WIE GUT IST IHRE ALLGEMEINBILDUNG
Antwort: Jetzt weiß ich es, Jemen.
Ein Einzelfall?
Selbstverständlich. Aber mit Geografie können tatsächlich immer weniger Studierende etwas anfangen. Ich lege jetzt zu Beginn meiner Vorlesungen immer eine Landkarte auf und empfehle intensives Draufschauen, nach dem Motto: Steter Tropfen höhlt das Hirn. Es heißt, diese jungen Leute seien eine Ego-Taktiker-Generation. Ich fürchte, es ist eher die Tomtom-Generation, die sich nur noch mit elektronischem Navi in der Welt zurechtfindet.
Die Wuppertaler Studenten haben auch im Studenten-Pisa besonders schlecht abgeschnitten. Sie haben imDurchschnitt rund 53 Prozent der Fragen richtig beantwortet, die Studenten von den besten Hochschulen lagen bei 64 Prozent, also deutlich darüber. Von den großen Hochschulen hat keine einzige ein schlechteres Ergebnis erzielt als die Universität Wuppertal.
Das verwundert mich nicht. Da spielt genau diese Herkunft der Studierenden eine Rolle. Die Kinder von Bildungsbürgern gehen nicht unbedingt nach Wuppertal, Dortmund oder Siegen – wie früher ziehen sie Bonn, Tübingen, Freiburg oder Göttingen vor. Der zweite Grund: Ich habe gestern in meiner Vorlesung gefragt, wer nebenbei arbeiten muss. 90 Prozent der Anwesenden haben sich gemeldet. Muss jemand an vier Tagen pro Woche sechs Stunden kellnern, kann er in dieser Zeit nicht den »Mann ohne Eigenschaften« lesen.
Was müsste getan werden?
Als die Bachelor-Studiengänge eingerichtet wurden, hat man übersehen, dass es an manchen Universitäten viele Teilzeitstudenten gibt, die nun in ein Zeitkorsett gezwängt werden. Also brauchen wir echte Teilzeitstudiengänge – was bisher hinten heruntergefallen ist. Außerdem fehlt schmerzlich ein breit ausgebautes Stipendiensystem.
Wir haben auch noch eine gute Nachricht von unserem Studenten-Pisa mitgebracht. Ihre Hochschule hat zwar schlecht abgeschnitten, aber Ihr Fach sehr gut: Geschichtsstudenten wissen mehr als fast alle anderen Studenten.
Das überrascht mich nicht. In den Neunzigerjahren haben verschiedene Uni-Gruppen in Münster am großen Rätselrennen des «SZ-Magazins« teilgenommen. Von denen schnitten Germanisten und Mathematiker nicht so gut ab. Am besten waren die Physiker, weil sie noch ein erhebliches Maß klassischer Bildung parat hatten. Danach kamen die Historiker.
Auch im Studenten-Pisa schneiden die Physiker gut ab. Warum sind sie schlauer als andere, etwa die Mathematiker?
Die Physiker haben vielleicht mehr intellektuelle Spannweite. Unter ihnen finden sich viele Schwerstgelehrte.
Eine letzte Antwort sind Sie uns noch schuldig: Welche Potenzmittel hätte Karl der Große benutzt?
Was den berüchtigten Sex-Appetit dieses Kindermachers hochhielt, ist nicht bekannt, sondern nur zu erschließen. Gewiss keine blauen Pillen, sondern was Biotisches aus dem Kräutergarten zu Aachen, also Liebstöckel, Koriander, Petersilie, auf keinen Fall Spanische Fliege oder Wolfsmilch. Am ehesten verlangte es den Kerl Karl wohl nach – Knoblauch.
Herr Freise, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
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»Bildung kann man nicht downloaden«
Ein Gespräch mit dem TV-Moderator Günther Jauch über seine Schulzeit, das Internet und seine Quizshow »Wer wird Millionär?«
Herr Jauch, waren Sie ein guter Schüler?
Allenfalls mittelmäßig, am Ende ging ich mit einem ruhmlosen 3,1-Abitur vom Gymnasium. Ich wusste in der Schule genau, was mich interessiert und was nicht. Deutsch fand ich toll, politische Weltkunde auch und Biologie so einigermaßen, aber in vielen anderen Fächern bin ich knapp an der Leistungsverweigerung vorbeigeschrammt.
Sie haben mal von Ihrer Faulheitstheorie gesprochen.
Meine Strategie war, nur so viel zu lernen, dass es gerade so für die nächste Klausur und eine problemlose Versetzung reichte. Ich habe das Wissen funktionalisiert und versucht, mit möglichst geringem Aufwand durch die Schule zu kommen. Es war früh klar, dass aus mir kein Physiker werden würde oder ein Altphilologe. Ich wollte Journalist werden, und hätte das nicht geklappt, wäre ich vielleicht Kriminalpolizist oder Banker geworden.
Sie wollten Banker werden?
Wirtschaft fand ich spannend, und ich konnte mir durchaus vorstellen, in einer Bank zu arbeiten. Ich habe dann Jura studiert und Politik, die Uni allerdings bald wieder verlassen, nachdem mich die Münchner Journalistenschule aufgenommen hat. Da habe ich mich dann richtig wohl- gefühlt. Der Praxisbezug war viel größer als an der Uni und der Unterricht sehr
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