Wie Kinder heute lernen
dem Schulpsychologen oder der Schule besprechen.
Die besondere Begabung des eigenen Kindes mit Laien, also z. B. anderen Müttern mit durchschnittlich begabten Kindern und mäßig begabten Kindern, zu diskutieren, ist nicht ratsam. Deren Hinweise sind oft wenig kompetent und verunsichern die
fragenden Eltern nur. Dennoch bekommen sie häufig auch ungefragt gut gemeinte Ratschläge, da kluge Kinder ihre Begabungen nicht bewusst verbergen können und Mitschüler wie Freunde und deren Eltern deshalb davon wissen.
Einen regelmäßigen, guten Kontakt mit den Lehrern in der Schule zu halten ist für diese Eltern besonders wichtig. Lehrer können »wissbegierige« Schüler durch Sonderaufgaben fördern oder Eltern Tipps zur Förderung zu Hause geben.
Wie fördert das Schulsystem kluge Kinder?
Die meisten Bundesländer haben aus der Tatsache, dass kluge Kinder oft an Unterforderung leiden, Konsequenzen gezogen: Sie regen an, Klassen zu überspringen. Es gab schon immer vereinzelt Schüler, die in die nächsthöhere Klasse wechselten, oder Modellschulen, an denen Begabtenförderung praktiziert wurde (z. B. den Modellversuch »Begabtenförderung am Gymnasium mit Verkürzung der Schulzeit« - BEGYS - in Rheinland Pfalz). Die Entscheidung für das Überspringen einer Klasse trifft die Versetzungskonferenz, mit anderen Worten: die Lehrer, die ein Kind unterrichten. Schüler, die vor dem Überspringen einer Klasse unzufrieden sind, weil sie sich unterfordert fühlen, erfahren durch die neuen höheren Ansprüche oft einen großen Motivationsschub. Manche Kinder überspringen im Laufe ihrer Schullaufbahn sogar gleich mehrere Klassen. Gesetzesänderungen in den letzten Jahren haben aber zu differenzierteren Möglichkeiten der Förderung von begabten Kindern in der Schule geführt:
› Sie können früher eingeschult werden. Das ging auf Antrag schon immer, aber heute sind die Stichtage - je nach Bundesland etwas unterschiedlich - aufgeweicht. Musste früher ein Kind mindestens fünfeinhalb Jahre alt sein, können jetzt schon Fünfjährige eingeschult werden. Viele Experten befürworten - angeregt durch die Ergebnisse der PISA-Tests - generell ein Einschulen mit dem fünften Lebensjahr. Dies ist jedoch eine deutsche bildungspolitische
Diskussion, die keinesfalls speziell auf die Problematik besonders kluger Kinder zugeschnitten ist.
› Die immer noch geringe Zahl der Überspringer, die von Bundesland zu Bundesland deutlich variiert, zeigt, dass von dieser Individualförderung eher zögerlich Gebrauch gemacht wird. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass viele Eltern von dieser Möglichkeit keine Kenntnis haben. Sobald ein Schüler durch überdurchschnittliche Leistungen auffällt und im Zeugnis nur Einser und Zweier stehen, sollten Eltern sich zumindest über diese Chance informieren. Natürlich entscheidet auch das Kind mit. Vor- und auch Nachteile sollte man gemeinsam altersgerecht besprechen. Die praktische Erfahrung zeigt, dass bestimmte Jahrgangsstufen eher für ein Überspringen geeignet sind als andere. Hier ist entscheidend, wann in welchem Bundesland der Übertritt auf eine weiterführende Schule erfolgt und wann die zweite Fremdsprache startet.
› Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler werden nach der Erprobungsstufe zu einer Gruppe zusammengefasst, um sie besser fördern und in eine höhere Klasse integrieren zu können. Im Rahmen von Förderangeboten arbeiten sie in zentralen Fächern wesentliche Unterrichtsinhalte der jeweils höheren Klasse oder Jahrgangsstufe vor.
› Kluge Kinder können in sogenannten Profilklassen gefördert werden, in denen der Lehrer die Unterrichtsinhalte konzentrierter behandelt. So werden etwa die Inhalte der Jahrgangsstufe elf schon in den darunterliegenden Klassen vorgearbeitet, sodass diese Jahrgangsstufe übersprungen werden kann. Natürlich müssen dafür bestimmte Voraussetzungen in einer Schule gegeben sein, z. B. muss sich überhaupt eine Gruppe sehr leistungsstarker Schüler finden. Ist das nicht der Fall, werden die Schulen stattdessen zu einem individuellen Überspringen einer Jahrgangsstufe raten.
Ein anderer Ausweg ist der Wechsel an eine Spezialschule für Hochbegabte; die speziellen Internate sind jedoch nur sehr spärlich über Deutschland verteilt. Insofern ist diese Maßnahme ein
tiefer Einschnitt in das Leben und in das soziale Netz des hochbegabten Kindes. Entsprechend sollte sie auch nur nach reiflicher Überlegung und in Absprache mit dem Kind ergriffen
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