Wie man sich beliebt macht
bewerkstelligt hatte, dass Mom ihm verzieh, dass er sein Grundstück an den Super-Sav-Mart verkauft hatte.
»Tja«, sagte er, während wir zu den Klängen von »Embraceable You« über die Tanzfläche schwebten. »Ich muss gestehen, dass ich es schamlos ausgenutzt habe, dass sie sich in einer seelischen Ausnahmesituation befunden hat: im achten Monat schwanger, der festen Überzeugung, dass ihr Geschäft bald bankrott geht und dann auch noch in Sorge um ihre spurlos verschwundene älteste Tochter. Ich habe sie einfach vor vollendete Tatsachen gestellt und ihr gesagt, dass ich den leer stehenden ›Sweet Indiana‹-Süßigkeitenladen gekauft habe und vorhabe, dort ein Café einzurichten
und die Wand zwischen den beiden Läden einzureißen. Und dann habe ich ihr gesagt, dass sie die Idee entweder gut finden kann oder eben lernen muss, damit zu leben. Dein Vater hat sie ziemlich diplomatisch davon überzeugt, dass es das Beste ist, die Idee gut zu finden.«
»Wahnsinn, Grandpa!« Ich strahlte ihn an. »Das sind ja tolle Neuigkeiten!«
»Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis alles wieder so wird wie früher«, sagte er mit einem Blick in Richtung Mom und Kitty, die sich angeregt miteinander unterhielten. »Aber es ist immerhin ein Anfang.«
»Mit dem neuen Café«, sagte ich, »und den Anzeigen mit Mark Finleys Foto werben wir dem Super-Sav-Mart innerhalb kürzester Zeit die Kunden ab, wetten?«
»Das ist der Plan.« Grandpa nickte. »Und wie wäre es, wenn du mir jetzt erzählst, was ihr gestern Nacht in der Sternwarte wirklich gemacht habt? Und sag mir jetzt bitte nicht, ihr hättet euch den Sternenhimmel angeschaut. Im Gegensatz zu deiner Mutter habe ich nämlich nicht vergessen, dass es gestern die ganze Nacht geregnet hat. Ihr hättet durch das Teleskop überhaupt nichts erkennen können.«
Oops.
Also erzählte ich es Grandpa. Nicht das mit der Party, aber das mit mir und Jason. Mir war klar, dass es früher oder später sowieso rauskommen würde. Vor allem weil Jason mich um den nächsten Tanz gebeten hatte und keiner von uns besonders gut tanzen kann, weshalb ziemlich schnell offensichtlich geworden wäre, dass wir uns umarmen, um uns zu umarmen, und nicht, um zu tanzen.
Grandpa hörte sich alles, was ich zu sagen hatte, mit
hochgezogenen Augenbrauen an. Er mag Jason, deswegen machte ich mir keine Sorgen, dass er etwas dagegen haben könnte. Aber ich wollte, dass er sich für mich freute - so sehr, wie ich mich für ihn freue.
»Gut, gut«, war alles, was er sagte, als ich fertig war. »Und was will er studieren?«
»Keine Ahnung, Grandpa«, sagte ich lachend. »Aber bis zum Schulabschluss haben wir ja noch ein paar Jahre Zeit.«
»Sorg dafür, dass er Astronomie studiert«, sagte Grandpa. »Ich will das ganze Geld für die Sternwarte nicht umsonst ausgegeben haben.«
Ich versprach ihm, dass ich mein Möglichstes tun würde.
Als ich später auf die Damentoilette ging, stand dort Kitty vor dem Spiegel. Sie zog gerade ihren Eyeliner nach, der verschmiert war, weil sie so viel mit meiner Mutter geweint hatte. Ich wusste, dass sie es wusste - das mit mir und Jason -, weil sie sofort zu mir herumwirbelte und nach meiner Hand griff.
»Ach, Stephanie!«, sagte sie strahlend. »Ich freue mich so für euch beide. Ich hatte es insgeheim immer gehofft … aber ich dachte, ihr wärt schon so lange befreundet, dass es sowieso nicht mehr klappen würde.«
»Oh doch, es hat geklappt«, versicherte ich ihr. Und weil sie jetzt ja meine neue Großmutter war - na ja, okay, Stiefgroßmutter -, fügte ich noch hinzu: »Und eigentlich verdanke ich das alles deinem BUCH.«
»Meinem BUCH?« Kitty sah mich verständnislos an.
»Du weißt schon, das BUCH, das du mir gegeben hast«, sagte ich. »Es lag in der Kiste auf dem Speicher, als wir alles
ausgeräumt haben. Es handelt davon, wie man sich beliebt macht. Ich … äh … ich hab die Tipps ausprobiert. Ich hab mir gedacht, wenn es bei dir geklappt hat, könnte es bei mir vielleicht auch funktionieren. Es hat nicht alles so hingehauen, wie geplant - aber ich bin total glücklich, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist. Und das habe ich dir zu verdanken. Na ja, deinem BUCH.«
»Ein BUCH darüber, wie man sich beliebt macht?« Kitty sah mich erstaunt an. Dann hellte sich ihre Miene auf. »Ach, du meine Güte! Den alten Schmöker, meinst du? Das BUCH hat mir mal jemand aus Witz geschenkt. Ich habe es nie gelesen.«
Da ich nicht wusste, was ich darauf sagen
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