Wie man sich beliebt macht
sind wie Sirius, der Hundestern. »Ich war sehr verliebt in dich. Und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich weiß es immer noch nicht.«
Ich konnte ihn fast nicht verstehen, weil der Chor der Engel und Vögel in meinem Kopf wieder angefangen hatte zu singen. Die Geräuschkulisse war wie eine Aufführung von Händels »Messiah« und ein Ausflug in den »Wild Safari Abenteuer Park« in Six Flags gleichzeitig.
»Moment mal«, sprach ich in die Geräuschkulisse hinein. »Hast du gerade gesagt …«
Eine Million verrückter Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ich erinnerte mich an den Tag in der fünften Klasse, an dem ich ihm erzählt hatte, was mein Großvater gesagt hatte, und wie rot er damals geworden war - vor Wut, wie ich glaubte. Danach hatte er mich überhaupt nicht mehr beachtet, und ich war einsam und unglücklich gewesen - bis zu dem Tag, an dem ich versehentlich den Becher rotes Gatorade über Laurens Rock kippte und
Lauren und ihre Freundinnen den »Mach hier keinen auf Steph Landry«-Spruch erfanden und jeden auslachten, der sich in der Cafeteria neben mich setzte. Weshalb es bald niemand mehr tat.
Niemand … außer Jason, der sein Tablett neben meines stellte und mit mir über die letzte Folge der »Simpsons« redete, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen und als wüsste er nicht, dass er sich automatisch zum Gespött der anderen machte, indem er sich neben mich setzte.
Denn das war ihm egal.
Ich erinnerte mich an all die Abende, die wir auf der Mauer an der Main Street gesessen, Eis gelöffelt, Witze über die Starfraktion gerissen und uns gegenseitig so zum Lachen gebracht hatten, dass ich befürchtete, ich würde mir in die Hose machen (es wäre ja nicht das erste Mal gewesen). Oder wie wir im kühlen grünen Gras auf dem Hügel gelegen und in den sternenübersäten Nachthimmel hinaufgeschaut hatten. Wie Jason mir Sternbilder gezeigt und wir uns darüber unterhalten hatten, ob es auf anderen Planeten wohl auch Leben gab, und uns fragten, was wir tun würden, wenn eine der Sternschnuppen sich als außerirdisches Raumschiff entpuppen und neben uns landen würde.
Ich dachte an die vielen Abende, an denen ich ihm eine gute Nacht gewünscht hatte, nachdem wir den ganzen Tag zusammen am See und danach im Kino verbracht hatten, und wie ich dann ins Haus gegangen war, um im dunklen Bad zu sitzen und ihn durchs Fernglas in seinem Zimmer zu beobachten, als könnte ich niemals genug bekommen.
Von Jason.
Jason. Jason.
Gott. Ich bin wahrscheinlich das begriffsstutzigste Mädchen auf dem ganzen Planeten.
»Hast … hast du gerade gesagt, dass du in mich verliebt bist?«, fragte ich ihn, nur um mich zu vergewissern. Weil ich nämlich Angst hatte, dass das alles nur ein Traum war und ich gleich allein in meinem Bett aufwachen würde.
Jason machte den Mund zu. Dann machte er ihn wieder auf und sagte: »Ich glaub fast schon.«
Und dann küsste ich ihn.
»Wenn man seinen Frieden haben will, sollte man es vermeiden, beliebt zu sein.«
Abraham Lincoln 16. Präsident der Vereinigten Staaten (1809 -1865)
Zweiunddreißig
SAMSTAG, 2. SEPTEMBER
Er liebt mich.
Er liebt mich.
Er liebt mich.
Er sagt, dass er mich immer schon geliebt hat. Und dass alles, was er vorher gesagt hätte - dass er nicht daran glaubt, dass man an der Schule seiner großen Liebe begegnen kann -, nur ein Versuch gewesen sei, sich selbst einzureden, er wäre nicht in mich verliebt, weil er Angst hatte, ich würde für ihn nicht dasselbe empfinden. Er hatte keine Ahnung, dass ich ihn - genau wie er mich - immer schon geliebt habe.
Auch wenn mir das bis vor Kurzem nicht klar gewesen ist.
Na ja, man kann nicht alles wissen.
Aber das macht nichts. Ich habe die verlorene Zeit wieder wettgemacht. UND WIE! Wir haben uns so ausgiebig geküsst, dass meine Lippen sich sogar ein bisschen wund anfühlen. Aber das ist ein schönes Gefühl.
Ich habe ihm alles erzählt - und damit meine ich wirklich alles: Dass er, seit er aus Europa zurück ist, plötzlich total süß und sexy aussieht (er hat gesagt, dass er mich schon seit der zweiten Klasse total süß findet), dass ich
ihn heimlich beobachtet habe (er war gar nicht sauer, sondern eher ein bisschen geschmeichelt, auch wenn er morgen trotzdem Rollos anbringen will), dass ich eifersüchtig geworden bin, als ich dachte, er könnte in Becca verliebt sein. (»Becca?«, röchelte er. »O Gott!«) Dass ich auch eifersüchtig auf Kirsten war, weil ich gedacht hatte, er wäre in
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