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Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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wissen, ob es nicht in Zukunft nützlich sein würde, unbemerkt hierher kommen zu können. Ohnehin brauchte die Polizei zu lange, falls Anna tatsächlich eingedrungen war.
    Wieder gefasster erreichte er das Haus. Die Tür war verschlossen, auch diesmal blieb das Klingeln vergeblich. Er guckte durchs Fenster. Im Empfangssaal befand sich niemand – allerdings war der Boden nicht einsehbar. Der Salon und die Küche schienen genauso verlassen. Er gelangte zur rückseitigen Veranda.
    Die Tür stand offen. Jan spähte ins Innere des geräumigen Speisesaals. Auf einem Holztisch standen eine Tasse und ein Teller. Farid hatte sein Frühstück unterbrochen, vermutlich um auf Toilette zu gehen, dachte sich Jan, trat ein und stellte seinen Rucksack in eine Ecke.
    Auf dem Teller lag ein Honigbrot. Es war einmal angebissen, und an dieser Stelle war der Honig auf den Teller gelaufen. Die Tasse war halbvoll mit schwarzem Tee. Jan berührte sie. Lauwarm. Farid musste schon vor einigen Minuten aufgestanden sein. Aber würde Farid seinen Tee kalt werden lassen? Gestern hatte er eingewilligt, den Garten zu durchsuchen – allerdings erst nachdem sie ihre Tassen geleert hatten.
    Jan rief nach Farid, lief in den Empfangssaal, brüllte erneut Farids Namen, lauschte nach einer Antwort, nach einem Hilfeschrei oder Kampfgeräusch, hörte nur das Rauschen seines eigenen Blutes, hastete weiter in den Salon, in dem noch das Geschirr ihrer nächtlichen Teestunde stand, und durcheilte sämtliche Räume des Erdgeschosses.
    An der Treppe zum Keller schoss Jan der Gedanke durch den Kopf, dass Anna Farid dorthin verschleppt hatte, damit niemand seine Schreie hören könnte. Er hetzte die Stufen hinab, stolperte und stieß gegen die Tür. Sie war verschlossen und von Spinnweben verhängt.
    Er rannte zurück in den Salon und die Treppe hinauf, das milchige Licht der verglasten Dachluken erfüllte nun den Flur, der vor einer halben Stunde noch dämmrig gewesen war. Er riss die Tür des Gästezimmers auf – leer. Das Arbeitszimmer, auf dessen Schreibtisch immer noch die überquellende Mappe lag – nichts. Farids Schlafzimmer, die Möbel aus dunklen, warmen Hölzern, mit klaren, schwungvollen Linien, ein Seerosen-Fries an der grünen Tapete – kein Mensch.
    Um sicherzugehen, rüttelte Jan an den Türen auf der anderen Flurseite, sie waren tatsächlich verschlossen. Er öffnete die muschelumrandete Tür des Bads und zog den Duschvorhang zur Seite. Keine Leiche. Er eilte zurück in den Flur und drückte die Metalltür zur Dachterrasse auf. Tiefblauer Himmel, Glitzern zwischen den Morgennebeln über dem See.
    Auf der anderen Seite erhob sich der runde Turm. War Anna, statt sich mit ihrem Opfer im Keller zu verkriechen, hinaufgestiegen, um ihre Rache zu zelebrieren? Eine Krähe landete auf dem Terrassengeländer und schwang sich sogleich wieder in die Luft. Jan musste an die Türme der Zoroastrier denken, die einstmals im alten Persien ihre Leichen den Vögeln zum Fraß dargeboten hatten. Was mochte Annas krankes Hirn zusammenspinnen? Hatte sie Farid ins Innere des Turmes verschleppt?
    Jan zog an der Tür, sie war abgeschlossen. Er stellte sich vor eines der Fenster. Die Scheibe war schmutzig, der kahle Innenraum halbdunkel, dennoch meinte Jan ausschließen zu können, dass sich jemand drinnen aufhielt.
    Er trat zurück auf die Dachterrasse und blickte in den Garten hinunter, verfolgte die einzelnen Dunstschwaden, wie sie hier ineinander trieben und dort aufrissen und ein Beet freigaben oder eine Bank oder den Steg.
    Wo konnte er Farid finden?
    Das Gartenhäuschen trat aus dem Nebel. Einer der Türflügel war aufgeklappt! Ein Adrenalinstoß fuhr durch Jans Adern.
    Er rannte den Flur zurück, die Treppe hinab, hinaus auf die Veranda.
    Etwas bewegte sich im Gras, eine Plastikverpackung, die ein Lufthauch anhob. Sie konnte noch nicht lange da liegen, in der Nacht hatte es leicht gewindet, sie wäre davongeblasen worden. Jan bückte sich nach der Folie und spannte sie auf. ‚Lampenöl‘ stand da in flammenden Lettern.
    Lampenöl!
    Gartenhaus!
    Anna hatte ihren Vater im Gartenhaus verbrannt.
    Jans Füße flogen dahin, hinab zum See.
    Nur noch wenige Meter trennten ihn vom Häuschen, da trat Anna eilig heraus. Jan verlangsamte aus vollem Lauf und stieß fast mit ihr zusammen.
    Das Auge unter dem Pflaster war zugeschwollen. Die Pupille des anderen war geweitet, vom hellen Grün der Iris blieb nur ein schmaler Ring. Wer immer sie in diesem Moment bewohnte, wer

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