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Will Trent 03 - Letzte Worte

Will Trent 03 - Letzte Worte

Titel: Will Trent 03 - Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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eingeben und hoffen, dass ihr Täter bereits im System registriert war. Meistens war die DNS nur ein Mittel, um Verdächtige auszuschließen, nicht um sie festzunageln.
    » Der nächste Schritt sollte jetzt ein bisschen schneller gehen.« Charlie bückte sich und wühlte in einem der offenen Matchbeutel am Fuß der Treppe. Er fand, was er suchte, und sagte zu Will: » Zieh einen Anzug an. Wir sollten in fünf Minuten so weit sein. « Dann rannte er, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe wieder hinauf.
    Will nahm sich einen der zusammengelegten Schutzanzüge von dem Stapel am Fuß der Treppe. Er riss die Verpackung mit den Zähnen auf. Der Anzug sollte die Übertragung von Hautpartikeln und Haaren auf den Tatort minimieren, und er hatte den weiteren Vorzug, dass er Will aussehen ließ wie einen riesigen Marshmallow. Er war müde und hungrig, und er war sich ziemlich sicher, dass er roch. Obwohl seine Socken inzwischen trocken waren, fühlten sie sich auf der Blase an seiner Ferse an wie Schmirgelpapier.
    Doch das alles war unwichtig. Jede Sekunde, die verstrich, gab Jason und Allisons Mörder die Freiheit, sich ungehindert zu bewegen und seine Flucht oder, schlimmer noch, seinen nächsten Mord zu planen.
    Will blickte zu Marty Harris. Der Mann bewachte mit einem Übermaß an Gründlichkeit die Tür: Er hatte den Kopf an die Wand gestützt, seine Brille saß schief. Sein leises Schnarchen folgte Will die Treppe hinauf.
    Charlie kniete mitten auf dem Flur und stellte eben einen Dreifuß auf. Gleichmäßig im Gang verteilt und bis zum Waschraum standen noch weitere Dreifüße. Ähnlich aussehende Männer in Tyvek-Anzügen stellten die Höhe so ein, wie Charlie es ihnen sagte. Sie waren schon seit Stunden da. Hatten den Tatort fotografiert, die Maße des Flurs, des Waschraums, von Jasons Zimmer und von seinem Schreibtisch und seinem Bett skizziert. Von innen nach außen hatten sie jeden Gegenstand in Jasons Zimmer dokumentiert. Schließlich hatten sie Dan Brock die Erlaubnis erteilt, die Leiche zu entfernen. Nachdem Jason weg war, hatten sie weitere Fotos geschossen, noch mehr Skizzen angefertigt und schließlich angefangen, die Indizien einzusammeln, die für den Fall relevant erschienen.
    Jasons Laptop war völlig durchnässt. Es gab eine Cyber-Shot-Kamera von Sony mit einigen provokanten Unterwäscheaufnahmen von Allison. Jasons Studienpapiere und Notizbücher wirkten so, wie man es erwarten würde. Sein Kulturbeutel enthielt die üblichen Toilettenartikel und keine verschreibungspflichtigen Medikamente. Das stärkste Medikament in seinem Zimmer war ein abgelaufenes Fläschchen mit Excedrin PM .
    Jasons Handy war interessanter, wenn auch nicht sehr viel hilfreicher. Der Nummernspeicher enthielt drei Nummern. Eine gehörte Jasons Mutter. Sie war nicht sehr erfreut, zweimal am Tag mit der Polizei über einen Sohn sprechen zu müssen, der ihr offensichtlich nicht sonderlich am Herzen lag. Die zweite Nummer führte zur Zentrale des Gebäudes für physikalische Technik, das über die Ferien geschlossen hatte. Die dritte Nummer führte zu einem Handy, das einmal klingelte und dann meldete, dass die Mailbox voll sei. Der Handyanbieter hatte keine Informationen darüber, wem die Nummer gehörte – es war ein Prepaid-Gerät –, was zu erwarten war, wenn man davon ausging, dass alle diese Studenten nicht genug Kredit hatten, um ein Handy auf den eigenen Namen zu bekommen.
    Will nahm an, dass das Handy mit der vollen Mailbox Allison Spooner gehörte. Sie hatte Jason im Verlauf des Wochenendes dreiundfünfzigmal angerufen. Nach Sonntagnachmittag war jedoch kein Anruf mehr eingegangen. Jasons einziger eigener Anruf war drei Tage vor seinem Tod an seine Mutter gegangen. Von all den Details, die Will über die Opfer dieses Falls herausgefunden hatte, war Jason Howells trauriges, einsames Leben am deprimierendsten.
    » Bin so weit « , sagte Charlie mit Aufregung in der Stimme.
    Will starrte in den Flur und wünschte sich, er müsste diesen Ort nie wiedersehen. Das schäbige, hellbraune Linoleum auf dem Boden. Die abgeschabten, beschmutzten weißen Wände. Das Ganze wurde noch schlimmer durch den in der Luft hängenden Leichengeruch, obwohl der Junge schon vor Stunden abgeholt worden war. Vielleicht existierte das alles aber nur in Wills Kopf. Es gab Tatorte, die er schon vor Jahren gesehen hatte, die aber, so kam es ihm zumindest vor, ihre Spuren in seinen Geruchsorganen hinterlassen hatten. Allein der Gedanke an sie rief

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