Die Schuhliebhaberin - Moore, M: Schuhliebhaberin
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Der junge Bauarbeiter drehte das große Pappstraßenschild von »Langsam« auf »Stopp«. Amanda hätte gerade noch durchrutschen können, aber sie trat lieber auf die Bremse und kam etwa anderthalb Meter vor dem jungen, schlaksigen Kerl zum Stehen. Unter seinem Helm wirkte sein Gesicht jung und verletzlich. Er war wohl kaum älter als achtzehn oder neunzehn. Vielleicht ein Student, der sich während der Sommerferien etwas dazuverdiente. Er war gebräunt und arbeitete mit nacktem Oberkörper. Ein Kreis drahtiges dunkles Haar umgab jeweils die beiden kleinen harten Brustwarzen. Ein paar verirrte Haare wuchsen auf der Brust. Seine Unterhose lugte ein paar Zentimeter über seine Arbeiterhose und den tief hängenden Werkzeuggürtel. Ein Schweißtropfen rann von einer Achselhöhle über seinen Brustkorb hinab. Amanda ließ das Fenster herunter und atmete tief durch. Leider bekam sie nur den Geruch nach heißem Teer und Baustellenstaub in die Nase. Eine dünne, gerade Linie aus dunklen Härchen verlief vom Nabel des Teenagers bis zum Bund seiner Unterhose. Amandas Fantasie folgte dieser Linie weiter hinab.
Im Gegensatz zu dem bulligen Bär von einem Mann, der drei Meter weiter eine Betonplatte mit einem Vorschlaghammer bearbeitete, machte der junge Mann auf Amanda nicht den Eindruck, als ob er alt genug oder stark genug für harte Arbeit wäre. Sie fragte sich, ob die älteren, raubeinigen Männer hin und wieder den weichen und verletzlichen Jungen ausnutzten. Vielleicht nahmen sie ihn manchmal mit in einen der Bauwagen, in denen die Arbeiter ihr Werkzeug aufbewahrten, um ihn dort dann wie eine Flasche billigen Schnaps rumgehen zu lassen, und zwangen ihn, den Kerlen reihum einen zu blasen. Oder sie zwangen ihn, sich über einen Sägebock zu legen, und rammten ihm ihre dicken, riesigen Schwänze bis zum Anschlag in den engen jugendlichen Arsch.
So eine Erfahrung konnte einen jungen, beeinflussbaren Mann nachhaltig prägen und für Verwirrung sorgen. Vielleicht zweifelte er dann sogar an seiner Männlichkeit. Was er wirklich brauchte, war eine reife, zugleich aber verführerische ältere Frau, die ihn in die Hand oder den Mund nahm ... eine wollüstige Frau, die nichts von ihm verlangte. Die nichts von ihm wollte außer der Befriedigung ihres überwältigenden Verlangens und einem guten, harten ...
Hinter ihr plärrte die Hupe eines Autos. Der Junge, der gerade ihre Fantasie so beschäftigt hatte, winkte ihr, sie solle weiterfahren. Sein Schild hatte sich von »Stopp« längst wieder auf »Langsam« gedreht. Amanda beschleunigte ihren Lexus und fuhr im Schritttempo durch die Baustelle. Sie warf nur ein paar flüchtige Blicke auf die hünenhaften, gebräunten und verschwitzten Bauarbeiter.
»Unmenschen«, murmelte sie. Eigentlich war das ein Kompliment.
Inzwischen war sie links auf die Argos Road abgebogen, fuhr nach rechts in den Jason Way und hielt schließlich in der Einfahrt von Nummer 247. Ihre Gedanken kreisten derweil nicht mehr bloß um den schlaksigen Jungen, sondern auch um den riesenhaften Mann. Das Szenario, das sie vor ihrem inneren Auge entwarf, war im Grunde recht spannend, fühlte sich jedoch gleichzeitig unheimlich an.
Amanda war während ihrer Jugend nicht nur geil auf Sex gewesen, sondern hatte auch eine gewisse Neigung entwickelt, sich zu unterwerfen. Und auch jetzt war sie, wenn sie sich in ihren Tagträumen Sex mit älteren Männern wie ihrem eigenen Ehemann Roger vorstellte, ständig zumindest gehorsam. Aber wenn sie sich Sex mit Männern vorstellte, die jünger als sie waren (und zwar viel jünger!), dann war es inzwischen immer sie, die vorgab, was getan wurde. Es fühlte sich daher seltsam an, sich beides gleichzeitig vorzustellen, aber das machte es zu ihrem Vergnügen noch erregender.
Was sollte sie also tun? Sie rutschte unruhig auf dem butterweichen Ledersitz herum. Oh ja, sie wollte Sex. Amanda hatte also zwei Möglichkeiten: Sie könnte ein wasserfestes Sexspielzeug mit in die Badewanne nehmen oder sich rasch mit ihrem Vibrator oder ihren geschickten Fingern auf dem Bett vergnügen. Das zählte übrigens als eine Möglichkeit, nicht zwei, denn in beiden Fällen ging es um Selbstbefriedigung. Oder ... Nun, sie könnte diese Erregung in den kommenden Stunden auskosten, indem sie sich darauf vorbereitete, Roger heute Abend nach allen Regeln der Kunst zu verführen. Wenn sie Roger bloß dazu bewegen konnte, einmal zu einer vernünftigen Zeit nach Hause zu kommen! Sie wusste, dann konnte
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