Wilder als der Hass, süsser als die Liebe
und Mikhal sind gekommen, um uns zu begrüßen.«
Juliet packte in plötzlicher Panik seinen Arm. »Ich kann Sara nicht sofort wiedersehen, Ross! Sie wird mich von Deck werfen, um die Fische zu füttern, für all das, was sie wegen mir durchgemacht hat!«
Ross zeigte in der Öffentlichkeit nicht oft Zuneigung, aber nun drehte er sich zu seiner Frau und gab ihr einen Kuß. »Nein, wird sie nicht. Sara wird meinen Brief schon vor Wochen erhalten haben, so daß sie sich auf deine Anwesenheit vorbereiten konnte.« Er zwinkerte ihr zu. »Ich habe ihr geschrieben, daß ich dich für drei Kamele gekauft habe - viel zu teuer, um dich zurückzulassen.« Dann streichelte er ihr leicht über den Bauch. »Aber die Investition scheint sich auszudehnen.« »Schuft!« zog Juliet ihn auf, aber Ross' Unsinn half ihr weitgehend, ihre Selbstkontrolle wiederzuerlangen. Seinem Blick folgend, entdeckte sie Sara, die winkte, um ihren Cousin auf sich aufmerksam zu machen. Ihre Freundin wirkte anmutiger als je zuvor und strahlte eine tiefe Zufriedenheit aus. Sie wurde von einem hochgewachsenen, dunkelhaarigen Herrn durch die Menge geleitet, dessen Ausstrahlung reichte, um jeden davon abzuhalten, seine Frau anzurempeln.
Als Ross und Juliet auf das Deck traten, ließ Sara ihren Mann los und spurtete voran, um sich in die Arme ihres Cousins zu werfen. Juliet trat einen Schritt zurück. Würde Sara ihr wirklich verzeihen können und Vergangenes vergangen sein lassen?
Bevor Juliet sich jedoch in ihre Ängste hineinsteigern konnte, stand Saras Mann vor ihr und verbeugte sich. »Es sieht aus, als wären unsere Angetrauten zu beschäftigt, um sich damit abzugeben, uns einander vorzustellen. Ich bin Mikhal, und Sie sind sicherlich die Frau, für die Ross drei Kamele hergegeben hat.« Sein genüßlicher Blick taxierte sie anerkennend. »Er hat ein Händchen fürs Feilschen.«
Sie lachte und bot ihm ihre Hand. »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Mikhal. Ross hat mir viel von Ihnen erzählt.«
Er verdrehte seine unwahrscheinlich grünen Augen. »Hiermit bitte ich Sie, sich alles zu meiner Verteidigung anzuhören.«
Juliet schmunzelte immer noch, als Lady Sara ihren Cousin endlich losließ und sich zu ihr wandte. Einen langen Augenblick musterten sie einander, Sara nachdenklich, Juliet nervös. Dann huschte ein schelmisches Lächeln über Saras Gesicht. »Eines Tages, vielleicht in ein oder zwei Jahren, kriegst du von mir eine Standpauke zu hören, die deine Locken augenblicklich glätten wird. Aber es wird warten müssen, denn im Augenblick bin ich viel zu froh, dich wiederzusehen.«
Dann lagen sie einander in den Armen, lachten und weinten gleichzeitig. Juliet hätte wissen müssen, daß Sara alles akzeptierte, was Ross glücklich machte. Und während sie ihre Freundin drückte, schwanden alle Zweifel, die Juliet über ihr zukünftiges Leben in England gehabt hatte.
Als Juliet und Sara sich genug gedrückt und geküßt hatten, warf Juliet einen Blick zu Ross, der sich gerade ebenfalls aus Mikhals überschwenglicher Begrüßung wand. Dann drängten sich die beiden Paare durch die Menge zu Mikhals Kutsche.
Für einen kurzen Moment hielt Ross Juliet zurück und flüsterte ihr ins Ohr: »Und so kehrten der Prinz und die Prinzessin nach Hause zurück und lebten, wie es sich für ein richtiges Märchen gehört, glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.«
»Glücklicher Prinz«, murmelte sie und sah ihn voller Liebe und Zärtlichkeit an. »Und noch glücklichere Prinzessin.«
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