Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
Vom Netzwerk:
vorhat und ob wir wirklich mitgehen.“ Er wandte sich ab, sammelte das Plastikgeschirr vom Boden auf und stopfte es in einen Müllbeutel. Es war wirklich kein Zufall gewesen, dass sie ihn beim Frühstück mit ihren hinterhältigen Fragen auf Distanz gebracht hatte. Ob er zugenommen habe? Das war ein Präventivschlag gegen ein Liebesbekenntnis. Und als er ihr jetzt im Spiel nahegekommen war, hatte sie mit ihrem Ellenbogen durchgezogen. Er seufzte. „Lass uns frische Luft schnappen und uns die Beine vertreten.“
    Sie mummelten sich ein, bis nur noch Mund, Nasenlöcher und Augen frei blieben, und stiegen das Treppchen hinab. Die letzten Sonnenstrahlen fielen durch den fernen Begrenzungszaun, der Wind blies Schneeschleier über die Piste. Da die Agenten sie nicht weiter gehen lassen wollten, drehten sie einige Kreise um die Maschine und flüchteten zurück ins Warme. Es wollte kein Gespräch mehr aufkommen und so schliefen sie.
    Als Ralph zu ihnen kam, war es schon dunkel. Er zog die Mütze ab und rieb sich die Wangen. „Lebenslang Alaska, was für eine Strafe!“ Er schüttelte sich und schmunzelte listig. „Na, war ich trickreich? Statt euch ein Besuchsprogramm zusammenzustellen, habe ich euch mit Wein abgefüllt. Man spart, wo man kann!“
    „ Bis jetzt warst du vor allem mit Erklärungen sparsam“, sagte Anna.
    „ Du hast recht, es ist an der Zeit, unseren Plan zu besprechen.“ Ralph hockte sich ihr gegenüber auf die andere Gangseite und stützte die Hände auf den Knien ab. „Wir gehen davon aus, dass der Mörder höchst ungeduldig ist, an dich heranzukommen, immerhin hat er zwei Frauen in einer Nacht entführt beziehungsweise entführen lassen, um Druck auszuüben. Trotz seiner Ungeduld ist er nicht im Show-Palast erschienen. Dafür hat er uns den Strip-Club als Ersatz angeboten. Der Ort ist interessant: Drinnen ist er schlecht zu sichern, aber von außen lässt er sich leicht umstellen. Wenn der Mörder nicht völlig verrückt ist, wird er sich nicht dorthin wagen.“
    Anna richtete sich im Schneidersitz auf, alle Müdigkeit schien von ihr gefallen, Blick und Stimme waren hart. „Also haben wir eine ähnliche Situation wie mit dem Show-Palast, auch wenn diesmal der Mörder einlädt: Wir gehen zu einem Treffen und erwarten, dass er nicht erscheint.“
    „ Ja, das ist sozusagen strukturell in unserem Verhältnis angelegt, um es ein bisschen psychologisch zu formulieren. Entweder wir haben die Situation vollständig im Griff, dann zeigt er sich nicht, oder wir sehen vorher, dass wir die Kontrolle verlieren könnten, weswegen wir erst gar nicht darauf eingehen. Wir müssen den Punkt finden, an dem er sich gerade eine ausreichende Chance ausrechnet, mit dir zu entkommen, und wir trotzdem deine Sicherheit zu 99% gewährleisten können.“
    Jan, der in der Reihe vor Anna saß, rutschte zum Mittelgang, um sich besser in das Gespräch einmischen zu können. „Hast du nicht gesagt, du garantierst Annas Sicherheit unbedingt?“
    „ Unbedingte Sicherheit gibt es nicht.“ Ralph schaute zu Jan, blieb aber sonst Anna zugewandt. „Solange wir das Double hatten, konnte ich eine Gefahr für Anna nach menschlichem Ermessen ausschließen. Jetzt kann ich sie nur so gering wie möglich halten – und Anna bei jedem Schritt fragen, ob sie mitzieht.“
    „ Aber der Mörder treibt seit Jahren sein Unwesen und ihr verfolgt ihn seit dem Sommer 2010. Er wird eure Fallen erkennen. Damit ihr eine Chance bekommt, ihn zu fassen, muss Anna eine Gefahr auf sich nehmen.“
    Ralphs Ton verschärfte sich. „Du hast recht, wir jagen ihn seit zweieinhalb Jahren und wir sind nie auch nur in seine Nähe gekommen. Wir werden ihn in den nächsten Tagen nicht schnappen, indem wir einfach mit unserer Rasterfahndung weitermachen. Wir müssen etwas riskieren, um zu verhindern, dass noch mehr Frauen verschwinden. Du hast die Obduktionsberichte noch nicht gesehen. Soll ich sie dir zeigen?“
    „ Ich bin prinzipiell bereit mitzuspielen“, warf Anna ein. „Aber ich will verstehen, was ich tue und warum. Was zum Beispiel verspricht sich der Mörder vom Strip-Club?“
    Ralph lächelte ihr zu. „Wir haben drei potentielle Absichten identifiziert. Erstens lässt sich der Strip-Club im Kontext seiner Perversion deuten. Der Mörder kann dich nicht haben, aber zumindest über dich verfügen. In einem sexualisierten Milieu. Vielleicht will er dich zu einer erotischen Handlung bewegen. Diese Nacht haben wir gesehen, dass er neben Logann weitere

Weitere Kostenlose Bücher