Wikinger meiner Traeume - Roman
niemals dulden. Aber irgendjemand hatte die Webstühle und Stoffe vernichtet. Wer wäre so leichtfertig, Dragons Zorn heraufzubeschwören?
»Wir müssen den Jarl verständigen«, meinte Magda leise.
»Natürlich. Jetzt beaufsichtigt er die Waffenübungen auf dem Turnierplatz. Sobald er zurückkehrt, werde ich ihm Bescheid geben – auch den Frauen, wenn sie wieder hier sind. Für heute haben sie genug gearbeitet. Sie sollen sich ausruhen und erst morgen in der Weberei aufräumen.« Nachdem Rycca kurz nachgedacht hatte, fügte sie hinzu: »Ich werde meinen Gemahl bitten, ein stabiles Schloss an dieser Tür anbringen zu lassen. Wer immer hier gewütet hat, wird nicht so dumm sein, das noch einmal zu versuchen. Trotzdem ist es besser, gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.«
Magda nickte, sichtlich erleichtert, weil sie sich nicht mehr um die unangenehme Angelegenheit zu kümmern brauchte. Für Rycca war das selbstverständlich, wenn sie auch staunte, weil sie die Pflichten der Herrin von Landsende so schnell und mühelos übernahm. Aber was sich in der Weberei ereignet hatte, bedrückte sie zutiefst. Nicht nur die Arbeit der Frauen war vergeudet worden – die Missetat wies außerdem auf ein Temperament voller Hass und Rachsucht hin, das unerkannt in der Festung oder der Stadt existierte.
Darüber dachte sie immer noch nach, als Dragon einige Stunden später sein Haus betrat. Er hatte gebadet und saubere
Kleidung angezogen. Doch das spielte keine Rolle. Verschwitzt und schmutzig sah er genauso großartig aus. Rycca widerstand dem Impuls, an seine Brust zu sinken. Stattdessen füllte sie einen Kelch mit Wein, den sie ihm reichte. Er nahm ihn entgegen, nickte ihr dankbar zu und erwärmte ihr Herz mit einem anerkennenden Blick.
Nur mühsam lenkte sie ihre Gedanken in andere Bahnen. »So Leid es mir tut, ich muss dich mit einem – unerfreulichen Zwischenfall in der Weberei behelligen. Ich finde, du solltest davon erfahren. Und ich möchte dich um die Erlaubnis bitten, die Tür des Schuppens mit einem stabilen Schloss zu versehen.«
Dragon stellte den Kelch beiseite, an dem er genippt hatte, verdrängte die Frage, wann er seine Gemahlin ins Bett locken konnte, und runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
Das teilte sie ihm in knappen Worten mit. Noch bevor sie ihren Bericht beendete, vertieften sich seine Stirnfalten. Ruhig und gefasst stand er vor ihr, ganz der gebieterische Herr von Landsende. Trotzdem fühlte Rycca, wie nahe ihm die Besorgnis erregende Neuigkeit ging. »Und es gibt keine Anhaltspunkte, die auf den Schuldigen hinweisen würden?«
»Nein, keinen einzigen. Aber ich muss dir noch etwas erzählen. Gestern ist mir in der Stadt ein Mann aus Wolscroft begegnet. Ob er mit dieser Sache zu tun hat, weiß ich allerdings nicht.«
»Mit Mercia machen wir keine Geschäfte. Also hat kein Bewohner von Wolscroft einen Grund, hierher zu kommen. Es sei denn, er besucht unsere Küste deinetwegen. Bist du sicher, dass du ihn wieder erkannt hast?«
»Vielleicht irre ich mich«, gab Rycca zu. »Ich sah ihn nur ganz kurz. Jedenfalls glich er dem Mann, an den ich mich erinnere.«
»Dann müssen wir ihn aufspüren«, entschied Dragon. »Würdest du ihn beschreiben?«
Nachdem sie seinen Wunsch erfüllt hatte, seufzte er. »Also ähnelt er etwa jedem dritten Mann ins Landsende. Keine besonderen Merkmale?«
»Zumindest ist mir nichts aufgefallen. Aber wenn er mir noch einmal über den Weg läuft, würde ich ihn erkennen.«
»Bevor wir der Sache auf den Grund gegangen sind, darfst du dich nicht mehr in der Stadt blicken lassen.«
Sie wollte widersprechen, dann wurde sie von Dragons Miene eines Besseren belehrt. Weder seiner Frau noch sonst jemandem stand es zu, gegen seine Autorität aufzubegehren. Außerdem musste sie ihm zustimmen. Falls tatsächlich ein Mann aus Wolscroft nach Landsende gereist war, führte er sicher nichts Gutes im Schilde.
»Vielleicht ist die Zerstörung der Webstühle und Stoffe nur ein Einzelfall«, bemerkte sie.
»Hoffen wir’s. Meine Krieger werden sich nach fremden Leuten in Landsende erkundigen. Wenn der Mann immer noch hier ist, finden wir ihn.«
Oder er hat bereits das Weite gesucht, dachte sie. Doch das sprach sie nicht aus. Vorerst schüttelte Dragon die Sorge ab wie einen nassen Mantel. Sein Lächeln beschleunigte Ryccas Puls, und er nahm sie in die Arme.
Später lag sie ermattet im Bett und spürte, dass er aufstand. Fast unmerklich bewegte er sich, schlüpfte in seine
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