Wie gut, dass es dich gibt!
loszulassen.“
Das war ein vernünftiger Rat. Sie sollte ihn annehmen.
„Erzählen Sie mir etwas über sich“, bat sie. „Ich weiß, dass Sie Petes Bruder sind, aber was machen Sie sonst?“
„Ich bin Arzt. Genauer gesagt Spezialist für krebskranke Kinder. Ich kümmere mich um die schwierigen Fälle – die, die sonst keiner übernehmen will. Ich bin den ganzen Tag auf der Suche nach Wundern.“
„Das muss sehr schwierig sein“, sagte sie.
Er zuckte mit den Schultern. „Die Erfolgsraten sind nicht so hoch, wie wir es gern hätten, aber ich bin fest entschlossen, diesen Kindern und ihren Eltern Hoffnung zu geben. Manchmal ist Hoffnung alles, was ihnen bleibt.“
Sein Gesichtsausdruck und seine Stimme waren voller Mitgefühl. Das war wohl der Grund, warum er sie für die Adoption nicht verurteilte. In seiner Welt gab es Schlimmeres als eine Adoption, vor allem wenn man dadurch Kind und Eltern glücklich machen konnte.
Crissy entsprach überhaupt nicht der Vorstellung, die Josh sich von ihr gemacht hatte. Ihm war zwar bewusst gewesen, dass sie fast dreißig sein musste, aber irgendwie hatte er geglaubt, heute Abend einen verängstigten Teenager anzutreffen. Doch da Brandon sich vom Baby zum fröhlichen und sportlichen Zwölfjährigen entwickelt hatte, lag die Schlussfolgerung nahe, dass seine leibliche Mutter sich wohl auch etwas verändert hatte.
Josh kannte Crissys Lebenslauf zumindest ungefähr. Sie kam aus gutem Hause und hatte einen höheren Schulabschluss. Sie war nicht verheiratet und überwies jedes Jahr an Brandons Geburtstag Geld für seine Ausbildung. Wenn Josh an Crissy dachte, dann immer nur als „die leibliche Mutter“. Bis heute war ihm irgendwie nicht in den Sinn gekommen, dass es da jemanden gab, der vielleicht Brandons Augen hatte und sein Lächeln.
„Er sieht Ihnen ähnlich“, stellte Josh fest.
„Ist das gut oder schlecht?“
„Gut.“
Sie lächelte, und er sah dabei nicht nur seinen Neffen vor sich, sondern auch Crissy. Sie war hübsch, mit ihren kurzen, glänzenden Haaren und den großen Augen. Ihm gefiel ihre Art, sich zu bewegen. Sie war sinnlich und … Sinnlich? Seit wann fielen ihm denn solche Sachen auf?
„Abbey hat gesagt, dass er sehr sportlich ist“, meinte Crissy. „Sein Vater hat in der Schule American Football gespielt und war ziemlich gut in Leichtathletik. Ich habe auch alle möglichen Sportarten ausprobiert und sogar ein Softball-Stipendium an der Universität bekommen. Ich nehme an, Sie kennen Softball. Es ist mit Baseball zu vergleichen. Ich dachte damals, ich wäre hart im Nehmen.“
Er grinste. „Das waren Sie bestimmt.“
„Schüchtert Sie das jetzt ein?“
„Ich zittere schon vor Angst.“
„Das nehme ich Ihnen nicht ab, aber danke, dass Sie zumindest so tun.“ Crissy erwiderte sein Lächeln.
„Abbey hat erwähnt, dass Sie selbstständig sind.“
„Ich betreibe Fitnessstudios für Frauen. Mittlerweile sind es sechs Stück. Alle hier in der Gegend.“
„Sehr beeindruckend.“ Das erklärte auch ihren tollen Körper, der ihm bereits aufgefallen war, als sie hereinkam. Sie war nicht sehr groß, aber sie wirkte sehr sportlich, mit Kurven an genau den richtigen Stellen. Er musterte ihren Pullover und hatte auf einmal das Bedürfnis, sie in enger Sportbekleidung zu sehen.
Was hatte das nur zu bedeuten? War er nach vier Jahren Tiefschlaf auf einmal wieder aufgewacht? Pete versuchte seit zwei Jahren, ihn zu überreden, sich wieder zu verabreden, rauszugehen, Spaß zu haben. Aber Josh hatte sich bis jetzt hinter seiner Arbeit verschanzt. Der Gedanke, sich wieder auf einen anderen Menschen einzulassen, lag immer noch in weiter Ferne. Aber etwas ganz Zwangloses, ganz ohne Verpflichtungen, war vielleicht möglich.
„Sind Sie bereit für den nächsten Schritt mit Brandon?“, fragte er Crissy.
Sie zuckte zusammen. „Nein, bin ich nicht. Aber ich glaube, ich muss einfach ins kalte Wasser springen und hoffen, dass es die richtige Entscheidung ist.“
„Pete und Abbey haben gerade erfahren, dass die Adoption von ihrem dritten Kind, Hope, endlich gewährt wurde. Sie möchten die gute Nachricht mit einer Adoptionsparty feiern. Mit vielen Freunden und der Familie. Sie könnten doch einfach vorbeikommen und sich unter die Leute mischen.“
Crissy schluckte. „Das hört sich doch gut an. Wann ist die Party?“
„Am Samstag um drei.“
Sie legte die Hand auf ihr Herz. „Ich glaube, mir bleibt gerade die Luft weg. Ist es üblich, auf eine
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