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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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angenommen wird.«
    »Und Sie müssen diesen Leuten das Gesetz schmackhaft machen?«
    »Nicht ich«, erwiderte Baring lächelnd. »Sie, Annie! Sie werden nach Washington fliegen und den Mitgliedern des Komitees erklären, warum wir ein Gesetz zum Schutz der Mustangs brauchen. Das Flugticket stellt Ihnen die Society for Animal Protection zur Verfügung, die Hotelkosten übernimmt die Regierung.«
    Annie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war so erstaunt, dass sie beinahe die Kaffeetasse fallen ließ. »Ich soll nach Washington fliegen?«, sagte sie nach einer langen Pause. »Ich soll vor einem Ausschuss sprechen?« Sie konnte es noch immer nicht fassen, blickte Hilfe suchend ihren Mann und Peggy an. »Aber was soll ich denn sagen? Ich bin doch keine Politikerin.«
    Charlie hatte sich schneller von seiner Überraschung erholt und strahlte übers ganze Gesicht. »Das ist leicht. Du hältst dieselbe Rede, die du eben vor den Schülern gehalten hast. Wenn du sie damit nicht packst, weiß ich auch nicht weiter.«
    »Aber das sind Politiker. Die wollen Fakten.«
    »Und die kannst du ihnen geben«, ermunterte Charlie sie. »Wie viele Mustangs gab es nach dem Zweiten Weltkrieg, wie viele gibt es jetzt noch … ganz zu schweigen von den Fotos, die Peggy aufgenommen hat. Du schaffst das, Annie!«
    »Davon bin ich auch überzeugt«, sagte der Congressman. »Sprechen Sie so wie immer. Versuchen Sie bloßnicht, wie ein Politiker zu klingen. Und scheuen Sie sich nicht, auch an das Gefühl der Ausschussmitglieder zu appellieren. Zeigen Sie ihnen die Fotos! Erzählen Sie, was Sie gesehen haben! Reden Sie Klartext!«
    »So wie ich immer spreche?«
    »Sie können sehr überzeugend sein, Annie, das wissen Sie doch«, meldete sich ihr Chef zu Wort. »Ich zahle Ihnen sogar einen Bonus, damit Sie in Washington die Kaufhäuser unsicher machen können. Bezahlten Urlaub bekommen Sie auch.«
    »So einen Chef möchte ich auch mal haben«, sagt Peggy.
    Harris lachte. »Sagen Sie das nicht. Ich bin nicht immer so.«
    »Und wann soll ich fliegen?«, fragte Annie.
    »Morgen früh«, antwortete Baring. Er zog einen Umschlag aus der Tasche und reichte ihn ihr. »Ihr Flugticket. Ich werde Sie nach Washington begleiten und im Ausschuss neben Ihnen sitzen. Und wenn wir alles glücklich überstanden haben, würden sich meine Frau und ich sehr glücklich schätzen, Sie zum Dinner einzuladen.« Er wandte sich an Charlie. »Sie kommen doch zwei Tage ohne sie aus?«
    »Wir werden die Daumen drücken«, versprach Peggy.
    »Ach ja, noch was«, sagte der Congressman, als das Essen kam. »Ich habe ein Wort beim Jugendamt für Sie einlegen können. Man ist einverstanden, dass Donnabis auf Weiteres bei ihnen bleibt. Die Tante hat auf das Sorgerecht verzichtet.«
    Charlie umarmte Annie, die nun mit den Tränen kämpfte. »Jetzt schmeckt mir das Steak gleich noch besser!«, sagte sie dann.

19
    Peggy und Charlie blickten der viermotorigen Maschine nach, bis sie nicht mehr zu sehen war. Ein bisschen wehmütig, weil Annie zwei Tage in der Ferne verbringen würde, aber auch voller Hoffnung kehrten sie zum Pick-up vor dem Flughafen zurück. Am nächsten Tag würde der Ausschuss in Washington entscheiden, ob das Gesetz durch den Kongress gehen würde.
    Es war noch früh am Morgen, und die Häuser der Innenstadt warfen lange Schatten, als sie vor einem Supermarkt am Stadtrand hielten. Sie kauften die Lebensmittel, die Tante Martha auf einen Zettel geschrieben hatte, teilten sich eine Flasche Cola, die sie noch vor dem Laden austranken, und fuhren auf den Highway nach Osten. Die Morgensonne ließ die Felsen in sanften Farben leuchten.
    »Schade, dass ich nicht dabei sein kann«, sagte Charlie unterwegs. »Wie ich Annie kenne, wird sie den hohen Herren in Washington ganz schön einheizen.«
    »Meinst du, sie trifft den Präsidenten?«
    »Eisenhower? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Peggy lachte. »Annie sorgt schon dafür, dass die Mustangs ganz oben auf seiner Tagesordnung stehen. Was meinst du, was morgen früh in der Washington Post steht?«
    »Ich kann’s mir denken.«
    Peggy saß wieder hinterm Steuer. Sie hatte die Sonnenblende hochgeklappt und blinzelte in das Licht, das durch das Seitenfenster fiel. Ein junges Paar in einem offenen Sportwagen überholte sie, er mit eingeölten, sie mit wehenden Locken. Wahrscheinlich hatten sie den neuen Film mit James Dean gesehen. Peggy war schon lange nicht mehr im Kino gewesen, kannte den Schauspieler aber aus den

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