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Wie redest du mit mir

Wie redest du mit mir

Titel: Wie redest du mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Thurmaier , Joachim Engl
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Feierabendpascha, die Mutter als fürsorgliche Instanz, die selbst relativ bedürfnislos das Familienleben annehmlich und so konfliktfrei wie möglich gestaltet und mehr oder weniger unbewusst dieses Rollenmuster auch für ihre Tochter vorgesehen hat. Das deutliche Anmelden kindlicher Anliegen überfordert sie und wird eher unterdrückt. Lautstarke Auseinandersetzungen in der Familie, sofern sie überhaupt vorkommen, schaukeln sich leicht hoch und verlaufen bedrohlich. Sie enden nie konstruktiv.
    Bei einer solchen oder ähnlichen Vorgeschichte überrascht es nicht, wenn Menschen auch als erwachsene Partner dieses Strickmuster der Konfliktvermeidung um jeden Preis in die eigene Beziehung übertragen. Warum auch nicht? Sie kennen ja nichts Besseres, und letztlich führt Streit nur zu unerträglicher Disharmonie und womöglich zu Trennung. Und das wäre wohl das Schlimmste, was ihnenpassieren könnte: verlassen zu werden, weil sie zu viel gefordert haben. Und wer weiß, ob sie jemals wieder einen finden, der bei ihnen bleibt, bei all ihren Unsicherheiten und vermuteten Unzulänglichkeiten   …
    Zweifellos gibt es viel zu viele Männer und Frauen, die irgendwann gar nicht mehr bewusst wahrnehmen, was sie sich wünschen oder was sie ängstigt, wütend oder traurig macht. Diese reagieren mit neurotischem Verhalten oder psychosomatischen Symptomen auf unerfüllte Bedürfnisse. Diejenigen, die noch deutlich spüren, was sie von ihren Partnern wollen und was nicht, aber es sich nur nicht direkt zu sagen trauen, haben noch ein Hintertürchen offen:
    Ersatzstrategie 1:
Die indirekte Wunschäußerung
    Mit dem deutlichen Ausdrücken von Wünschen und Begehren ist – bei einer entsprechenden Lerngeschichte – vermutlich immer das Risiko des Liebesverlustes verbunden. Hin und wieder wird einem diese »Schwäche« dumpf oder auch deutlich bewusst. Vor allem wenn andere Leute ihrem Partner sagen »was Sache ist« und damit auch noch Erfolg haben. »Mein Gott, warum kann ich denn nicht auch mal so den Mund aufmachen   …«, könnte es einen dann durchfahren.
    Mit der Zeit haben solche Schwächen die Tendenz, zu Stärken umgedeutet zu werden: Man will ja nicht ständig mit unbewältigten Defiziten in der Welt herumlaufen, und so versucht man, seinem gewohnten Verhalten auch gute Seiten abzugewinnen: »Eigentlich bin ich ein bescheidener, hilfsbereiter Mensch, der eben nicht immer nur an sich denkt.« Oder: »Irgendwann wird es mein Partner schon sehr zu schätzen wissen, wenn ich ihn nicht dauernd mit meinen Wünschen behellige.«
    Es werden Ersatzstrategien entwickelt, um Kompromissezu finden zwischen den inneren Widerständen, Wünsche direkt zu äußern und der Notwendigkeit, dieselben zumindest hin und wieder erfüllt zu bekommen. Manche werden im Laufe der Zeit geradezu kapriziös kultiviert. Auf höchst indirekte Weise wird dann z.   B. versucht, dem Partner einen Wink zu geben. Ob dieser ihn registriert und auch noch richtig deutet, ist dann manchmal nur dem Spiel des Zufalls überlassen. Dazu ein kleines Beispiel:
    Szene im Restaurant: »Ach wie schön, dass es noch Rosenverkäufer gibt, ob die wohl überhaupt davon leben können?«
    »Ich glaub’ kaum. Vielleicht wenn sie zusätzlich ihr Angebot erweitern, z.   B. auch mal Kaugummis verkaufen würden.«
    »Kaugummis find ich blöd. Die kleben doch nur.«
    »Das stimmt doch gar nicht   …«
    Falls hier jemand gerne Rosen geschenkt bekommen hätte, so ist dies in dem kleinen Beispiel jedenfalls gründlich misslungen. Beim Partner kam bestenfalls nur der Inhaltsaspekt der Aussage an (ob Rosenverkäufer genug verdienen). Letzteres greift der wiederum auf, um vermutlich seinerseits einen Wunsch gut zu verstecken, nämlich jetzt eine Zigarre zu rauchen. Dieser Wunsch darf natürlich von der anderen Seite gar nicht beachtet werden, solange es keine Rosen gibt.
    Nächster Versuch: »Siehst du den Rosenverkäufer da vorne?« »Ja, was ist mit ihm?« »Da sitzen hundert Leute im Restaurant und noch kein einziger hat ihm etwas abgekauft. Es gibt halt keine Kavaliere mehr.« »Ja, ja, wir echten Gentlemänner werden immer weniger.« Dabei steht er auf und kauft gleich fünf Rosen.
    Glück gehabt. Sie hat ihn bei seinem Selbstverständnis als galanter Mann erwischt, ohne ihn in die Enge zu treiben.Das Stichwort »keine Kavaliere mehr« war für ihn in diesem Moment sozusagen der Wink mit dem Zaunpfahl. Für jemand anderen nicht unbedingt. Auch folgende Antwort wäre denkbar

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