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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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Innerhalb weniger Herzschläge stürzte die Welt in sich zusammen.
    Bevor Dragon wieder einigermaßen klar denken und sich rühren konnte, verstrichen mehrere Minuten. Eiserne Fesseln schienen seine Brust einzuengen. Mühsam schöpfte er Atem. Immer noch leicht benommen, kehrte er allmählich in die Wirklichkeit zurück. Was soeben geschehen war, hatte er sich sicher nur eingebildet. Doch die tiefe Zufriedenheit seines Körpers bezeugte das Gegenteil. Und nun hielt er die Frau fest, die er an die Wand gedrückt und hemmungslos genommen hatte.
    Seine Frau.
    Heftig schüttelte er den Kopf, versuchte zu bestreiten, was sich nicht leugnen ließ. Wie konnte er, der seine Liebhaberinnen stets behutsam und sanft behandelt hatte, sich so vergessen? Und wie musste sie sich fühlen? In seinen Ohren dröhnte der Widerhall ihres Schluchzens. Kaltes Entsetzen durchfuhr seinen Körper, so intensiv wie die Ekstase, die ihn zuvor erfüllt hatte.
    Er trug sie zum Bett und legte sie vorsichtig darauf. »Tut mir so Leid, meine Süße... Niemals hätte ich...«
    Langsam hob sie schwere, schläfrige Lider. In den Tiefen ihrer honigfarbenen Augen las er Emotionen, so alt wie die Erde. Verwirrt beobachtete er, wie sie ihren makellosen Körper wohlig auf der Pelzdecke streckte. Nein, das musste er falsch verstehen, und er durfte nicht hoffen...
    »Was hast du gesagt?« Ihre Stimme klang wie Samt, ein bisschen heiser. Zärtlich berührte sie sein Gesicht.
    »Dass es – mir Leid tut.«
    »Warum denn, um Himmels willen?« Eben noch verschleiert, schauten ihre Augen kristallklar zu ihm auf. Dann lachte sie leise. »Ich glaube, alle meine Knochen sind geschmolzen.«

    Erleichtert seufzte er auf, stimmte in ihr Gelächter ein und streckte sich neben ihr auf dem Bett aus. In jeder Hinsicht war ihm seine Kriegerin ebenbürtig. Das hätte er wissen müssen. Er zog sie an sich und streichelte ihren schmalen Rücken. Zufrieden schmiegte sie sich an ihn. Aber wenig später änderte sich ihre Stimmung. Auf einen Ellbogen gestützt, betrachtete sie ihn. »Vorhin warst du so – angespannt.«
    Als ihre Worte in sein Bewusstsein drangen, war er schon halb eingeschlafen. Ohne die Augen zu öffnen, lächelte er. »Angespannt? Steinhart, meine Süße. Anders kann ich nicht beschreiben, was ich...«
    Spielerisch schlug sie auf seine Brust, und er blinzelte müde. »Das meine ich nicht«, erwiderte Rycca. »Du hattest es furchtbar eilig, die Halle zu verlassen.«
    »Weil ich dich lieben wollte.«
    »Wie nett... Aber normalerweise bleibst du länger an der Tafel sitzen. Diesmal konntest du’s kaum erwarten... Und irgendetwas schien dich zu bedrücken.«
    Offenbar brauchte seine Frau keine besondere Gabe, um seine Gefühle zu verstehen. Doch sie besaß noch ein anderes Talent, das ihn beunruhigte. Er drehte sich zur Seite, umarmte sie und strich über ihre Wange. »Was du mir heute mitgeteilt hast – war das ernst gemeint?«
    »Was denn?«
    »Dass du stets die Wahrheit erkennst.«
    »Ja, natürlich. Du musst es doch gemerkt haben, während du Trygyv ins Verhör nahmst...«
    »Aber du hast Olav verteidigt, einen Dänen. Und das gab mir zu denken.«
    Daran hatte sie nicht gedacht – in ihrem Eifer, einen unschuldigen Jungen zu retten. Gewiss, er gehörte dem Volk an, das ihr Angst und Schrecken einjagte. »Das wurde mir nicht bewusst.«

    Wortlos drückte er sie noch fester an sich. Durfte er hoffen, sie würde die Vergangenheit begraben? War das möglich, wenn sie von jenen seltsamen Fähigkeiten beherrscht wurde? Was bedeutete es, in einer Welt zu leben, wo sich die Wahrheit stets allzu deutlich von der Lüge unterschied? So etwas konnte er sich nicht vorstellen. Und er wollte seine Frau auch nicht hintergehen. Trotzdem missfiel ihm der Gedanke, er würde mit jedem Wort, das er sagte, seine Seele entblößen. In gewissen Situationen musste ein Mann seine Geheimnisse hüten.
    Natürlich wollte er nicht unaufrichtig sein. Aber in Zukunft würde er seine Worte sorgfältig wählen, bisweilen ihren Sinn verschleiern. Dazu müsste ein Mann imstande sein, ohne das Vertrauen seiner Frau zu missbrauchen, ohne befürchten zu müssen, sie würde ihn einen Lügner nennen. Von dieser Ungewissheit gequält, hatte er Rycca frühzeitig aus der Halle in sein Haus geführt, um sie zu besitzen und sicherzugehen, dass sie ihm gehörte. Was dann geschehen war, hatte er allerdings nicht erwartet. Und die Erkenntnis, wie leicht er die Kontrolle verlieren konnte, beunruhigte ihn

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