Wie man Freunde gewinnt
kleine
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Wohnung und ein Auto.»
«Das hier ist ein Traumhaus», fuhr sie fort und in ihrer Stimme schwangen süße Erinnerungen mit. «Es wurde mit Liebe gebaut. Mein Mann und ich träumten jahrelang davon, ehe wir mit dem Bau begannen. Wir hatten keinen Architekten, sondern machten alle Pläne selber.»
Dann führte sie ihren Gast durch das ganze Haus, und er drückte ihr seine ehrliche Bewunderung aus für die kostbaren Dinge, die sie von ihren Reisen zurückgebracht und ein Leben lang gehegt und gepflegt hatte: schottische Shawls, ein englisches Teeservice, chinesisches Porzellan, französische Betten und Stühle, italienische Gemälde und Seidendraperien, die einst in einem französischen Schloß gehangen hatten.
Nachdem sie Mr. R. das Haus gezeigt hatte, führte sie ihn hinaus zur Garage, wo ein aufgebockter Packard stand - er war funkelnagelneu.
«Mein Mann kaufte diesen Wagen kurz vor seinem Tod», sagte sie leise. «Ich bin seither nie mehr darin gefahren. Ich habe gesehen, daß du Freude hast an hübschen Sachen und deshalb möchte ich dir diesen Wagen schenken.»
«Aber Tantchen», stotterte er, «ich bin vollkommen überwältigt. Ich schätze deine Großzügigkeit außerordentlich, aber das kann ich doch nicht annehmen. Ich bin ja nicht einmal mit dir verwandt. Zudem habe ich einen neuen Wagen, und du hast bestimmt viele Verwandte, die sich über diesen Packard furchtbar freuen würden.»
«Verwandte!» schnaubte sie. «Natürlich habe ich Verwandte.
Die warten ja nur darauf, daß ich sterbe, damit sie diesen Wagen bekommen. Aber sie bekommen ihn nicht.»
«Wenn du ihn ihnen nicht geben willst, kannst du ihn doch ohne weiteres einem Gebrauchtwagenhändler verkaufen», sagte Mr. R.
«Verkaufen!» rief sie aus. «Denkst du, ich würde diesen
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Wagen je verkaufen? Denkst du, ich könnte mit ansehen, wie fremde Menschen in diesem Wagen, den mein Mann für mich gekauft hat, die Straße hinauf- und hinunterfahren? Ich würde nicht im Traum daran denken, ihn zu verkaufen. Ich schenke ihn dir. Du weißt schöne Dinge zu schätzen!»
Mr. R. tat alles, um die Tante von ihrem Vorhaben abzubringen, aber es war unmöglich, den Wagen abzulehnen, ohne ihre Gefühle zu verletzen.
Diese Dame, die allein in ihrem großen Haus mit den schottischen Shawls, den französischen Antiquitäten und ihren Erinnerungen zurückgeblieben war, sehnte sich nach einem bißchen Verständnis. Sie war einmal jung und schön und begehrt gewesen. Sie hatte ein Haus gebaut, es mit Liebe eingerichtet und mit Gegenständen geschmückt, die sie überall in Europa gesammelt hatte. Doch jetzt, in der Einsamkeit ihrer alten Tage, sehnte sie sich nach ein wenig menschlicher Wärme und Teilnahme - und niemand gab sie ihr. Und als sie sie endlich fand, wie eine Quelle im Wüstensand, war ihre Dankbarkeit so groß, daß einzig ihr geliebter Packard gut genug war, um ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen.
Donald McMahon war Geschäftsführer in einer großen Firma für Gartengestaltung in New York. Von ihm stammt die folgende Geschichte.
«Kurz nachdem ich den Vortrag darüber, wie man Freunde gewinnt und Menschen beeinflußt, gehört hatte, mußte ich den Besitz eines bekannten Richters gestalten. Der Eigentümer erteilte mir ein paar Anweisungen, wo er gerne eine Menge Rhododendren und Azaleen gepflanzt hätte.
Da bemerkte ich: ‹Herr Richter, ich muß schon sagen, Sie haben ein großartiges Hobby. Ich habe Ihre prächtigen Hunde bewundert. Soviel ich weiß, gewinnen Sie damit jedes Jahr eine Anzahl Auszeichnungen an der großen Hundeausstellung im Madison Square Garden.›
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Meine anerkennenden Worte hatten schlagenden Erfolg.
‹Ja›, antwortete der Richter, ‹ich habe viel Spaß an den Tieren. Möchten Sie einmal meinen Zwinger sehen?›
Ungefähr eine Stunde lang zeigte er mir seine Hunde und die Preise, die er mit ihnen gewonnen hatte. Er brachte sogar ihre Stammbäume und erklärte mir, welche Abstammungslinien für ihre Schönheit und Klugheit ganz speziell verantwortlich seien.
Schließlich fragte er mich: ‹Haben Sie kleine Kinder?›
‹Ja, einen kleinen Jungen›, gab ich zurück.
‹Glauben Sie nicht, daß er Freude hätte an einem jungen Hündchen?›
‹Und ob. Er würde vor Wonne ganz aus dem Häuschen geraten.›
‹Gut, dann werde ich ihm eines schenken›, verkündete der Richter.
Er erklärte mir des langen und breiten, wie das Hündchen gefüttert werden mußte. Zum Schluß meinte er:
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