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Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Titel: Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Weste. Er hatte die weißen Hemdsärmel hochgestreift und
zeigte behaarte Unterarme. Sein Gesicht wirkte rosig. Aus der Nähe sah man,
dass es überzogen war von feinsten roten Äderchen, jedenfalls was Backen und
Nase betraf. Als Wein- und Biertrinker ließ er sich vermutlich nicht lumpen.
    „Hansi ist
tot“, sagte Tim. „Ein Wilddieb hat ihn umgebracht. Es war ein Trophäenjäger (Trophäe = Siegeszeichen), dem es nicht ums Fleisch, um den Braten ging. Der
Kadaver liegt nämlich noch im Gehege. Aber Kopf und Geweih fehlen. Abgesägt.“
    Schenk
starrte ihn an, und die Äderchen färbten sich bläulich. Einer der beiden
Jugendlichen lachte auf. Was auch immer ihn kitzelte — das Lachen ermunterte
den Gast, den Erwachsenen, zu einer Meinungsäußerung.
    „Na, wenn
schon, Oswald“, tröstete er den Wirt. „Gejagt wird immer, geschlachtet auch.
Geweihe sind gefragt. Und ob Hansi nun auf legale (gesetzliche) Weise
umgebracht wurde oder bei Nacht und Nebel — er hat’s hinter sich.“
    Schenk
antwortete nicht. Er schluckte an dem Kloß in seiner Kehle.
    Hinter Tim
stieß Gaby einen Laut aus, ein Mittelding zwischen Wimmern und Wutschrei.
    Tim hatte
seinen Blick bereits dem Gast an die Pulloverbrust geheftet, einen Blick voller
Ekel.
    „Ihnen
gehört sicherlich der grüne Porsche? Aha! Vielleicht kleben Sie bald an einem
Chausseebaum, mit Ihren sterblichen Überresten inmitten des teuren Wracks. Wenn
wir dann vorbeikommen, mein Herr, werden wir sagen: Gerast wird immer,
gestorben auch! Schrott ist gefragt! Und ob dieser Mensch nun an seinen
Nikotinnudeln verendet ist oder beim Idioten-Rennen — er hat’s jedenfalls
hinter sich!“
    Dem Mann
stieg Wut ins Gesicht.
    „Heh, du
Lümmel! Wie redest du denn mit mir?“
    „Wie’s
Ihnen zukommt. Dort draußen hat sich eine Tiertragödie abgespielt. Ein
gewissenloser Schweinehund hat den armen Hansi gemeuchelt. Und Sie albern hier
mit blöden Sprüchen. Wohl noch nie was von Tierliebe gehört?“
    „Nun
reicht’s aber!“, rief der Kerl. „Oswald, ich lasse mich doch nicht von diesem
Halbstarken...“

    „Hör auf!“,
unterbrach ihn der Wirt. „Ich habe jetzt andere Sorgen. Der Junge hat ja recht,
Paul. Mir war Hansi ans Herz gewachsen. Eine Tücke ist das!“
    Der Mann,
den der Wirt Paul genannt hatte, griff nach seinem Weißwein-Schoppen, hatte
aber das Wutzittern in den Fingern. Beinahe hätte er sich mit dem Glas die
Vorderzähne ausgeschlagen. Strahlend weiße, übrigens, und so regelmäßig wie Paradesoldaten.
    Er war noch
vor den besten Jahren, also höchstens Mitte Dreißig, trug weiße Jeans, weiße
Sportschuhe und einen italienischen Sommerpullover, um den ihn ein
Paradiesvogel mit 28 Farben im Gefieder beneidet hätte. Der Pullover war noch
bunter. Dafür fehlte es dem Gesicht an Farbe. Es gefiel sich in
Kettenrauchergrau, hatte vorspringende Backenknochen und ein spitzes Kinn. Aus
unerfindlichem Grunde kniff er ständig das linke Auge halb zu. Vielleicht war
das schick.
    In die
gespannte Stille sagte Gaby: „Kommissar Glockner ist mein Vater. Er leitet die
Sonderkommission, die wegen der Wilderei gebildet wurde. Ich rufe ihn an.“
    „Ja,
bitte“, murmelte Schenk. „Hier ist das Telefon, Fräulein Glockner.“
    Er bat Gaby
hinter die Theke, wo ein Apparat stand. Während sie zu Hause anrief, tauschte
Tim einen Blick mit seinen Freunden.
    Gewitterwolken
verdunkelten Klößchens Mondgesicht. Er ließ die Arme baumeln wie ein Gorilla,
der auf die Boxhandschuhe wartet. Mit dem Kinn wies er stumm und anklagend auf
die Motorradfans.
    Auch Karl
hatte seine Aufmerksamkeit auf die beiden Jugendlichen gerichtet. Tim drehte
sich um.
    Unterdrücktes
Gelächter ließ die Typen erbeben. Sie waren stämmig und gerade im richtigen
Alter, um leichte Maschinen zu fahren. Der eine hatte blonde, vom Helm
plattgedrückte Locken und Augen wie Glasmurmeln. An dem andern war alles dunkel
— Augen, Haare und Teint (Gesichtsfarbe).
    Himmel, die
kenne ich ja! dachte Tim, der sie jetzt erst beachtete.
    Es war
schon eine Weile her. Aber er entsann sich der Namen. Der Blonde hieß Daniel
Schütt, der andere Christian Satori. Die damalige Begegnung hatte sie als
Rowdies übelster Sorte ausgewiesen. Ihr Opfer war ein Busfahrer der Linie 11
gewesen. Ihn hatten sie, allein mit ihm im Wagen, an der Endstation beim
Andreas-von-Siech-Altersheim mit Tränengas besprüht und zusammengeschlagen. Tim
kam zufällig vorbei, sah, was los war, und hielt die beiden fest, bis

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