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Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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nicht alle Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten sind hochbegabt, aber es lohnt sich immer, nach den Gründen für diese Auffälligkeiten zu fahnden. Einige Kinder stören den Unterricht, weil sie schlicht gelangweilt sind. Leider wird das von Lehrern nicht immer sofort erkannt, denn oft fallen diese Kinder nicht nur durch seltsames Verhalten, sondern eben paradoxerweise auch durch schlechte Leistungen auf. Durch ihre Unterforderung sind sie so gelangweilt, dass sie sich völlig verweigern. Im Extremfall bleiben hochbegabte Kinder sogar »sitzen« oder müssen die Schule wechseln.

Mythen: Genie oder Sonderling
    Eine Hochbegabung bedingt in keiner Weise automatisch die Zugehörigkeit zu irgendeiner Art von Elite. Dennoch ist diese Fehlassoziation gerade in Deutschland weit verbreitet. Entsprechende Vorbehalte erleben Eltern hochbegabter Kinder oder die Betroffenen selbst. Elite ist ein soziologischer Begriff, der vor allem mit Machtkonzentration in Zusammenhang gebracht wird. Es wäre jedoch falsch zu glauben, hochbegabte Menschen wären in der Politik oder in den Machtzentren der Industrie stärker vertreten als in anderen Berufsgruppen. Hochbegabte Kinder haben eine außergewöhnliche Intelligenz, sie begründen aber keine eigene soziologische Gruppe, sondern kommen aus allen Bevölkerungsschichten.
    Entgegen allgemeiner Vorurteile sind die meisten hochbegabten Kinder als sozial kompetent einzustufen. Es gibt in jeder Gruppe von Kindern einige, die Kontaktschwierigkeiten haben und sich in der sozialen Interaktion schwertun. Diese findet man natürlich auch bei hochbegabten Kindern, aber erstaunlicherweise in geringerer Zahl als in jeder anderen Gruppe gleichaltriger Kinder! Entsprechend wird bei Problemen, die es in bestimmten Bereichen mit hochbegabten Kindern, Jugendlichen und Schülern gibt, oft übersehen, welche hohe schützende Funktion
eine Hochbegabung generell hat. Sie bewahrt solche Kinder im statistischen Durchschnitt vor Kriminalität, großer Aggressivität, antisozialem Verhalten und in den allermeisten Fällen auch vor schulischen Problemen. Diese Erkenntnis mag es Eltern, die von bohrenden Fragen hochbegabter Kinder ermüdet sind, erleichtern, diesen Zustand zu ertragen.
    Es existiert kein gesicherter Hinweis darauf, dass hochintelligente Menschen häufiger an Geisteskrankheiten erkranken als andere Menschen! Vermutungen über einen Zusammenhang zwischen »Genie und Wahnsinn« sind eben nur ein Mythos.

Jungen und Mädchen
    Es gibt ebenso viele hochbegabte Jungen wie Mädchen. Zwar nehmen bei Testverfahren zur Hochbegabung mehr Jungen als Mädchen teil, aber der Rückschluss, dass es deshalb auch mehr hochbegabte Jungen gibt, ist falsch. Mädchen werden nur seltener als hochbegabt erkannt. Hier spielen gesellschaftliche Vorurteile eine Rolle und eine entsprechende Erwartungshaltung, die Mädchen gegenüber immer noch anders ist als Jungen gegenüber. Hinzu kommt, dass Mädchen im statistischen Mittel zurückhaltender sind als Jungen und ihre hohe Begabung dadurch oft erst später entdeckt wird. Darüber hinaus sind sie noch stärker darauf bedacht als Jungen, ihren Freundinnen zu gleichen, zu funktionieren und nicht weiter aufzufallen. Der Wunsch, in der Gruppe nicht anzuecken und »mitzuschwimmen« ist bei ihnen stärker ausgeprägt.
    Bei hochbegabten Jungen ist im Vergleich zu entsprechenden Mädchen häufiger eine Diskrepanz zwischen motorischer und kognitiver Entwicklung zu beobachten. Dieser Umstand kann zu starken Frustrationen bei den betroffenen Kindern führen. Er kann gar dazu beitragen, dass diese Kinder sich bestimmten Tätigkeiten im Kindergarten und in der Schule verweigern. Können diese Kinder bestimmte Ideen und Aufgaben nicht so
verwirklichen, wie sie sich das vorstellen, kann es zu Zornesausbrüchen mit anschließender Verweigerungshaltung kommen. Dies hat nichts mit emotionaler Unreife zu tun, sondern ist eine Folge der Diskrepanz von Wollen und kognitiver Einsicht im Vergleich zum motorischen Vermögen. Es besteht die Gefahr, dass diese Dissonanz sich negativ auf die zukünftige Motivation und sozial-emotionale Reifung auswirkt. Eine Regel, die man auch im Zusammenhang mit hochbegabten Kindern nicht vergessen sollte, verlieren leider Eltern wie Lehrer allzu oft aus dem Blickfeld: Auch diese Kinder brauchen Lob, Zuwendung, Ermutigung und Unterstützung. Dadurch, dass ihnen vieles sehr leichtfällt, erscheint es oft, als hätten sie gar kein Lob und keine liebevolle Unterstützung

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