Wiedersehen an der Cote dAzur
Eigentlich war sie jedoch den Tränen nahe. „Selbst wenn du der letzte Mann auf der Welt wärst, würde ich nicht wollen, dass du mich auch nur anrührst!“, hielt sie ihm tapfer entgegen.
„Soll das ein Scherz sein? Als Model weißt du doch verdammt gut deine Reize einzusetzen“, bemerkte er kühl und zuckte mit seinen Schultern, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Und ganz unter uns, vor sieben Jahren waren deine Absichten eindeutig“, fügte er in vertraulichem Unterton hinzu.
Suki starrte ihn verblüfft an, ohne etwas zu sagen. Was hätte es auch gebracht? Sie selbst erinnerte sich nur ungern an ihre Nacht damals mit Pasquale Caliandro.
Das Handtuch noch immer wie einen schützenden Schild haltend, richtete sie sich auf, bemühte sich, ihr inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. Sie war einfach nur eine Frau in einem Liegestuhl, die nach vielen Jahren einen Bekannten wiedergetroffen hatte. Einen nicht gerade angenehmen Bekannten. In Gedanken schüttelte sie sich, versuchte, die Erinnerung daran abzustreifen wie eine lästige Fliege, und verbot sich weitere körperliche Reaktionen.
Und wenn er ihretwegen hier war? Die Vorstellung, dass es so sein könnte, versetzte Suki plötzlich in eine Aufregung, aus der sie nicht klug wurde, und die längst Verdrängtes wieder lebendig werden ließ.
Sie beugte sich vor und fragte mit gesenkter Stimme: „Was machst du hier eigentlich? Bist du mir etwa gefolgt?“
Er warf den Kopf zurück und lachte laut auf. Ein kehliges, wunderbar melodisches Lachen, das auch andere Gäste interessiert aufmerken ließ. Als er aufhörte, fragte er sie jedoch so leise, dass nur sie es hören konnte. „Ich … soll dir gefolgt sein?“ Seine Blicke loderten immer noch heiß, verbrannten sie fast mit ihrer Glut. „Warum in aller Welt sollte ich das tun?“
Suki zuckte mit den Achseln, gab sich betont gelassen. „Um deinem Ruf als Frauenheld gerecht zu werden, zum Beispiel.“
„Ach, tatsächlich?“, meinte er süffisant. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so ein starkes Interesse an meinem Intimleben hast.“
Pasquale lächelte so aufreizend selbstzufrieden, dass sie ihm am liebsten eine geknallt hätte. Doch dann entschied sie sich für die verbale Variante der Entgegnung. „Ich habe nur die Klatschspalten gelesen wie andere auch.“ Glaubte er wirklich, sie würde sich in ihrer knappen Freizeit mit seinen Frauengeschichten beschäftigen?
„Ach? Na dann.“ Er zog amüsiert die Brauen zusammen. „Im Unterschied zu dir, cara, habe ich aber nicht den Ruf, die Beziehungen anderer zu zerstören.“ Dabei lächelte er so provozierend, als genösse er es, sie bei seinem Vorwurf erröten zu sehen. „Wie du siehst“, fuhr er unbeirrt fort, „auch ich lese die Klatschspalten.“
Diese Schmierfinken der Yellow Press! Beinahe tagtäglic h dichteten sie ihr einen neuen Lover an! „ Wenn du auf die se lächerliche Sache in New York anspielst – nichts als Lügen!“, verteidigte Suki sich aufgebracht.
„Ach, wirklich?“, mokierte er sich. „Dann hat die Freun din des Fotografen die ganze Geschichte wohl erfunden, oder wie? Du hast nicht mit ihrem Freund geschlafen? “
„Nein, habe ich nicht!“
Verächtlich zogen sich seine Mundwinkel nach unten. „Und der arabische Prinz letztes Jahr? Frisch verheiratet und schon in heißem Flirt mit dir? Während seine Braut dabei war? Waren das auch nur Lügen?“
Suki seufzte innerlich, als sie sich an die bewusste Affäre erinnerte. Sie hatte Prinz Abdul auf einer Cocktailparty des Auswärtigen Amts in Paris getroffen. Er hatte ernsthaft behauptet, total in sie verknallt zu sein. Aber sie hatte alles nur für eine Art Machtspiel gehalten. Dass sie nicht auf ihn eingegangen war, hatte er als Herausforderung für sein Ego betrachtet. Schließlich hatte er immer bekommen, was er wollte.
Er hatte sie sogar gefragt, ob sie seine Gemahlin werden wolle – allerdings ohne sich von seiner ersten scheiden zu lassen! Suki war fest entschlossen gewesen, Prinz Abdul knallhart zu sagen, dass eine selbstbewusste Frau wie sie auf so jemanden wie ihn nicht hereinfalle. Doch ein Diplo mat des Auswärtigen Amts hatte sie im Vertrauen um einen Gefallen gebeten. Es ging um einen Öldeal zwischen Prinz Abduls Land und Großbritannien. Der durfte auf keinen Fall gefährdet werden. Und deshalb sollte sie den Prinzen diplomatisch höflich abblitzen lassen .
Tatsächlich hatte sie später von dem Beamten erfahren, dass der Deal – dank ihrer Hilfe
Weitere Kostenlose Bücher