Wie ich Schriftsteller wurde
Phase im Blauen Haus. Dann ist meine vorgesehene
Redezeit vorbei und es folgt die Fitnesstrainerin.
Sie erzählt, dass sie aus Eckernförde kommt und dass ihr
revolutionär neues Fitnessprogramm ‚Knick-knack’ heißt und dass sie ein Buch
darüber geschrieben hat. Dann knackt sie vor laufender Kamera mit ihren Arschbacken
Nüsse. Ich habe mich schon vorher über ihre knappe Bekleidung gewundert.
Die sozial engagierte Sozialpädagogin heißt Christina
Hutmacher-Zott und kommt aus Todtmoos, sie arbeitet im Hauptberuf in der
spätpubertären Fortbildung allein erziehender Stiefväter in homosexuellen
Beziehungen, in ihrer Freizeit strickt sie Wurzelwärmer für gefährdete
Baumarten in Bhutan und hat – wer hätte das gedacht? – ein Buch darüber
geschrieben. Sie erhält viel Zuspruch aus dem Publikum. Dennoch versichert mir
Maybritt von Sinnen auf der After-Show-Party, dass ich der Star des Abends
gewesen sei.
Ich
gewinne an Einfluss
Die Talkshow hat mich deutlich nach vorn gebracht und mir
völlig neue Möglichkeiten in der Szene eröffnet. Der Schriftstellerverband „Plume
Créative“ meldet sich telefonisch, ein Kontakt, den Hermann Onno von Heimeran vom
„Bund Freier Schriftsteller – kreatives Schreiben“ vermittelt hat, wie ich
später höre. Ein sehr französisch klingender Mensch namens Jean-Jacques Échec fragt
an, ob ich nicht einen Vorschlag für den alljährlichen verliehenen „Prix poète jeune“
machen wolle und gegebenenfalls meinen Preisträger in der Laudatio vorstellen
könne. Nachdem ich bereits meinen Einkaufszettel als Literatur verkauft habe,
reitet mich der Teufel. Ich benenne Carlos Peixe aus Brasilien.
Qui-qui, meint der Mensch am anderen Ende der Leitung,
dieser junge südamerikanische Autor läge ihm auch sehr am Herzen, das sei ein
guter Vorschlag, und ob ich ihm nicht einen kurzen Lebenslauf zusenden und eine
Arbeitsprobe vorschlagen könnte für den Hochglanz-Folder zur Preisverleihung.
Ich sage zu.
Nun warte ich auf das Erscheinen meines fertigen Romans. Wie
ich aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen höre, bin ich bereits für den Ingeborg-Teichmann-Preis
der Gemeinde Klagenswerth und den Bayerischen Poetenpfennig vorgeschlagen.
Auszeichnungen sind mir aber unwichtig, ich freue mich darauf, die Summe meiner
Worte ästhetisch ansprechend zwischen zwei Buchdeckeln in Händen zu halten. Die
Zeit bis dahin vertreibe ich mir, indem ich Passagen aus dem Werk von Carlos
Peixe „übersetze“.
Ich hoffe, Sie werden mein Buch, informiert über seine
Entstehung, wie Sie ja sind, kaufen und an Ihre Bekannten und Verwandten
weiterempfehlen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.
Nachwort
Ich selbst denke bereits über ein zweites Buch nach. Paula
meint, dass ich dabei nicht so sehr auf die Sprachkunst achten solle, sondern
mein erzählendes Ich befreien und mehr romantische Gefühle zulassen solle. Wie
immer hat sie damit Recht, denke ich.
Impressum
Autor: Norbert Golluch
Verlag: Selbstverlag
Umschlag: Norbert Golluch unter Verwendung eines eigenen
Fotos
Hersteller: Amazon
Titel: Einen Roman schreiben; Auf der Suche nach dem großen
Stoff, Much, 2013
© Norbert Golluch
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