Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
dazugelernt als in der gesamten Geschichte dieser ungleichen Partnerschaft. Wir können heute ihre Sinneswahrnehmungen sehr genau beschreiben und uns so ein Bild von ihrer Welt machen. Wir wissen, dass ihr Gehirn genau wie unseres sämtliche Strukturen besitzt, die sie befähigen, Gefühlsregungen zu empfinden. Pferde können ängstlich, zornig oder glücklich sein, und sie sind in der Lage, uns ihre Wünsche und Befürchtungen mitzuteilen. Zwar sprechen sie eine andere Sprache, doch ist ihre komplexe Art der Kommunikation unglaublich faszinierend, und mit ein wenig Verständnis ist es uns sogar möglich, in einen Dialog mit ihnen zu treten.
Aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen, dass wir gerade erst begonnen haben, die intellektuellen und kreativen Möglichkeiten der Pferde zu verstehen und dass noch viele überraschende Entdeckungen in der Zukunft zu erwarten sind. Unsere Pferde können dieses geistige Potenzial aber nur ausschöpfen, wenn wir sie angemessen fördern und unterstützen, andernfalls tragen wir die Verantwortung, wenn sie seelisch verkümmern oder sogar psychisch erkranken.
Es liegt in unserer Hand, ob unser Pferd sich vor uns fürchten soll und in unserer Gegenwart keine Eigeninitiative zeigen darf, oder ob wir unsere Freizeit mit einer starken und interessanten Persönlichkeit verbringen möchten, die auch eigene Ideen einbringt und einen eigenen Kopf besitzt. Die moderne Verhaltensforschung bestätigt eindeutig den durchweg positiven Charakter des Belohnungslernens und entlarvt die gängigen Lernmechanismen in der Pferdeausbildung als reine Negativmethoden. Es ist darüber hinaus trügerisch anzunehmen, ein Tier wäre „gehorsamer“ oder leichter zu führen, wenn es Unterdrückung erfährt. Es wird im Gegenteil ein so gelerntes Verhalten nur sehr unwillig und unter Druck ausführen, wobei aufgestaute Frustrationen und unterdrückte Aggressivität verheerende Konsequenzen für Pferd und Reiter zur Folge haben können.
Jeder, der schon einmal einem Pferd einen Trick mit Hilfe eines Leckerlis beigebracht hat, wird den offensichtlichen Unterschied zur Druckmethode bemerken. Deshalb sollten wir in unserem gesamten Alltag versuchen, spielerisch unsere Ziele zu erreichen, sodass auch unsere Pferde in der Lage sind, sie zu verstehen. Dann werden sie gern zu uns kommen und sich mit einem Lächeln den Anforderungen des Lebens in menschlicher Gesellschaft stellen können. Das ganze Leben könnte ein großer Spielplatz für unsere Pferde sein.
Wir sind für ihr Wohlbefinden und die Entfaltung ihrer Kreativität und Lebenslust verantwortlich. Darum beginnen wir gleich heute, unsere Pferde zu fördern, auch wenn wir dabei unsere eigenen Wünsche manchmal zurückstellen müssen. Dieses Buch kann nur eine kleine Anregung sein, wie wir für jedes Pferd einen pferdewürdigen Lebensraum schaffen, immer neue Spiele entwerfen, mit Intelligenztraining und Kreativitätsübungen ihr Selbstbewusstsein stärken und ihre Persönlichkeitsentwicklung fördern. Die Pferde werden uns mit ihrer Körpersprache und Mimik zeigen, wie sie denken und fühlen.
Anhang
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Tipps zum Weiterlesen
Tipps zum Weiterlesen
• Penquitt, Nathalie: Lernspiele für Pferde Brunsbek: Cadmos, 2006
• Penquitt, Nathalie: Nathalie Penquitts Motivierte Pferde Pferde motivieren und faszinieren Brunsbek: Cadmos, 2004
• Rashid, Mark: Ein gutes Pferd hat niemals die falsche Farbe Bernau: Animal Learn, 2006
• Schäfer, Michael: Die Sprache des Pferdes Lebensweise, Verhalten, Ausdrucksformen Stuttgart: Kosmos, 1993
• Tillisch, Karin: Mit Pferden spielen Brunsbek: Cadmos, 2009
• Van Damsen, Birgit/Schmidt, Romo: Wege aus der Stressfalle Brunsbek: Cadmos, 2007
Kontakt zur Autorin
Kontakt zur Autorin
http://www.pferdsein.de : Homepage von Marlitt Wendt mit Informationen zu den Themen Pferdeverhalten und kreatives Pferdetraining und mit Angeboten zu verhaltensbiologischen Seminaren.
http://www.tierapeuten.de : Die Autorin erläutert hier Wissenswertes rund um Problemverhalten und Verhaltenstherapie bei Pferden.
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