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Wie verkuppelt man eine Familie?

Wie verkuppelt man eine Familie?

Titel: Wie verkuppelt man eine Familie? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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Und trotzdem wollen wir nicht so weit gehen und ihn einen Heiligen nennen. Aber er ist ein guter Junge und ein guter Sportler. Die älteren Kinder mögen ihn. Ich hatte ihn gern in meiner Klasse. Wenn ich Hilfe brauchte, konnte ich immer darauf zählen, dass er sich freiwillig anbietet.“
    „Nun, klingt alles gut und schön.“ Tucker verstand immer weniger, warum er herzitiert worden war.
    „Aber kommen wir zum Knackpunkt. Will wird ab dem nächsten Jahr die Mittelschule besuchen und er ist physisch wesentlich reifer als die meisten Jungen in seinem Alter. Falls er sich jetzt noch nicht bereits für Mädchen interessiert, wird er es bald tun.“
    Tucker wartete noch immer auf einen Gesichtspunkt, der ihm neu war.
    „Lassen Sie mich ganz offen sein. Ich kenne Ihre Situation nicht und was Wills Mutter angeht, aber ich glaube, dass er dringend eine weibliche Hand braucht.“
    „Warum?“
    „Weil er geradezu Angst vor dem weiblichen Geschlecht entwickelt hat. Wenn ihn ein Mädchen anspricht, wird er puterrot. Er stolpert dann über seine eigenen Füße. Am Anfang des Schuljahres war noch alles in Ordnung. Aber ich glaube, inzwischen hat ein Hormonschub stattgefunden.“
    „Wahrscheinlich, aber …“
    „Sie haben beruflich hauptsächlich mit Männern und Jungen zu tun und weniger mit Frauen, oder?“
    „Stimmt, aber das war nicht so von mir geplant“, verteidigte sich Tucker. „Meine Abenteuerprojekte scheinen Männern einfach mehr zuzusagen. Es ist allerdings nicht so, als ob nie Frauen dabei wären.“
    „Gibt es in seinem Umfeld Frauen, zu denen er eine richtige Beziehung aufbauen kann?“
    „Ich denke schon.“ Er zögerte. „Vielleicht auch nicht.“
    „Das dachte ich mir. Deshalb schlage ich Ihnen vor, den Sommer über Aktivitäten zu arrangieren, bei denen er mehr Umgang mit Frauen hat. Eine Betätigung, an der beide Geschlechter teilnehmen. Irgendetwas, das ihm letztlich die Nervosität nimmt.“
    „Ist er Ihnen gegenüber denn auch so?“
    Mrs Riddle seufzte und hob den Blick zur Decke. „Mr MacKinnon, komme ich Ihnen wie eine Frau vor, die einen Jugendlichen zum Stottern bringt?“
    Er wusste keine Antwort darauf. Die Wahrheit einzugestehen, erschien unangebracht. Sie herrschte mit eiserner Hand und die Kinder jubelten, wenn sie von ihr erlöst wurden. Und doch gaben alle zu, dass sie bei ihr mehr lernten als bei den tollen Lehrern.
    Tucker bekam das Zeugnis ausgehändigt und verließ das Klassenzimmer. Er fühlte sich gereizt und frustriert, weil er nicht wusste, wie er mit dieser Sache umgehen sollte. Sicher, Will war wirklich schüchtern und tollpatschig im Umgang mit Mädchen – bei ihrem letzten Besuch in der Imbissbude war er über einen Stuhl gestolpert, als er ein Mädchen mit Rattenschwänzen angestarrt hatte. Aber er war zehn Jahre alt. Macht nicht jeder Junge zu Beginn der Pubertät so eine Phase durch?
    Trotzdem steckte ein Körnchen Wahrheit in den Hinweisen, denn Will kam wirklich selten in Kontakt mit Frauen, was an ihrer Lebensweise und ihrem abgeschiedenen Wohnort auf dem Berg lag. Bisher hatte das nichts ausgemacht und Will war ein glückliches Kind gewesen.
    Doch es leuchtete Tucker durchaus ein, dass sich ein männerorientiertes Umfeld negativ auswirken konnte, zumal die einzige relevante Frau in seinem Leben, nämlich seine Mutter, kein geeignetes Rollenvorbild war.
    Während Pete den Waschraum aufsuchte, lehnte Garnet mit geschlossenen Augen an der Wand und ging im Geist immer wieder das Gespräch mit Mrs Riddle durch. Der Kloß in ihrer Kehle wollte einfach nicht verschwinden.
    Sie hatte sich schon von jeher für ein Weichei gehalten, ein sanftes friedliebendes Wesen. Auseinandersetzungen bereiteten ihr deshalb Albträume.
    Ging es allerdings um ihren Sohn, konnte sie sich innerhalb von zwei Sekunden von einem sanften Lamm in eine fauchende Löwenmutter verwandeln. Selbst die geringste Kritik an Pete ertrug sie nicht, denn er war nicht nur das Beste in ihrem Leben, sondern sie hielt Pete auch für das beste Kind auf der ganzen Welt.
    Mrs Riddle kann von Glück sagen, dass sie nicht auf ihm herumgehackt hat, sondern nur auf mir.
    Normalerweise prallte Kritik an Garnet ab, denn viele Leute nörgelten an ihr herum, vor allem vonseiten der eigenen Familie. Manch einer behauptete, von ihr zutiefst enttäuscht worden zu sein, aber noch niemand hatte angedeutet, dass sie eine schlechte Mutter sein könnte. Zumindest bis heute.
    Dass es ihr offensichtlich nicht gelang,

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