Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn
keine
natürlichen Feinde mehr hat. Wölfe und Bären — die haben wir ja ausgerottet,
hier. Das ist uns gelungen. Und die Umweltverschmutzung reicht offenbar noch
nicht aus, um mit ihren Giften das Hochwild auszulöschen. Also müssen die Jäger
her. Die Jagdpächter und Schickeria-Grünröcke. Gut, gut! Ich sag ja gar nichts.
Ich will nur darauf hinaus: Wenn Wild getötet werden muss, dann soll das
schnell und schmerzlos geschehen. Durch einen guten Schützen mit sicherem
Schuss. Was die Kleinkaliber-Wilddiebe tun, ist bestialisch. Auf die spucke
ich! Pfui, Teufel! Und das alles für Geld.“
„Bravo!“,
rief Gaby. „Könnten meine Worte sein. Mindestens.“
Die Jungs
bezeichneten Kommissar Glockner als ihren väterlichen Freund — was er auch war,
und wie! Der väterliche Freund kannte seine Pappenheimer. Jeden sah er der
Reihe nach an: Tim, Karl, Klößchen und auch sein entzückendes Töchterchen.
„Ganz
richtig, Freunde! Das ist kein Fall für TKKG. Denn die Wilddiebe sind
bewaffnet, rücksichtslos und ohne Ehrfurcht vor dem Leben. Wenn ihr denen
auflauert, wärt ihr in höchster Gefahr. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“
Gaby
nickte.
Karl und
Klößchen blickten unschuldig wie Goldfische, die im Aquarium ihr Leben fristen.
Tim
beschäftigte sich konzentriert mit seinem linken Daumen. Offenbar sah er den
zum ersten Mal.
„Tim!“
Tim
lächelte blauäugig und wies gleichzeitig zum Fenster.
„Sehen Sie,
wer da kommt! Das ist Thilo. Der Sohn vom Wirt. Thilo hat letztes Jahr bei uns
Abitur gemacht und studiert jetzt in Florenz. Kunstgeschichte. Toll, wie? Und
stellen Sie sich vor, Herr Glockner. Er war verknallt in Gaby. Obwohl er sechs
Jahre älter ist.“
Gaby blies
gegen ihren Pony. „Er ist ja ein netter Typ, der Thilo. Wirklich! Aber dass ich
mich für so einen Opa nicht erwärmen kann, ist doch klar. Himmel, der wird ja
bald 20.“
„Ein alter
Knochen“, grinste Karl — und drehte sich um, weil er mit dem Rücken zum Fenster
saß.
Glockner
schmunzelte — und war bereit, sich ablenken zu lassen. Wusste er doch ohnehin,
dass er die TKKG-Bande nicht bremsen konnte, falls sie beschloss, die Jagd auf
die Wilddiebe zu ihrem Fall zu machen.
Draußen
hielt ein Taxi. Thilo Schenk war ausgestiegen und umarmte seinen Vater.
Wiedersehensfreude erhellte die Gesichter. Für einen Moment schien der Wirt
Hansis Schicksal zu vergessen.
Thilo war
so groß wie sein Vater, aber drahtig, trug das rotblonde Haar ziemlich lang und
hatte sich einen zausigen Vollbart wachsen lassen, Modell Kunststudent. Er trug
Gammelklamotten, aber von italienischer Herkunft, also sehr bunt und
einigermaßen schick.
Inzwischen
holte der Taxifahrer zwei Koffer aus dem Wagen. Offenbar hatten für Thilo die
Semesterferien begonnen.
Schenk
senior (der Ältere) bezahlte die Fuhre. Das Taxi empfahl sich. Vater und
Sohn kamen herein. Eine Frau Schenk gab es schon lange nicht mehr und
Geschwister hatte es nie gegeben. Um so mehr schienen die beiden Schenks
aneinander zu hängen.
Thilo
erkannte die ehemaligen Mitschüler, und seine braunen Augen leuchteten auf wie
Fernlicht.
„Buon
giorno (Guten Tag!), miteinander!“, rief er, kam zum Tisch und
schüttelte Hände, kannte er doch alle, die hier waren, auch den Kommissar.
Zu Gaby
sagte er: „Nicht zu fassen! Das hübscheste Mädchen der Schule ist noch hübscher
geworden. Pass gut auf sie auf, Tim! Die Gärten sind voller Unkraut. Eine
solche Rose ist selten! Spaß beiseite! Wie geht es euch?“
„Wir nehmen
die Hörner runter“, sagte Tim, „trotzen dem grauen Schul-Einerlei und bemühen
uns, umtriebig zu sein, damit wir nicht verstauben zwischen Schulbüchern und
trocknem Wissen.“
Alle
lachten.
Klößchen
rief: „Und wie geht’s in Florenz? Steht der schiefe Turm noch? Sind immer noch
so viele Tauben auf dem Markusplatz?“
Verblüfft
sah Thilo ihn an. Aber Klößchens Miene war nicht zu entnehmen, ob er spaßte
oder Bildungslücken hatte.
Jedenfalls
sagte Thilo: „In Florenz fühle ich mich großartig. Bin schon fast verlobt. Was
den schiefen Turm betrifft, Klößchen — der steht in Pisa. Und der Markusplatz
ist in Venedig.“
„Kann man
leicht verwechseln“, meinte Klößchen, „wo’s doch jetzt die Rundreisen gibt: Italien in 36 Stunden. Weißt du
schon von der Tiertragödie?“
Natürlich
wusste Thilo noch nichts. Als ihm berichtet wurde, bekam er feuchte Augen. Aber
dann erging es ihm wie den vier Freunden. Wut auf den Tiermörder
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