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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Geburt schleppen sie ihre Körper mit sich herum und denken, was anderes gäb’s nicht. Aber das Leben...« Thorgold zeigte auf die Bäume mit den verfärbten Blättern, die bald herabfallen würden, und den Fluss, der so schnell dahinrauschte, dass man die einzelnen Tropfen nur für einen Sekundenbruchteil sah, auf milchweiße Wolken aus Saatkörnern, die vorbeiwehten und verschwanden, als hätten sie niemals existiert. »Ständig verwandelt sich das Leben. Nicht mehr und nicht weniger. Man muss es nur wahrnehmen.«
    Eine Zeit lang dachte Hawk darüber nach, ohne ein Ergebnis zu erzielen. Irgendwie war es wichtig, das wusste er. Aber er sah nicht, was er wahrnehmen sollte - nur eine Ahnung, einen flüchtigen Schleier. »Diese Geschichte habt ihr erfunden, du und deine schwarz gekleidete Freundin, damit Krysta sich besser fühlt«, entschied er schließlich. Das verstand er und fand es sogar sehr rücksichtsvoll. Deshalb wollte er den beiden alten Dienstboten keine Vorwürfe machen.
    »Wenn Euch diese Version gefällt, Mylord.«
    »Sie gefällt mir nicht, ich versuche nur, eure Beweggründe zu begreifen. Hätte Krysta die Wahrheit erfahren...«
    »Wessen Wahrheit, welche Wahrheit, die Wahrheit über die Wahrheit? Öffnet Euren Geist, Hawk of Essex, der hat Flügel, die Ihr endlich ausbreiten müsst.«
    Mit diesen Worten verschwand Thorgold. Eben hatte er noch am Ufer des Flusses gestanden, jetzt ließ er sich nicht mehr blicken. Vergeblich schaute Hawk in alle Richtungen, aber er glaubte ein seltsames Klirren zu hören - die Gürtelschnallen und Armreifen und Perlen, die in der Luft tanzten.

15
     
    Gedankenverloren schlug Krysta die falsche Richtung ein, nachdem sie sich von Eahlswith verabschiedet hatte, und gelangte in einen Flügel der königlichen Residenz, den sie noch nicht kannte und für den Dienstbotentrakt hielt. Hier traf sie um diese Tageszeit niemanden an. Sie wanderte eine Zeit lang umher und versuchte sich im Labyrinth der Korridore zurechtzufinden. Schließlich entdeckte sie eine Tür, die in einen Hof führte. Als sie hinaustrat, sah sie einen Jungen vorbeilaufen, der offenbar eine Besorgung zu erledigen hatte, hielt ihn auf und fragte nach dem Weg zur Haupthalle.
    »Durch diese Tür.« Nur widerstrebend verlangsamte er seine Schritte. »Dann müsst Ihr links abbiegen, noch mal links, Euch geradeaus halten und die zweite - nein, die dritte Tür rechts nehmen. Von da aus ist’s noch ziemlich weit. Aber irgendwann werdet Ihr die Halle erreichen.«
    Nach dieser wenig hilfreichen Erklärung rannte er davon. Nur mühsam erinnerte sich Krysta an seine Worte. »Hier hindurch«, murmelte sie und überquerte die Schwelle, auf die er gezeigt hatte, »links, dann noch einmal links, geradeaus...«
    Unsicher folgte sie einem langen Korridor mit Türen an einer Seite und großen Fenstern gegenüber, die zu einem anderen Hof hinausgingen. Hinter den Türen erklangen Stimmen, die lateinische Texte rezitierten. Eine Tür stand halb offen, und Krysta hörte Federn auf Pergament kratzen. Neugierig spähte sie hinein und sah einige junge Männer, die Köpfe über Schreibpulte gebeugt.
    Anscheinend war sie in einen Teil des Schlosses geraten, der mit König Alfreds Schule verbunden war, und das bedeutete, dass sie durch die Fenster das Skriptorium sehen müsste.
    Doch sie täuschte sich. Ärgerlich seufzte sie. Hatte ihr der Junge einen falschen Weg beschrieben? Sollte sie umkehren? Als sie sich dazu entschloss, kam plötzlich ein Mann aus einem Seitengang - hoch gewachsen, gut gebaut, mit schulterlangem dunklem Haar. Trotz des warmen Wetters trug er ein samtenes Wams. An seinem Hals hing eine schwere, protzige Goldkette, funkelnde Juwelen schmückten die Armbänder an beiden Handgelenken. Bei Krystas Anblick blieb er abrupt stehen.
    Schweren Herzens erkannte sie ihn und haderte mit dem unfreundlichen Schicksal, das sie nicht nur in die Irre geführt, sondern ihr auch noch eine Begegnung mit Lord Udell beschert hatte.
    »Ah, teure Lady...« Spöttisch verneigte er sich. »Welch eine Überraschung, Euch hier zu sehen! Ich dachte, Ihr wärt stets in unmittelbarer Nähe der Königin zu finden.«
    Ohne die Herausforderung zu beachten, erwiderte sie: »Ich wollte mein Zimmer aufsuchen und wandte mich versehentlich in die falsche Richtung. Wenn Ihr mich entschuldigen würdet...«
    »Ja, gewiss.« Udell trat zur selben Seite wie Krysta und versperrte ihr den Weg. Dann versuchte sie, um ihn herumzugehen. Mit dem gleichen

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