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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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aufs Meer. Fünfmal hüpfte der Kiesel über die Wellen, ehe er versank. »Und wie ist sie?«
    Die Neugier eines Jungen, die Frage eines Mannes.
    »Wie ich bereits erklärt habe, sie sorgt sich um ihre Leute. Sie möchte den Frieden zwischen den Norwegern und Sachsen festigen, und sie wird ihr Zuhause vermissen. Aber sie ist fest entschlossen, auf Hawkforte ein neues Heim zu finden.«
    Wie wehmütig ihre Stimme klingt, dachte Hawk. Nicht nur ihre Herrin wird an Heimweh leiden. Er musterte die junge Frau, deren Gesellschaft er nicht gesucht, nach deren Namen er absichtlich nicht gefragt hatte, ein Mädchen mit grünen Augen und Sommersprossen auf dem Nasenrücken, ein hübsches Ding... Nicht so strahlend schön wie seine Schwester Cymbra, deren Anwesenheit genügte, um allen Männern den Kopf zu verdrehen. Wenn die Dienerin lächelte, wirkte sie noch zauberhafter. Oder wenn sie ihn nachdenklich betrachtete, so wie jetzt.
    Streckte er wirklich und wahrhaftig eine Hand aus, um ihre Wange zu berühren?
    Mühsam schluckte sie und wich zurück. »Mylord...«
    »Krah, krah ...« Im Sonnenschein flatterten schwarze Schwingen. Hawk blickte zu dem Raben auf, der dicht über seinem Kopf kreiste. Auf den Ästen der Bäume hinter dem Strand hockten weitere Raben, dunkle Schatten zwischen den Blättern. »Krah, krah...« Hatte es schon immer so viele Raben auf Hawkforte gegeben? Daran erinnerte er sich nicht. Und es spielte auch gar keine Rolle. Solche Vögel flogen herbei und wieder davon.
    Doch die grünäugige Dienerin nahm den kleinen Zwischenfall viel wichtiger. Zunächst wirkte sie erstaunt, dann biss sie ärgerlich in ihre Unterlippe. Vielleicht mochte sie Vögel nicht. »Mylord, jetzt muss ich gehen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte sie den Strand hinauf. Beinahe wäre er ihr gefolgt. Aber er hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück. Eine Dienstmagd seiner Braut! Welch eine Torheit...
    Eine Zeit lang blieb er am Wasserrad stehen, bis ihn die Pflicht zur Festung zurücktrieb. Das Tor war geöffnet, mehrere Wagen fuhren hindurch, Handkarren wurden in den Hof geschoben. Außerhalb der Mauer lag die Stadt, von Hawks gut ausgebildeten Männern bewacht. Bald drohten die blühenden Geschäfte der Siedlung ihre Wälle zu sprengen. Im nächsten Jahr würde Hawk eine neue Mauer errichten lassen. Viele Kaufleute zogen hierher, die im Schutz seines Schwerts zu Wohlstand gelangten. Auch Gelehrte kamen von weit und breit an diese Küste, eine Entwicklung, die König Alfred in die Wege geleitet hatte. Nur zu gern folgte Hawk diesem Beispiel, denn er schätzte die Gesellschaft von Männern, die zahllose Bücher gelesen hatten und so anschaulich über längst vergangene Ereignisse sprechen konnten, als wären sie erst gestern geschehen. Zahlreiche Zugereiste besaßen andere Talente. Auf Hawkforte arbeiteten die besten Schmiede von ganz Essex und darüber hinaus, das galt ebenso für die Gerber, Zimmermänner und übrigen Handwerker. Emsige Mönche schmückten in der Abtei, die Hawk gebaut hatte, ihre Handschriften mit schönen Bildern. Fachkundige Apotheker betreuten die Kranken. Besonders stolz war Hawk auf die Kanäle, die seine Experten angelegt hatten und die in diesem Jahr, wo es nur selten geregnet hatte, für üppig grüne Felder sorgten.
    Mit dem enormen Aufschwung hatte er nie gerechnet, sondern eher ein Schicksal voller Blut und Schweiß erwartet. König Alfreds Visionen verdankte er ein sehr angenehmes Leben, und er war fest entschlossen, das Glück seiner Leute und sein eigenes zu schützen. Um jeden Preis. Doch er wollte die Freude, die ihm beschieden war, auch genießen. Und so wanderte er guten Mutes in einer abgetragenen schmucklosen Tunika aus brauner Wolle durch die Straßen zu seiner Burg. Nur das Schwert an seiner Seite und die Ehrerbietung der Stadtbewohner bekundeten den Rang des Festungsherrn. Schüchtern lächelten sie ihn an, lüfteten die Hüte, und eine alte Frau drückte ihm ein noch ofenwarmes Rosinenbrötchen in die Hand. Bereitwillig nahm er es entgegen, denn er hatte seinen Turm verlassen, ohne zu frühstücken. Während er weiterschlenderte, biss er in das knusprige Gebäck.
    Langsam ging er an den Läden und Werkstätten entlang. Hier und dort blieb er stehen, um mit einem Kaufmann oder einem Bauern zu sprechen. Früher hatte er die Namen aller Bewohner von Hawkforte gekannt. Aber jetzt waren zu viele hierher gezogen. Trotzdem bemühte er sich stets um persönliche Bekanntschaften. Ein Mann, der

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