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Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Titel: Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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Antwort: Nein.
    • Gibt es Ironien und Überraschungen? Antwort: Ja.
    • Entwickeln sich die Figuren weiter? Antwort: Ja.
    • Lohnt es sich, diese Geschichte zu schreiben? Antwort: Geben wir ein Ja mit Einschränkungen.
    Wir haben also mit Hilfe des Zauberstabs Prämisse die Geschichte um einiges verbessert.
    Wir könnten weitere Komplikationen in die Geschichte einbauen, indem wir noch einmal
    unseren Zauberstab herausnehmen und eine Liebesbeziehung hinzufügen. Vielleicht geschieht

es aus Liebe, daß er sich herabläßt, die illegalen Pestizide zu benutzen. Dann würde die
    Prämisse lauten: Liebe zerstört Idealismus , was viel frischer und interessanter ist.
    In der Geschichte würde es dann also um Liebe und Idealismus gehen. Es käme die gleiche Geschichte heraus, wenn ein idealistischer junger Mann ein Boot zum Thunfischfang erben würde und wirtschaftliche Gründe ihn zwängen, illegale Fangnetze zu benutzen. Oder wenn er einen Lebensmittelladen erbt und wirtschaftliche Gründe ihn zwingen, Alkohol an Jugendliche zu verkaufen. Der Text würde sich ändern, die Prämisse nicht.
    PRÄMISSEN ERFINDEN AUS SPASS ODER AUS PROFIT
    Eines Nachts haben Sie einen furchtbaren Alptraum. In diesem Traum haben Sie ein abscheuliches Verbrechen begangen und die Polizei ist Ihnen auf der Spur. Sie wachen schweißgebadet auf und denken, wow, das würde einen verdammt guten Roman abgeben. Der Alptraum gibt Ihnen also den Anstoß. Sie wollen einen Roman über einen Mann schreiben, der einen Mord begeht und dann merkt, wie die Polizei hinter ihm her ist.
    Das ist keine Prämisse. Das ist lediglich eine Idee für eine Geschichte. Damit haben wir aber noch keine Geschichte.
    Also gut. Am nächsten Tag setzen Sie sich an Ihren Computer, tippen »Notizen« als Überschrift und fangen an, Ihre ursprüngliche Idee auszubauen. Wer ist Ihre Hauptfigur? Warum begeht sie den Mord? Und so weiter. Sie wollen über einen ganz durchschnittlichen Mann schreiben, der einen Mord begeht. Er ist absolut kein Mördertyp - vielleicht tut er es aus edlen Gründen. Zum Beispiel, um seine Familie zu schützen.
    Das ist gut. Aber worin besteht der edle Grund?
    Sie wissen es nicht. Sie zermartern sich das Hirn, aber es fällt Ihnen nichts ein.
    Dann lesen Sie in der Zeitung einen Artikel über einen Mann, der angeblich eine Frau liebte und ihr ständig nachstellte. Doch als sie nichts von ihm wissen wollte, brachte er sie um. Die Frau war zur Polizei gegangen, aber was sollten die machen? Sie konnten sie nicht
    vierundzwanzig Stunden am Tag beschützen. Die Frau erwirkte eine gerichtliche Verfügung, doch der Mann ignorierte das. Und als sie ihn dann vor Gericht brachte, bekam er lediglich eine Verwarnung.
    Das ist gut, denken Sie. Das wäre sicher ein Motiv für einen Mord. Die Frau eines ganz normalen Durchschnittsbürgers wird belästigt, und die Polizei und die Gerichte können nichts dagegen tun. Also beschließt der Held, daß er moralisch absolut berechtigt sei, den Kerl umzubringen.
    Jetzt haben Sie einen Anfang, aber Sie haben immer noch keine Prämisse. Warum nicht? Weil eine Prämisse das Ende der Geschichte mit einschließt. Wenn Sie Ihre Prämisse kennen, dann wissen Sie auch, was mit den Figuren als Ergebnis der Handlung passiert.
    Also gut, der Ehemann begeht den Mord und beseitigt die Leiche, und dann kommt ihm die Polizei auf die Spur. Welchen Aspekt menschlicher Existenz wollen wir denn nun in dieser Geschichte herausstellen? Worum geht es in unserer Geschichte? Hier sind einige Möglichkeiten:
    1. Es könnte ein Kriminalroman sein, in dem der Durchschnittsbürger der Mörder und ein Detective der Held wäre.
    2. Es könnte eine amerikanische Version von Verbrechen und Strafe sein, in der der Schwerpunkt auf der Reue des Mörders läge; mit anderen Worten eine Geschichte über Reue und spirituelle Wandlung.
    3. Es könnte eine Liebesgeschichte sein, in der der Mörder verrückt auf seine Frau ist und

nicht mit der Vorstellung leben kann, daß ihr etwas zustoßen könnte. Doch nachdem er für sie getötet hat und sie das herausfindet, kann sie seine Gegenwart nicht mehr ertragen. Die Geschichte würde mit einer Ironie des Schicksals enden: Er verliert die Frau, für die er getötet hat.
    4. Es könnte sogar eine humoristische Geschichte über jemanden sein, der versucht, den Mann umzubringen, der seine Frau belästigt, aber immer wieder scheitert.
    5. Oder es könnte eine Geschichte über Betrug sein, in der die Frau den Ehemann

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