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Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Schwarz
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„absitzen“.
     
    Mein Vater war sehr gewalttätig und so hatte auch meine Mutter nichts zu lachen. Sie hat regelmäßig Schläge bekommen. Als sie mit der Kleinen schwanger war, hat mein Vater sie gegen die Waschmaschine geschubst. Sie ist so hingefallen, dass ihr und ihrem Kind nichts passiert ist. Ohne andere Menschen zu schätzen, respektvoll zu behandeln, gerade seine Frau, die auch noch schwanger war, hat mein Vater immer seine Hände „spielen“ lassen. Jedem hat er gezeigt, dass er der Herr im Hause war, auch seiner Frau, meiner Mutter.
    Nach Erzählungen meiner Tante Anni hatte meine Mama wirklich Angst vor ihm. Einmal war meine Tante bei uns zu Besuch und meine Mutter machte Tortellini (Pelemeni) mit Fleisch. Sie beide haben sehr viele von diesen Pelemenis gemacht, dann sagte meine Tante zu meiner Mutter: „Wie viele Pelemenis wollen wir noch machen?“ Meine Mutter antwortete: „So viele, bis mein Teig alle ist. Und wir müssen fertig werden, bis mein Mann zu Hause ist.“ Meine Tante merkte, dass es ihrer Schwester doch nicht so gut ging, dass sie Angst vor ihrem Mann hatte. Sie hat sich sehr gewundert über diese Äußerung. Sie beeilten sich so sehr, dass sie alles verarbeitet hatten. Als mein Vater dann zu Hause war, hatte meine Mutter schon Pelemenis aufgekocht.
     
     

Die verhängnisvolle Schwangerschaft
     
     
    Meine Mama war wieder schwanger, sie durfte aber keine Kinder mehr bekommen und eine Abtreibung kam für sie nicht infrage. Sie hatte Wasseransammlungen in ihrem Körper. Sie sollte vor der Entbindung in die Klinik, um das Wasser aus dem Körper entfernen zu lassen. Aber mein Vater hat ihr es nicht erlaubt, weil wir ja Vieh hatten und die Kinder waren ja auch noch da. Und sie musste uns und das Vieh versorgen. Nach Aussage der Ärzte wäre sie noch am Leben, wenn sie vor der Entbindung ins Krankenhaus gegangen wäre. Als sie ins Krankenhaus kam, war ich noch klein, aber dieses Gefühl, dass mein Vater daran schuld war, dass es ihr so schlecht ging, begleitete mich die ganze Zeit.
     
    Am 07.11.1968 wurde meine kleine Schwester Tina geboren. Die Kleine kam zu der Schwester von meinem Vater. Meiner Mutter ging es sehr schlecht nach der Entbindung. Sie wusste, dass sie nicht mehr lange leben würde. Nach drei Wochen Krankenhausaufenthalt kam sie zu ihrer Schwester Anni, in ihren Geburtsort, zum Sterben. Nach drei Tagen ist meine Mutter mit vierzig Jahren, zwölf Tage vor ihrem einundvierzigsten Geburtstag, dann verstorben.
     
    Zu der Zeit war ich in der zweiten Klasse. Nach Absprache mit der Schulleitung hat unser Vater uns aus der Schule rausgenommen, damit wir die letzten paar Tage bei unserer Mutter verbringen konnten. Ich habe mich sehr gefreut, eine Zeit lang nicht zur Schule zu gehen. Es war wie Ferien, nur eben doch sehr traurige Ferien.
    Aber dass diese Zeit mein Leben komplett verändern würde, war mir mit meinen acht Jahren nicht bewusst. Es sollte nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen für mich geben.
    Wir sind dann zu meiner Tante Anni gefahren, um bei unserer Mama zu sein. Unser Vater musste arbeiten und ich war sehr glücklich, dass er nicht da war.
    Ende November lag schon Schnee und ich konnte mit meinen Cousinen und Cousins den Winter genießen. Wir konnten ausgiebig und lange draußen mit Schnee spielen, einer hat den anderen mit Schnee eingeseift. Es war so schön. Dann sind wir mit dem Schlitten auf der Straße gefahren. Das erste Mal hatte ich das Gefühl, ein Kind zu sein. Ohne dass mein strenger Vater neben mir stehen und mit mir schimpfen oder mich gar schlagen würde.
     
    Draußen schneite es, die Sonne mit ihren Sonnenstrahlen ließ den Schnee glänzen, es sah so schön aus. Der Schnee hatte die ganze Erde mit seiner Pracht bedeckt. Aber drinnen ging ein Leben, das Leben meiner Mama, zu Ende. Ich kam ins große Wohnzimmer und sah meine Mutti in einem Bett liegen und meine älteren Schwestern, Sara und Elvira, standen am Kopfende und haben geweint. Im großen Raum stand ich alleine und keiner hat mich bemerkt. Keiner hat mich in den Arm genommen und mich getröstet, ich war ganz alleine in diesem Raum.
    Es war ja auch meine Mama, die da lag, und nicht nur von meinen Geschwistern. Und meine Mutti wollte mich verlassen, ohne sich zu verabschieden. Warum denn nur???
    Diese Frage habe ich mir immer wieder gestellt.
    Das Gefühl, allein und verlassen zu sein, dieses Erlebnis verfolgt mich mein ganzes Leben lang.
     
    Es war sehr kalt, die Winter in Mittelasien

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