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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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es die Pflegeeltern geschafft, dass er unter strengen Auflagen in ein Begabteninternat auf dem Land geschickt wurde, das nur Jungen aufnahm. Das haben wir erst während des Rekrutierungsprozesses herausgefunden – und da faszinierten uns bereits seine Fähigkeiten. Während der Grundausbildung bei der CIA verführte er eine Minderjährige. Vermutlich misshandelte er auch eine Prostituierte. Wer weiß, was er noch getan hat, ohne dass wir davon erfuhren. Jeder andere wäre aus der CIA geflogen – wir brauchten verlässliche Agenten, die nicht erpressbar waren. Jeder andere, nur nicht er.“ Albert seufzte und schüttelte missbilligend den Kopf. „Er war der Diamant, in dem alle Vorgesetzten ihre Hoffnungen schillern sahen: endlich der Mann, der sich in den Kreml einschleichen oder Fidel Castro ermorden würde. Meine Aufgabe war es, ihn zu stabilisieren und zu überwachen. Je mehr sich sein Talent entfaltete, je wertvoller er wurde, desto mehr Zeit verwandte ich darauf, ihn außerhalb der Arbeit zu begleiten und in Gesellschaft zu bringen. Eines Abends nahm ich ihn mit ins Kennedy-Center zum Ballett. Er begeisterte sich für alle Kunstformen, doch das Ballett war ihm aus irgendeinem Grund bis dahin entgangen. In der Pause behauptete er euphorisch, er habe sich in eine der Tänzerinnen verliebt. Während der zweiten Hälfte beobachtete ich ihn. Danach zweifelte ich nicht mehr an seinen Worten. So hatte ich ihn noch nie gesehen.“
    „ Im Ballett?“ Jan war verwirrt. Oliver hatte von einem Blumenladen gesprochen.
    Albert schien seine Rückfrage überhört zu haben. „Ich hatte eine schwierige Entscheidung zu treffen. Auf der einen Seite hoffte ich, dass eine Liebesbeziehung auf Oliver therapeutisch wirken würde. Auf der anderen Seite fürchtete ich seine Enttäuschung, wenn Lucia ihn ablehnen oder verlassen würde. Um mir ein besseres Bild zu machen, verabredete ich mich mit ihr zu einem Mittagessen. Ihr ausgelassenes Naturell überzeugte mich, dass sie Oliver aus seinen Fantasien in die Wirklichkeit locken könnte. Ich gab ihr 200 Dollar für ein Candlelight Dinner mit meinem Schützling. Offengestanden war ich vor ihrem ersten Date pessimistisch. Oliver sah durchschnittlich aus, ein weiterer Vorzug aus professioneller Sicht, aber keine gute Voraussetzung, um eine blendend schöne, frohsinnige Achtzehnjährige für sich einzunehmen.“
    Jan dachte daran, wie Oliver ihr erstes Treffen im Blumenladen geschildert hatte: Der Vorhang ging auf und da stand sein Mädchen, die schönste ... Wie hatte er das formuliert? Irgendetwas mit Gottes Zufall. „Hatte sie nichts mit Blumen zu tun?“
    „ Sie mochte Blumen, sie hat sich gerne ihre Haare hochgebunden und eine Kamelie hineingesteckt oder Jasminblüten. In Argentinien hat sie einen kleinen Garten angelegt. Gekümmert hat sie sich allerdings kaum darum, Pflücken waren ihr lieber als Jäten und Gießen. Ausdauer hatte sie nur beim Sticken, damit hat sie sich beruhigt. Ihre Mutter war Kunststickerin. “
    Ballett, Blumen, Sticken ... Irgendetwas entscheidend Wichtiges schien Jan zum Greifen nahe, aber er fand es nicht.
    Albert räusperte sich dezent. „Warum fragst du?“
    „ Was? Ach so, die Blumen, Oliver hat aus ihr ein Blumenmädchen gemacht.“
    „ Das passt. Sie war selbst eine Blume, zartgliedrig, frühlingshaft – und abgeschnitten von der Erde, dazu bestimmt, schnell zu blühen und zu welken. Vor unserer Flucht war das kaum zu merken, eine gelegentliche Überspanntheit, eine schrille Note, die sie selbst erschreckte, irgendein überzogenes Verhalten, aus dem sie sich in dem Moment nicht zu lösen vermochte. Das meiste konnte sie mit ihrem Lächeln bereinigen, manchmal brauchte sie Olivers Unterstützung. Einmal, das fällt mir gerade ein, weil wir von Blumen gesprochen haben, ist sie mit Oliver nachts in einen Park eingedrungen und hat sich einen Arm voll Gladiolen gepflückt. Mitten aus einer Komposition, die eine Gärtnerei für Tausende von Dollar angelegt haben musste. Ein Wachmann kam vorbei. Oliver hat ihn niedergeschlagen. Das hat mir Lucia erzählt, in Argentinien. Anfangs hat sie gar nicht von ihm gesprochen, erst später, am Rande ihrer Wahnzustände. Dass sie mir das mit den Gladiolen erzählte, war ein Vorwurf gegen mich: Das Leben mit mir war ihr zu langweilig.“ Albert blickte aus dem Fenster. „Die beiden passten tatsächlich zueinander.“
    Jan dachte an Anna, doch Albert riss ihn aus seinen Gedanken. „In New Orleans haben sie ein

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