Wie zaehmt man einen Scheich
keine Aussicht mehr auf den Thron hat, er wollte einfach nur Unruhe stiften. Er hatte sich wohl davon versprochen, dass die Krönung verschoben wird, doch offensichtlich ist die Nachricht von meiner Entführung erst später bis in den Palast gedrungen.“ Sie tätschelte Aishas Hand, auf der die Henna-Ornamente noch sichtbar waren. „Du bist jetzt Königin und eine verheiratete Frau. Meine herzlichsten Glückwünsche. Zoltan ist ein großartiger Mann. Du musst sehr glücklich sein.“
Aisha schüttelte den Kopf, Tränen stiegen ihr in die Augen. „Bitte, nicht.“
„Wieso? Was ist denn?“
„Es ist vorbei. Ich habe ihn verlassen.“
„Was? Wie konntest du das tun? Hat er dich denn nicht vor Mustafa gerettet?“
Aisha konnte nicht länger still sitzen. Sie sprang auf und ging zum Fenster. Dort hinten am Horizont war Al-Jirads weiße Sandküste zu sehen. Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und sich zu erinnern, weshalb es so wichtig gewesen war, von ihm wegzukommen.
„Er hat mich nur gerettet, damit er König werden konnte. Er hat alles nur aus diesem einen Grund getan. Er wollte keine Ehefrau, das hat er selbst gesagt. Er wollte mich nicht.“ Sie drehte sich zu Marina um. „Es ist zwei Tage her, seit ich aus dem Palast weg bin, und er hat nicht einmal versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen. Daraus wird doch deutlich, dass es ihm egal ist.“ Sie kaute an ihrer Unterlippe. „Ich werde ihn aufsuchen. Ich habe beschlossen, dass ich es versuchen will. Ich will herausfinden, ob diese Ehe funktionieren kann. Das heißt, wenn er bereit dazu ist.“
Mit großen Augen schaute Marina die Schwester an. „Du weißt es gar nicht! Zoltan konnte sich nicht bei dir melden, weil er vollauf mit meiner Rettung beschäftigt war.“
„Was?“
„Ja, es stimmt. Wie, meinst du, bin ich Mustafa entkommen, wenn nicht mit der Hilfe von Zoltan und seinen Freunden?“ Sie sah zur Decke auf und stieß geräuschvoll den Atem aus. „Einschließlich Bahirs. Ihn wiederzusehen war ein ziemlicher Schock.“
„Du kennst ihn?“ Für einen Moment war Aisha abgelenkt.
Marina zuckte lässig mit einer Schulter. „Das ist lange her. Ich bin sicher, er will sich ebenso wenig daran erinnern wie ich.“ Sie blinzelte und lächelte dann. „Aber darum geht es auch gar nicht.“ Sie stand auf und gesellte sich zu ihrer Schwester am Fenster.
Aisha war noch immer überrascht über die Neuigkeit, dass Zoltan ihre Schwester gerettet hatte. Warum sollte er das tun? Der Thron war ihm doch sicher. Zwar hasste er Mustafa, aber warum sollte er ein solches Risiko eingehen? Es sei denn …
Ein winziger Hoffnungsfunke glomm auf. Es sei denn, er hatte es für sie getan.
„Die Frage ist doch, was wirst du jetzt unternehmen, liebste Schwester?“, drang Marinas Stimme an ihr Ohr.
„Ich weiß es nicht.“ Ihr Herz raste. „Ich wollte mich sowieso bei ihm melden …“
„Die Möglichkeit bekommst du schon in wenigen Minuten.“
Aisha lief ein Prickeln über den Rücken. „Er ist hier?“
„Ja. Er wollte sich nur schnell duschen und umziehen. Er meinte, er riecht nach Pferd.“
„Ich mag es, wie er riecht.“ Aisha sprach den Gedanken laut aus, und Marina lächelte wissend.
„Vielleicht solltest du ihm das sagen.“
„Mein Vater teilte mir mit, dass ich dich hier finde.“
Die vier Männer hatten sich in die Bibliothek zurückgezogen, frisch geduscht und sündhaft sexy. Einer attraktiver als der andere. Er saß halb auf dem Schreibtisch, die dunklen Augen undurchdringlich, und sah Aisha mit verschlossener Miene abwartend entgegen.
Die anderen erhoben sich. Bahir schlug Zoltan auf den Rücken, Kadar verabschiedete sich mit einem Schlag auf die Schulter, und Rashid murmelte ein leises: „Wir sehen uns später.“ Sie deuteten eine Verbeugung in Aishas Richtung an, dann verließen sie den Raum.
Zoltan stand auf und verbeugte sich ebenfalls vor ihr. „Prinzessin … Meine Königin.“
Sie sah ihn an, diesen Mann, den sie gehabt und verloren hatte, und fragte sich, wie sie je hatte denken können, er sei nicht der attraktivste Mann auf der ganzen Welt. Sie wünschte, sie könnte sich einfach in seine Arme werfen, so wie sie es bei Marina getan hatte. Doch sollte er sie von sich stoßen, würde sie auf der Stelle sterben.
„Ich wollte dir für Marinas Rettung danken.“
„Geht es deiner Schwester gut?“
Sie nickte. „Ja, sehr gut. Sie ist dir ebenfalls sehr dankbar. Wir alle sind das.“ Was sonst konnte sie noch sagen? Sie
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