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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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erotische Spiele für Erwachsene herstellte – pornografische Puzzles, Strip-Poker, schlüpfrige Kreuzworträtsel. Das Geschäft boomte, und er kam her, um sich selbst zu belohnen. Die Frau an seiner Seite war nicht seine Ehefrau (
die
urlaubte auf Jamaika, zusammen mit ihrem persönlichen Fitnesstrainer). Hinter ihnen kam ein berühmter Filmstar, der die Narben seiner kürzlich erfolgten Schönheitsoperation - er hatte sich das Gesicht liften, die Augenpartie glätten und das Kinn mit einem Implantat aufpolstern lassen - hinter einer übergroßen Sonnenbrille und einem Hut mit breiter Krempe verbarg. Ihm folgten die beiden Brüder, die nach The Grove kamen, um ihren Frauen (die ihre Ehemänner beim Golfen in Indian Wells wähnten) eins auszuwischen. Jetzt tauchte ein ausgebrannter Schriftsteller auf, der seit vier Jahren nichts mehr veröffentlicht hatte und in dieser Oase auf Inspiration hoffte; die nächsten,
die ausstiegen, waren zwei Schwestern, die nur auf heiße Affären aus waren (sie hatten auf dem kurzen Flug bereits mit den beiden Abwechslung suchenden Brüdern geflirtet), sowie die bekannte Sängerin und Schauspielerin, die sich ihre Augenbrauen schon so oft hatte liften lassen, dass ihr Gesicht den Ausdruck ständigen Überraschtseins angenommen hatte; ferner eine Witwe, die in The Grove ein beharrlich aufrecht erhaltenes Trugbild aus ihrer Vergangenheit aufwärmen wollte, und ein Pärchen, das auf erotische Spiele aus war.
    Die Letzten, die ausstiegen, waren zwei Frauen. Sie schienen unschlüssig zu sein, wirkten verunsichert, weil sie keine Ahnung hatten, wie sie zu diesem Aufenthalt hier gekommen waren. Sie wussten nur, dass sie bei einem Preisausschreiben gewonnen hatten, an dem sie sich ihres Wissens gar nicht beteiligt hatten.
    »Coco McCarthy und Sissy Whitboro«, sagte Vanessa Nichols, die Geschäftsführerin des Resorts und Abby Tylers beste Freundin. »Ophelia Kaplan ist nicht mitgekommen.«
    Abby war verblüfft. Warum schlug da jemand die Gelegenheit aus, in einem exklusiven Ferienparadies kostenlos Urlaub zu machen?
    »Dr.Kaplan ist beruflich sehr eingespannt«, sagte Vanessa, die merkte, was ihre Freundin beschäftigte.
    Als alle zwanzig Neuankömmlinge auf der Asphaltpiste standen, wartete Abby darauf, dass der Turboprop wieder abheben würde. Dem war nicht so. Ein weiterer Gast tauchte unversehens und entgegen der Passagierliste, die zwanzig, nicht einundzwanzig Namen verzeichnete, oben an der Gangway auf. »Wer ist das denn?«, fragte Abby überrascht.
    Vanessa warf einen Blick auf ihre Unterlagen. »Jack Burns. Aus Los Angeles.« Wenn ein Flug ausgebucht war, kam es schon mal vor, dass einem Last-Minute-Passagier der Sitz des Copiloten zugewiesen wurde.
     
    »Warum hat man mir nichts davon gesagt?«
    »Tut mir Leid, Abby. Ich nahm an, du wüsstest es.«
    Abby nahm den Nachzügler unter die Lupe. Mit seinen Jeans und der Lederjacke schien er nicht zu den anderen zu passen. Irgendetwas war an ihm, was bei ihr eine Alarmglocke aufschrillen ließ. Möglich, dass es daran lag, wie er dort oben stand und in ihre Richtung schaute, sie mit seiner im Mondlicht aufblitzenden verspiegelten Sonnenbrille anpeilte. Erst nachdem sein Blick lange auf Abby geruht hatte, kam er die Gangway herunter.
    »Was ist denn?«, fragte Vanessa. Sie wusste, warum ihre Freundin heute Abend schlecht gelaunt war. Es hatte nichts mit dem unerwarteten Fremden mit der Pilotenbrille zu tun.
    »Ich weiß nicht. Ich habe nur bei diesem Mann ein ganz komisches Gefühl.«
    »Kennst du ihn?«
    Abby schüttelte den Kopf. Kurze dunkle Locken tanzten auf und nieder.
    Vanessa sah Jack Burns prüfend an und schrak unversehens zusammen. »Großer Gott, Abby, du glaubst doch wohl nicht … «
    »Behalt ihn im Auge.« Als Abby sich zum Gehen wandte, legte Vanessa ihr die Hand auf den Arm und sagte leise: »Du brauchst dir das doch nicht anzutun. Wir können es auf der Stelle abblasen.« Womit sie auf etwas anderes als den einundzwanzigsten Passagier anspielte.
    Abby blickte in Vanessas ernste Augen und wusste, dass ihre Freundin es nur gut mit ihr meinte. Aber von Abblasen konnte keine Rede sein. Derlei Überlegungen waren zwar aufgetaucht, aber wieder verworfen worden. Etwas, was vor langer Zeit begonnen hatte, hatte sie so unerbittlich eingeholt, wie sie das vorausgesehen hatte. Wie der Showdown in einem alten Film. »Und was ist mit dir? Kommst
du
damit klar?«
    Vanessa grinste. »Du kennst mich doch. Ich schrecke vor nichts

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