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Die Judas-Variante - V3

Die Judas-Variante - V3

Titel: Die Judas-Variante - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Prolog
    Die westlichen Hänge des zentralschweizerischen Berner Oberlands waren über Nacht mit einer

dünnen Neuschneedecke bestäubt worden. Sicherheitspräfekt Jamus Galway kniff im Widerschein des

morgendlichen Sonnenlichts die Augen zusammen und ging die Rampe der Transportstation hinunter.

Fünf Monate zäher und mühsamer Ermittlungen lagen hinter ihm, doch nun neigte die Suche sich

endlich dem Ende entgegen. Vielleicht - vielleicht aber auch nicht.
Ein junger Mann wartete am Fuß der Rampe auf ihn - und selbst mit kaum geöffneten Augen erkannte

Galway, dass das Gesicht des anderen sich plötzlich verhärtete, als die Eskorte des Präfekten in

der Luke des Shuttle hinter ihm auftauchte. Mit dieser Reaktion war er praktisch überall

konfrontiert worden, wo er sich in den letzten fünf Monaten aufgehalten hatte - von den

Problemvierteln in Mitteleuropa bis hin zu den elitären Regierungszentren von Neu-Genf. Selbst

hier auf der Erde - nach dreißig Jahren Ryqril-Herrschaft über das, was einst das stolze und

unabhängige Terranische Demokratische Empire gewesen war - hatte die große Mehrheit der

TDE-Bürger noch nie einen Ryq aus der Nähe gesehen, geschweige denn seine persönliche

Bekanntschaft gemacht.
Und noch weniger Bürger hatten einen Krieger der khassq -Klasse gesehen wie diesen, der nun

einen Schritt hinter ihm die Rampe herunterkam. Auf jeden Fall wenige lebende Bürger. Denn

die meisten Leute, die sich plötzlich einem khassq gegenübersahen, überlebten die

Begegnung nicht.
Der junge Mann hatte seine Mimik wieder unter Kontrolle, als Galway den Fuß der Rampe

erreichte.
»Präfekt Galway«, sagte er förmlich. »Ich bin Sicherheitsleutnant Albert Weissmann. Willkommen in

Interlaken.«
»Vielen Dank«, sagte Galway und wies auf seine Eskorte. »Das ist Taakh, ein Ryqril-Krieger der khassq -Klasse.«
»Habe die Ehre, Eure Eminenz«, sagte Weissmann und deutete eine Verbeugung an. Seine Stimme war

ruhig und fest, wie Galway beifällig und mit gelindem Erstaunen feststellte.
Beifällig - weil das die Haltung war, mit der man den Bezwingern der Menschheit entgegentreten

sollte. Und Erstaunen - wenn in diesem Moment irgendjemand auf der Erde durch seine bloße Präsenz

Angst und Schrecken zu verbreiten vermocht hätte, wäre das Taakh gewesen. Sein muskulöser Körper

überragte den ohnehin schon großen Galway noch einmal um gute dreißig Zentimeter, und selbst in

der Kälte Mitteleuropas trug er nichts außer der Kombination aus einem aufwändigen Gürtel und

einem Wehrgehänge, das seinen Rang und seine Autorität symbolisierte. An der rechten Seite des

Gürtels hing eine große Laserpistole, links eine Schwertscheide mit einer breiten Klinge und

einem ziselierten Griff.
»Ich kann mich darauf verlassen, dass die Region abgeriegelt wurde?«, fragte Galway und ließ den

Blick über die Reihen der adretten Wohnhäuser und Firmengebäude schweifen, die sich am Fuß der

hoch aufragenden Berge weiträumig ausbreiteten.
»Jawohl, Sir, seit zwei Uhr heute Morgen«, bestätigte Weissmann.
Weniger als eine halbe Stunde, nachdem Galway den entsprechenden Befehl erteilt hatte.
»Ausgezeichnet«, sagte er.
»Vielen Dank, Sir«, erwiderte Weissmann. »Wir nehmen Befehle von Neu-Genf sehr ernst.«
»Natürlich«, sagte Galway, wobei er einen zynischen Unterton zu unterdrücken versuchte. Natürlich

hatten weder Weissmann noch seine Leute eine Wahl bei der ganzen Angelegenheit - genauso wenig

wie Galway selbst. Alle TDE-Sicherheitskräfte, Regierungsangestellten, Wissenschaftler und

Wirtschaftsgrößen wurden von den Ryqril routinemäßig einer Loyalitätsüberprüfung unterzogen.

Dadurch sollte verhindert werden, dass sie einen Aufstand inszenierten oder dazu aufriefen oder

sich auch nur ein vorsätzliches Fehlverhalten zuschulden kommen ließen.
Weissmanns Leute hatten gar keine andere Wahl, als ihre Befehle ernst zu nehmen.
Dennoch war die Konditionierung nicht hundertprozentig perfekt. Galway wusste, dass ein paar

seiner eigenen Offiziere auf der Heimatwelt Dienst nach Vorschrift schoben und keinen Handschlag

mehr taten als verlangt. Wenn Weissmanns Kontingent wirklich so diensteifrig und motiviert war,

wie er behauptete, konnte der junge Offizier mit Recht stolz sein.
»Das da drüben ist sein Haus«, fuhr Weissmann fort und deutete auf ein hellbraunes Gebäude am

Ende einer Reihe bescheidener Häuser, die einen Block entfernt waren. Er

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