energie und Materie. Selbst die schwarzen Löcher werden im Laufe der Zeitalter ausbrennen oder im Beinahenichts eines fast vollkommenen, schwachen weißen Rauschens aufgehen. Dieses Fließgleichgewicht des weißen Rauschens hat letztlich einen Informationsgehalt von null. Es wird einer der letzten Schritte in einer erstaunlich langen Reihe unumkehrbarer, nichtlinearer Phasen oder Prozesse sein, aus denen die Evolution des Universums besteht. Man wird also nicht herausfinden können, welches Leben und welche Welten vorher da waren, selbst wenn es etwas gäbe, das solche Fragen stellen könnte.
    Die Erklärung, warum die Sonne noch scheint, ist so tief greifend, wie es überhaupt geht. Sie erklärt den Weltuntergang.

Charles Simonyi
Boskovichs Erklärung der atomaren Kräfte
    Schöpfer der WYSIWYG -Textverarbeitung; Mitbegründer von International Software; früherer Direktor für Anwendungsentwicklung und Leiter der Softwareentwicklung, Microsoft Corporation
    Ein Beispiel dafür, wie aus einfachen Überlegungen eine verblüffende Erkenntnis erwachsen kann, ist die Erklärung der atomaren Kräfte durch den Jesuiten und Universalgelehrten Roger Boscovich im 18 . Jahrhundert.
    Eine der großen philosophischen Debatten jener Zeit tobte zwischen den Anhängern von Descartes, die in der Tradition von Aristoteles meinten, Kräfte könnten nur das Ergebnis eines unmittelbaren Kontakts sein, und denen, die sich an Newton orientierten und an seine Vorstellung der Fernwirkung von Kräften glaubten. Damals war Newton der Revolutionär, aber seine Gegner vertraten mit einer gewissen Rechtfertigung die Ansicht, eine »Wirkung auf Entfernung« führe in die Physik wieder »okkulte« Erklärungen ein, die sich nicht aus dem von Descartes geforderten klaren Verständnis ableiten ließen. Boscovich, ein überzeugter Vertreter der Newton’schen Sichtweise, drehte die Frage herum: Lasst uns doch erst einmal genau untersuchen, was bei den Wechselwirkungen geschieht, die wir »unmittelbaren Kontakt« nennen würden.
    Seine Argumente sind einfach zu verstehen und äußerst überzeugend. Stellen wir uns zwei Körper vor, von den einer sich mit einer Geschwindigkeit von 6 und der andere mit einer Geschwindigkeit von 12  Einheiten bewegt; dabei holt der schnellere Körper den langsameren auf demselben geraden Weg ein. Wenn die beiden Körper zusammenstoßen, sollten beide sich wegen der Erhaltung der Bewegungsenergie auf derselben Bahn mit einer Geschwindigkeit von 9  Einheiten weiterbewegen, wenn es sich um eine unelastische Kollision handelt (oder, bei einer elastischen Kollision, für eine kurze Zeit unmittelbar nach dem Zusammenstoß).
    Aber wie hat sich die Geschwindigkeit des schnelleren Körpers von 12 auf 9 vermindert, und wie ist die des langsameren Körpers von 6 auf 9 gestiegen? Der Zeitraum für die Geschwindigkeit der Änderung kann sicher nicht 0 betragen, denn dann, so Boscovich, würde der augenblickliche Geschwindigkeitswechsel das Gesetz der Kontinuität verletzen. Außerdem müsste man dann sagen, dass die Geschwindigkeit eines Körpers im Augenblick des Aufpralls gleichzeitig 12 und 9 beträgt, was offensichtlich absurd ist.
    Der Geschwindigkeitswechsel muss also in einem kleinen, aber endlichen Zeitraum stattfinden. Mit dieser Annahme jedoch stoßen wir auf einen anderen Widerspruch. Nehmen wir beispielsweise an, die Geschwindigkeit des schnelleren Körpers betrage nach einem kurzen Zeitraum 11 und die des langsameren 7 . Das würde bedeuten, dass beide sich nicht mit der gleichen Geschwindigkeit bewegen, so dass die Vorderfläche des schnelleren Körpers durch die Hinterfläche des langsameren Körpers

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