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Wilhelm Storitz' Geheimnis

Wilhelm Storitz' Geheimnis

Titel: Wilhelm Storitz' Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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schwankt und greift mit beiden Armen in die Luft.
    »Er entkommt mir!… er entflieht!…« Das ist kein Schreien mehr, er brüllt es.
    Wahrscheinlich war Hermann ganz unvermutet zurückgekommen und seinem Herrn beigesprungen.
    Ich erhebe mich, während der Leutnant noch halb betäubt auf der Erde liegt, und eile, dem Hauptmann zu helfen. Vergebene Mühe…. Wir fassen nur die leere Luft. Wilhelm Storitz ist entkommen….
    Aber, was ist das? Vom Rande des Gebüsches tauchen Männer auf! Andere nähern sich durch die Gittertüre, noch andere treten aus den Ruinen des Hauses. Von allen Seiten kommen sie herbei, es sind ihrer viele Hunderte.
    Sie halten sich Mann an Mann und sind in drei Reihen aufgestellt. Die Leute der ersten Reihe tragen die Uniform der Ragzer Polizei, die beiden letzten Reihen werden von Soldaten des Grenzer-Regimentes gebildet. Im Handumdrehen haben sie einen weiten Kreis gebildet, der sich langsam und regelmäßig verengt….
    Jetzt verstand ich die optimistischen Abschiedsworte des Polizeichefs! Von Storitz selbst von dessen Plänen unterrichtet, hatte er schweigend die notwendigen Maßnahmen getroffen, und war mit einer Virtuosität zu Werke gegangen, die mich mit aufrichtiger Bewunderung erfüllte. Von diesen Hunderten von Menschen hatten wir auch nicht einen beim Betreten des Gartens bemerkt.
    Der Kreis, dessen Mittelpunkt wir zu bilden schienen, zog sich zusammen, wurde enger und enger…. Nein! Wilhelm Storitz konnte nicht entfliehen!… Er war in der Falle!…
    Und er begriff seine verzweifelte Lage, denn in unserer Nähe wurde ein Wutausbruch vernehmbar. Jetzt, eben als Leutnant Armgard seine Besinnung wiedererlangt und sich vom Rasen zu erheben sucht. wird sein Säbel aus der Scheide gerissen, eine unsichtbare Hand schwingt ihn, Wilhelm Storitz’ Hand. Der Zorn reißt ihn fort. Nachdem er nicht entfliehen, sich nicht, retten kann. will er Rache nehmen an Hauptmann Haralan, ihn töten….
    Dieser war dem Beispiel des Feindes gefolgt und zieht den Säbel. Sie stehen sich, wie bei einem Duell, gegenüber; den einen Gegner kann man sehen, der andere ist unsichtbar!… Die beiden Säbel berühren sich, der eine ist von sichtbarer Hand gehalten, der andere scheint in der Luft zu schweben!…
    Dieser seltsame Kampf verläuft zu schnell, als daß wir ihn hätten verhindern, einschreiten können.
    Man sieht, Wilhelm Storitz versteht sich auf die Führung des Säbels. Hauptmann Haralan greift nur an und vernachlässigt seine Verteidigung. Jetzt hat ihn ein Schlag an der Schulter verwundet, aber gleichzeitig stößt er seine Waffe gerade vor sich hin…. Ein Schmerzensschrei ertönt…. Die Grashalme des Bodens legen sich nieder….
    Es ist nicht der Wind, der sie niederbeugt. Es ist – wie wir gar bald sehen konnten – das Gewicht eines menschlichen Körpers, es ist der Leib Wilhelm Storitz’; Haralans Säbel hat ihn mitten in die Brust getroffen und seinen Körper durchbohrt.
    Ein Blutstrahl sprang auf und gleichzeitig mit dem fliehenden Leben nahm der Körper wieder seine materielle Gestalt an und erschien in den letzten Todeszuckungen.
    Hauptmann Haralan hatte sich über Wilhelm Storitz geworfen und rief:
    »Myra?… Wo ist Myra?…«
    Er wartete vergeblich auf eine Antwort, denn vor ihm lag ein Toter, mit verzerrten Zügen, weit geöffneten Augen, die ihren drohenden Ausdruck im Tode behalten hatten; der sichtbare Leichnam der seltsamen Persönlichkeit, die einmal Wilhelm Storitz war!
XVII.
    Das war das tragische Ende des gefürchteten Mannes!
    Leider hatte uns der Tod zu spät von ihm erlöst! Denn obwohl die Familie Roderich jetzt nichts mehr zu fürchten hatte, so bedeutete dieser Tod eher eine Verschlimmerung, als eine Verbesserung der gegenwärtigen Lage, da uns jetzt kaum noch Hoffnung blieb, Myra wiederzufinden.
    Hauptmann Haralan, durch die Verantwortlichkeit seiner Tat niedergedrückt, betrachtete seinen erschlagenen Feind mit trüben Blicken. Endlich, mit einer verzweifelten Gebärde, schien er sich in das Unvermeidliche dieser nie wieder gut zu machenden Übereilung zu fügen und entfernte sich langsam, um den Seinigen die Kunde dieses beklagenswerten Vorfalls zu bringen.
    Leutnant Armgard und ich blieben auf dem Plane zurück mit Herrn Stepark, welcher wie durch ein Wunder, wir wußten nicht woher, aufgetaucht war. Es herrschte Totenstille, trotz der vielen hundert Anwesenden, deren Neugierde den höchsten Paroxysmus erreicht hatte. Sie standen eng aneinander gedrückt um uns

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