Medizin der vier Temperamente
Die Vier-Säfte-Lehre
Die abendländische Temperamente-Medizin beruht auf der Lehre von den vier Körpersäften, die den Temperamenten ihre Namen gaben.
Die Ärzte aller Zeiten haben sich gefragt, was hinter den körperlichen Symptomen stecken könnte, die uns fast täglich begleiten: ein flüchtiger Schüttelfrost, abendliche Kopfschmerzen, eine kurze, aber heftige Hitzewallung. Gibt es ein Ordnungsschema, mit dem man diese Symptome verstehen und durch das man im Alltag sein Wohlbefinden verbessern kann – auch dann, wenn man noch nicht richtig krank ist, also zur Vorbeugung? In diesem Sinne haben die Heilkundigen der frühen Hochkulturen – in Indien, China, Griechenland, Ägypten und Alt-Amerika – zahlreiche Beobachtungen zusammengetragen. Die Lehre der sogenannten »Vier Temperamente«, die in der Medizin des Abendlandes Karriere gemacht hat, wurde von zwei antiken griechischen Ärzten entwickelt – vom berühmten Hippokrates von Kos (460–370 v. Chr.) und dem nicht minder wichtigen Galenos von Pergamon (129–199 n. Chr.).
Die Vier-Temperamente-Lehre trat in den folgenden Jahrhunderten ihren Siegeszug an. Sie wurde von jüdischen, islamischen und christlichen Medizinern übernommen und verfeinert. Im europäischen Mittelalter hat man sie dann behutsam modernisiert: Die Lehre wurde in Klöstern und Universitäten weiterentwickelt und für die Stadtkultur angepasst. Der Wert dieser Gesundheitslehre ist freilich nicht auf die Antike und das Mittelalter beschränkt. Gerade der heutige Mensch kann mithilfe dieser klassischen Vier-Temperamente-Lehre seinen Körper kennenlernen, einen ganzheitlichen Blick auf sein Leben werfen und seine Vitalität stärken.
Feuer und Wasser
Die Lebendigkeit und Gesundheit des menschlichen Organismus beruht auf zwei tragenden Säulen, auf dem Feuer- und dem Wasserprinzip, oder modern gesprochen auf einem funktionstüchtigen Wärme- und Wasserhaushalt. Mithilfe eines besonderen Regulationssystems kann der menschliche Körper seine Kerntemperatur auf circa 37 °C konstant halten und den Wasserverlust in Abhängigkeit von der Flüssigkeitszufuhr an den Bedarf anpassen. Entgleisungen im Wärmehaushalt und chronischer Wassermangel sind hingegen Risikofaktoren und können sogar lebensbedrohlich werden.
Zwei Lebensprinzipien
Die zwei Prinzipien Feuer und Wasser der mittelalterlichen Medizin lassen sich mit heutigem Wissen durchaus in Einklang bringen:
Das Feuer-Prinzip = Wärmehaushalt: Regulationssystem, mit dem der Körper die Kerntemperatur auch bei wechselnden Außenbedingungen konstant auf circa 37 °C halten kann.
Das Wasser-Prinzip = Wasserhaushalt: Regulationssystem, mit dem der Körper Wasserverlust und -zufuhr steuern und kurzfristige Schwankungen ausgleichen kann.
Schon allein von diesen beiden Lebensprinzipien her lassen sich zwei Gesundheitsregeln ableiten, die Sie im Alltag berücksichtigen sollten: Halten Sie Ihr Wärmeregelungssystem in Schuss, indem sie gezielte Reize einsetzen – durch sportliche Betätigung, bei der Sie mal so richtig ins Schwitzen kommen, sowie durch regelmäßiges Wechselduschen oder Saunieren, was den Stoffwechsel ankurbelt. Trinken Sie außerdem täglich mindestens zwei bis drei Liter Wasser, in kleinen Mengen über den Tag verteilt.
Die Kunst des Wassertrinkens
Wassertrinken ist eine Kunst, die man einüben sollte, bis sie einem zur Gewohnheit geworden ist. Mit den folgenden vier Schritten werden Sie zum Profi in Sachen Wassertrinken und leisten Ihrer Gesundheit einen unschätzbaren Dienst:
1. Trinken Sie mindestens 30 ml Wasser pro kg Körpergewicht am Tag!
Bei 50 kg Körpergewicht: 2,0 l; bei 75 kg Körpergewicht: 2,5 l; bei 100 kg Körpergewicht: 3,0 l
2. Geschmack am Wasser kann man lernen!
Wer immer nur Süßes (Cola, Limonade) oder Bitteres (Kaffee) trinkt, verliert die Sensibilität für den Wassergeschmack. Erst nach einigen Tagen regelmäßigen Wassertrinkens kommt er zurück.
3. Was man sieht, das vergisst man nicht!
Stellen Sie sich Wasser (Krug, Flasche, Glas) in Ihr Sichtfeld.
4. Geben Sie sich eine Regel!
Jeder kennt wiederkehrende Handlungen wie zum Beispiel Aufstehen, Zähneputzen, Heimkehr von der Arbeit etc. Verknüpfen Sie das Wassertrinken mit Fixpunkten, und es wird zur Gewohnheit.
Die beiden Prinzipien – Feuer und Wasser – bilden das Fundament der Vier-Temperamente-Lehre. Sie sind aber keine starren Größen, sondern bilden ein Regulationssystem, das ständig Anpassungsleistung betreibt. Dieser Tatsache,
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