Wie man sie zum Schweigen bringt
säuselte Mela plötzlich, als spielte er einen Homosexuellen in einem dämlichen Fernsehsketch. Lahde stieß ihn warnend an, doch ich ließ es ihm durchgehen, obwohl ich es nicht mochte, wenn meine Untergebenen sich über ein Opfer lustig machten. Mela war noch ein Kind.
Die Pressekonferenz verlief leidlich gut. Der Kriminalreporter der einen Boulevardzeitung hatte von irgendwem erfahren, wer das Opfer war, und sich dementsprechend vorbereitet.
»Ilveskivi bekannte sich öffentlich zu seiner Homosexualität, er prahlte geradezu damit. War seine sexuelle Orientierung der Grund für den Mord? «
»Darauf gibt es bisher keinen Hinweis . «
»Nein? Sein Freund musste doch vor einigen Jahren den Arbeitsplatz wechseln, als die Kindergarteneltern erfuhren, dass er schwul ist . «
Davon hatte ich noch nichts gehört. Offenbar wusste man an Tommi Laitinens derzeitigem Arbeitsplatz, dass Homosexualität und Pädophilie keineswegs dasselbe waren. Ich brachte die Sprache auf die erwünschten Hinweise aus der Bevölkerung. Wir würden sehr viele bekommen, das wusste ich aus Erfahrung, aber nur wenige würden hilfreich sein. Die Kameras surrten, und ich versuchte nicht zu blinzeln, wenn wieder ein Blitzlicht aufflammte. Ich hätte es vorgezogen, mein Bild nicht in der Zeitung zu sehen, doch ich konnte das Fotografieren nicht verbieten. Morgen würde meine Mutter anrufen und sich beschweren, ich hätte immer noch nicht gelernt, mich ordentlich zu kämmen.
Als ich die Pressekonferenz endlich überstanden hatte, war meine Bluse durchgeschwitzt. Ich ging in mein Dienstzimmer, um mich umzuziehen. An der Tür hing ein Zettel von Koivu: »Komm rüber. Die Techniker haben die Eisenstange gefunden . «
Koivu arbeitete konzentriert am Computer. Ich hatte mich immer noch nicht an die Lesebrille gewöhnt, die er seit einiger Zeit brauchte. Anu Wang hatte eine Pilotenbrille im Stil der siebziger Jahre für ihn ausgesucht, die mich an die hartgesottenen Helden der ersten amerikanischen Polizeiserien erinnerten.
»Was ist mit der Stange? «, fragte ich schon an der Tür und trat so eilig auf Koivu zu, dass ich im Vorbeigehen einen Papierstapel von Puupponens Schreibtisch fegte. Beim Aufsammeln sah ich, dass es sich um die Kopie einer finnischen Schulgrammatik handelte. Warum las Puupponen so etwas, hatte er das Gefühl, keine Vernehmungsprotokolle schreiben zu können?
»Im Wald, etwa zehn Meter vom Tatort, wurde ein Stück Wasserrohr gefunden, einen halben Meter lang, an dem sich getrocknetes Blut befand. Es ist schon auf dem Weg ins Labor. An der gleichen Stelle waren Reifenspuren von einem Motorrad, die Abgüsse sollen ganz gut geworden sein. Außerdem lag da noch eine Zigarettenkippe, ziemlich frisch, die haben sie auch ins Labor geschickt. Sie muss natürlich nicht vom Täter stammen, aber wir wollen nichts unversucht lassen . «
»Hervorragend! Vielleicht kommen wir doch noch weiter. Taskinen hat uns Verstärkung vom Raubdezernat versprochen, obwohl es ja kein Raubüberfall war . «
»Und wenn es doch einer war? Vielleicht hat Ilveskivis unerwartete Gegenwehr den Räuber aus dem Konzept gebracht, und er ist ohne Beute weggerannt. Allerdings haben wir Tommi Laitinen die Aktentasche noch nicht gezeigt. Womöglich hat der Täter etwas rausgenommen . «
»Kann sein«, sagte ich. Da klingelte mein Handy.
»Liisa Rasilainen von der Schupo, grüß dich. Jani Väinölä ist in seiner Wohnung, er hat sich am Telefon gemeldet. Hat allerdings gleich wieder aufgelegt, als er hörte, dass die Polizei ihn sprechen will. Jetzt brauchten wir einen Haftbefehl . «
»Ich erteile der Streife fünf-zwo-fünf die Anweisung, Jani Juhani Väinölä unter dem Verdacht der Beteiligung an einem Tötungsdelikt festzunehmen«, sagte ich. »Lasst es ruhig angehen, fordert Verstärkung an, wenn nötig. Koivu und ich kommen sofort hin . « Ich gab Koivu ein Zeichen und holte meine Jacke. Nach kurzem Überlegen steckte ich auch die Dienstwaffe ein.
»Die Hauptkommissarin will bei einer Verhaftung dabei sein? Was ist los mit dir? «, fragte Koivu im Aufzug.
»Zu viele Sitzungen, ich brauch Action. Väinölä ist möglicherweise ein Mörder, also ist es wohl besser, ihm mit voller Besatzung gegenüberzutreten. Hast du deinen Revolver mitgenommen? «
»Nein«, sagte er verwundert. »Hast du die Waffe neuerdings immer dabei? «
Ich schüttelte den Kopf, dann stiegen wir in den Wagen, und Koivu fuhr nach Suvela, einer der wenigen
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