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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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zurück, als glaubte er, ich würde ihn schlagen. Aber diesen Fehler hatte ich noch nie begangen, obwohl ich mich manchmal nur mühsam beherrschen konnte. Ich ging in die dunkelste Ecke, so weit weg von Väinölä wie nur möglich. Morgen würden wir den Durchsuchungsbefehl bekommen, und von mir aus sollte Väinölä die gesetzlich erlaubten achtundvierzig Stunden in einer Zelle schmoren.
    Ich betrachtete seine Hände. Sie waren klein, die Finger kurz. An den Knöcheln waren keine Abschürfungen zu sehen, doch das bewies gar nichts. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte der Täter Lederhandschuhe getragen. Ob er rauchte, brauchten wir Väinölä nicht zu fragen, er roch intensiv nach Zigaretten.
    »Was hast du gestern zwischen fünf und sechs gemacht? «, fragte Koivu mit bewundernswerter Ruhe.
    »Gestern… Kinderstunde geguckt, Mann. Warte mal. Ich hab nicht immer die Uhr im Blick. War ich beim Training…«
    »Wo? «
    »Nee, ich war in Helsinki. Einkaufen .  «
    »In welchen Läden? «
    »Weiß ich nicht mehr genau .  « Er rieb sich die Glatze, auf der die ersten Schweißtropfen aufgetaucht waren. Vor Nervosität oder weil die Lampe so warm war?
    »Hast du was gekauft? «, fragte ich.
    »Präser und 'ne Flasche Schnaps .  «
    »Hast du die Quittungen noch? «
    »Heb ich nie auf .  «
    »Das solltest du aber. Dann könntest du beweisen, dass du in der Stadt warst«, sagte Koivu freundlich und erkundigte sich weiter nach den Einkäufen. Väinöläs Aussage klang überzeugend, aber wenn er der Täter war, hatte er einen ganzen Tag Zeit gehabt, sich seine Worte zurechtzulegen. Seltsam, dass er keinen seiner Freunde um ein Alibi gebeten hatte.
    »Der Kaufhausdetektiv bei Stockmann erinnert sich bestimmt an mich. So 'n dünner mit Schnurrbart. Er ist mir von der Strumpfabteilung bis zu den Plattenständern nachgelaufen .  «
    Auch das war möglich und nachprüfbar, ebenso der Einkauf im Alkoholgeschäft in der Kaivokatu, an den er sich plötzlich erinnerte. Das Hakenkreuz auf dem Kopf war so auffällig, dass sich sicher Zeugen fanden, falls er wirklich in der Stadt gewesen war.
    »Warum habt ihr Petri Ilveskivi und Tommi Laitinen im Herbst sechsundneunzig zusammengeschlagen? «
    Er drehte sich zu mir um. »Kannst du blöde Kuh nicht lesen? Steht doch alles im Protokoll und im Urteil .  «
    »Warum macht es dir Angst, wenn Männer sich küssen? Weil du das auch gern tun würdest? «
    »Du bist natürlich auch so 'ne verdammte Lesbe, sonst wärste nicht Polizistin geworden! «, brüllte Väinölä und verweigerte von da an jede Aussage. Ich ließ ihn abführen.
    »Ein Motorrad hat er nicht, das hab ich heute Morgen schon überprüft«, sagte Koivu, als wir in unsere Abteilung zurückgingen. »Aber das kann man leihen oder klauen. Ich werde Anu und Puupponen bitten, sein Alibi zu überprüfen und mit seinen Kumpels zu reden .  «
    »Väinölä ist ein Ermittlungsstrang, ein zweiter sind natürlich Ilveskivis Angehörige und Freunde. Hast du heute schon mit Tommi Laitinen gesprochen? «
    »Nur kurz, er war noch ziemlich durcheinander. Morgen müssen wir ihn befragen .  «
    »Ilveskivi und ich haben gemeinsame Bekannte. Bei denen könnte ich heute mal vorbeischauen .  «
    »Und wieder mal in der Freizeit arbeiten«, grinste Koivu. Dabei war er selbst auch nicht anders. Die Arbeit ging oft genug vor. Diesmal würde ich allerdings Arbeit und Vergnügen verbinden können: Unsere Freunde, die Jensens, hatten vier Kinder, da konnte ich Iida mitnehmen.
    Ich wollte gerade nach Hause gehen, als das Telefon klingelte. Der Kriminalreporter des einen Boulevardblattes bat um Bestätigung der Information, dass es im Fall Ilveskivi eine Verhaftung gegeben habe. Wie hatte er davon erfahren?
    »Sagen wir so: Wir haben zurzeit eine Person hier, die uns bei den Ermittlungen unterstützt«, wich ich aus.
    »Jani Väinölä? Der Mann, der Ilveskivi und seinen Freund vor ein paar Jahren zusammengeschlagen hat? «
    »Namensnennungen könnten die Ermittlungen beeinträchtigen .  «
    Wir stritten uns eine Weile, der Reporter war hartnäckig, aber ich auch. Auf dem Heimweg kaufte ich ein und hatte den Eindruck, halb Espoo hätte sich im selben Supermarkt eingefunden. Zum Glück gab es in der Delikatessabteilung fertige Samosa, womit das Problem des Abendessens für Antti und mich gelöst war. Iida konnte den Hackbratenrest essen, den ich vor einer Woche eingefroren hatte.
    Manchmal empfand ich es als willkommene Abwechslung, mich

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