Wie verführt man einen Star?
gewohnt, mit unwilligen und schwierigen Patienten umzugehen, aber die Arbeit mit Jordan Simpson gestaltete sich aufwendiger als befürchtet …
„Haben Sie Ihre Meinung geändert?“, erkundigte Stephanie sich hoffnungsvoll, als Jordan eine Stunde später zögernd die Küche betrat.
„Nein.“ Obwohl er nicht leugnen konnte, dass ein köstlicher, verlockender Duft in sein Arbeitszimmer geströmt war. Dieses störrische Weibsbild hatte sich also ihr eigenes Abendessen zubereitet. Und Jordan lief das Wasser im Mund zusammen, wenn er sich vorstellte, wie er in ein saftiges Steak mit Kräuterbutter biss. Dazu eine gefüllte Rosmarinkartoffel mit Parmesan, grüner Salat mit French Dressing. Die Versuchung war gigantisch groß, aber um keinen Preis der Welt wollte er Stephanie McKinley gegenüber klein beigeben. „Ich dachte, Sie wollten abreisen?“
Die Küche blitzte und blinkte. Seelenruhig saß Stephanie am Tisch und hatte ihr Dinner gerade beendet. Vor ihr stand sogar eine angebrochene Flasche Rotwein, die das Mahl perfekt abgerundet hatte. „Ihr Bruder möchte, dass ich bleibe.“
„Dann haben Sie mit ihm gesprochen?“
„Nicht seit letzter Woche.“
Jordan zweifelte nicht daran, dass sein arroganter Bruder Lucan augenblicklich mit dem Firmen-Hubschrauber anrauschen würde, sollte dieser penetrante Rotschopf sich über ihren unkooperativen Patienten beschweren.
Stumm hinkte Jordan quer durch den Raum und holte sich ein Glas. Dann schenkte er sich von dem Rotwein ein und gönnte sich einen großen Schluck.
„Sie sollten lieber keinen Alkohol trinken, solange Sie starke Schmerzmittel einnehmen“, riet ihm Stephanie.
„Das hier ist mein Schmerzmittel“, gab er bissig zurück. Wenn Mulberry Hall über irgendetwas Außergewöhnliches verfügte, dann über einen ausgesuchten Weinkeller, aus dem Jordan sich auch gern und großzügig bediente. Erst zum Krüppel, dann zum Alkoholiker, dachte er höhnisch. So tief können die Großen fallen!
Stephanie betrachtete ihn nachdenklich. „Alkohol verursacht Depressionen.“
„Ich bin aber nicht deprimiert, verdammt noch mal!“ Das Glas krachte auf den Tisch und blieb wie durch ein Wunder ganz. Nur sein Inhalt schwappte über den Rand und verteilte sich auf der hölzernen Oberfläche.
„Okay. Aber Sie sind wütend, frustriert und ausgesprochen rüde.“
„Und woher wollen Sie wissen, ob ich all das nicht schon vor meinem Unfall gewesen bin?“, fragte er schneidend.
„Waren Sie nicht“, antwortete sie schlicht. „Das hätte die Presse sonst mit Vergnügen ausgeschlachtet.“
Stattdessen hatten die Medien den wunderbaren Jordan Simpson stets als glücklichen, begehrten Junggesellen vorgestellt, der sich gern auf Filmpremieren und anderen offiziellen Veranstaltungen mit langbeinigen Blondinen ablichten ließ. Meistens in einem schwarzen Anzug, die dunklen, halblangen Haare ordentlich frisiert und mit einem Strahlen auf dem schönen Gesicht. Und diese einzigartigen Augen …
Alles kein Vergleich zu dem heruntergekommenen Häufchen Elend, das nun vor ihr stand.
„Wann waren Sie eigentlich zum letzten Mal beim Friseur oder haben sich rasiert?“, erkundigte Stephanie sich beiläufig.
„Geht Sie überhaupt nichts an“, knurrte er und stürzte noch einen Schluck Wein hinunter.
„Aber Ihr Aussehen …“
„… interessiert mich einen Dreck, nachdem mein Bein zur Hölle geschickt wurde!“
„Und wir müssen herausfinden, was eigentlich genau damit los ist“, drängte sie weiter.
„Nein! Ich habe nicht vor, Sie in meine Nähe zu lassen, damit erübrigt sich das ganze Thema.“
So kamen sie wirklich keinen Schritt weiter. Stephanie unterdrückte einen Seufzer und stand auf, um ihren Teller in den Geschirrspüler zu stellen. „Soll ich Ihnen jetzt ein Steak braten?“
„Sag mal, Steph, was verstehst du eigentlich nicht an der Bitte, dich zum Teufel zu scheren?“ Sein Lächeln wirkte fast grausam.
„Zuerst einmal, ich bin weder dumm noch taub. Ferner bevorzuge ich es, wenn meine Patienten mich Stephanie oder auch Miss McKinley nennen“, fügte sie steif hinzu. Nur ihre Familie und einige sehr enge Freunde durften ihren Vornamen abkürzen. Wenn ein Patient sie auf diese Weise ansprach, war das nicht gerade professionell. Andererseits hatte ihr berufliches Verhältnis zu Jordan auch keinen üblichen Verlauf genommen. Von daher war ihre Bemerkung vielleicht etwas übertrieben.
Ohne mit der Wimper zu zucken, schenkte sich Jordan Wein nach.
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