Will Trent 03 - Letzte Worte

nicht mischen, oder? «
    » Richtig. Sonst entsteht ein Chlorgas. « Charlie folgte Wills Blick zur Sprühflasche. Er lachte, als er verstand, worauf Will hinauswollte. » Bin gleich wieder da. «
    Will atmete tief durch. Er hatte das Gefühl, in den letzten zwei Tagen den Atem angehalten zu haben. Bleiche leuchtete so hell wie Blut, wenn sie mit Luminol besprüht wurde, wodurch beweiskräftige Spuren verdeckt wurden. Essig dagegen ging eine natürliche Verbindung mit dem Eisen ein, wodurch es unter Luminol sichtbar wurde. Das erklärte, warum die Flecken im Flur so intensiv geleuchtet hatte. Der Mörder hatte das Windex benutzt, um den Boden zu wischen. Da hätte er ebenso gut Pfeile an die Flecken malen können.
    Charlie kam mit Doug und einem weiteren Assistenten zurück. Sie arbeiteten im Tandem, schossen Fotos und gaben Charlie Pinsel und Pulver, damit er die Windex-Flasche auf Fingerabdrücke untersuchen konnte. Charlie arbeitete methodisch, von oben nach unten und von einer Seite der Flasche zur anderen. Will hatte erwartet, dass er sofort Fingerabdrücke fand. Die Flasche war halb voll. Die Leute vom Putzdienst hatten es sicher benutzt, und der Schrank war nicht abgeschlossen. Auch die Studenten hatten Zugang dazu.
    » Sie wurde abgewischt « , vermutete Will. Der Bereich um den Griff und der Griff selbst waren sauber.
    » Noch nicht aufgeben « , murmelte Charlie. Der Pinsel tanzte über das Etikett. Alle knieten sich hin, als Charlie die Unterseite bestäubte.
    » Bingo « , flüsterte Will. Auf der Unterseite erkannte er den Teil eines Fingerabdrucks. Das Schwarz leuchtete fast vor der dunkelblauen Flüssigkeit.
    » Was siehst du? « , fragte Charlie. Er zog eine kleine Stablampe aus der Tasche und richtete sie auf das durchsichtige Plastik. » O Mann. Guter Fang, Adlerauge. « Er legte die Lampe weg und nahm einen Streifen transparentes Klebeband zur Hand. » Es ist ein partieller Abdruck, wahrscheinlich vom Zeigefinger. « Er kauerte sich auf die Hacken, um die Abdrücke auf dem Klebestreifen auf eine weiße Karte zu übertragen.
    » Seine Handschuhe waren sicher blutig«, sagte Will. »Er musste sie ausziehen, als er den Boden wischte. «
    Mit Dougs Hilfe stand Charlie auf. » Wir müssen das sofort ins Labor fahren. Ich kann ein paar Leute aufwecken. Es wird eine gewisse Zeit dauern, aber das ist ein guter Abdruck, Will. Das ist eine solide Spur. « Zu seinem Assistenten sagte er: » Die anderen Indizien sind im Transporter. In meinem Ausrüstungskoffer ist noch ein Pillenfläschchen. Nimm das auch mit. «
    Will hatte die Flasche in Tommy Brahams Medizinschränken beinahe vergessen. » Hast du mit den Kapseln schon einen Schnelltest gemacht? «
    » Ja. « Charlie ging den Flur entlang zur Treppe. Das Schwarzlicht reflektierte von den weißen Tyvek-Anzügen. » Es ist weder Koks noch Meth noch Speed oder sonst einer von den üblichen Verdächtigen. War der Junge Sportler? «
    » Ich glaube nicht. «
    » Es könnte ein Steroid oder ein anderer Leistungsverbesserer sein. Viele Sportler nehmen die inzwischen für den Muskelaufbau. Im Internet kommt man leicht dran. Ich habe einige Fotos ins Zentrallabor geschickt, vielleicht erkennen sie dort ja das Etikett oder die Kapseln. Die meisten dieser Händler stehen auf Markenzeichen. Sie lassen ihre Etiketten unverändert, damit ihr Produkt beworben werden kann. «
    Will sah Tommy nicht als Gewichtheber, denn er war ziemlich mollig gewesen. Vielleicht war er nicht glücklich darüber. » Hast du auf der Flasche Fingerabdrücke gefunden? «
    Charlie stand an seinem Ausrüstungskoffer. Er holte das Pillenfläschchen heraus, das in einer offiziellen Beweismitteltüte steckte und nicht mehr in dem Ziploc-Beutel, den Will in der Küche gefunden hatte. » Ich konnte zwei Abdrücke abnehmen. Der erste stammt von einem Erwachsenen. Der zweite war ein partielles Furchenmuster. « Er deutete auf die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger. » Ich weiß nicht, ob er männlich oder weiblich ist, aber ich schätze, wer die Beschriftung auf das Etikett kritzelte, hatte die Flasche in der Hand, während sie es tat. Ich sage ›sie‹, weil es aussieht wie eine Frauenhandschrift. «
    » Kann ich die Flasche behalten? Ich will sie herumzeigen und sehen, ob irgendjemand sie erkennt. «
    » Ich habe schon ein paar Kapseln im Transporter. « Charlie gab ihm die Tüte, als sie die Treppen hinuntergingen. » Willst du noch immer zum Braham-Haus mitfahren? Ich glaube, ich kann jetzt