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Will Trent 03 - Letzte Worte

Will Trent 03 - Letzte Worte

Titel: Will Trent 03 - Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Knöchel seiner rechten Hand. Auf dem Handgelenk hatte er tiefe Kratzer. Abwehrverletzungen.
    » O Mann. « Frank verzog vor Schmerz das Gesicht, als er versuchte, seine steifen Finger zu bewegen.
    Sara nahm ihm den Regenschirm ab und schloss ihn. » Hat man dir Antibiotika gegeben? «
    » Hab ein Rezept für irgendwas. Weiß nicht so recht, was es ist. « Er nahm ihr den Regenschirm wieder ab und warf ihn in den Besenschrank. » Sag deiner Mama, es tut mir leid, dass ich dich ihr schon am ersten Tag wieder weggenommen habe. «
    Frank hatte auf Sara immer alt gewirkt, weil er im Alter ihres Vaters war. Als sie ihn jetzt anschaute, kam es ihr vor, als wäre Frank Wallace seit ihrer letzten Begegnung um weitere hundert Jahre gealtert. Seine Haut war fahl, das Gesicht tief gefurcht. Als sie in seine Augen sah, bemerkte sie die gelbe Verfärbung. Offensichtlich ging es ihm nicht gut.
    » Frank? «
    Er zwang sich zu einem Lächeln. » Schön, dich zu sehen, Herzchen. «
    Der Kosename sollte eine Barriere errichten, und das funktionierte auch. Sein beherrschender Geruch war immer Zigarettenrauch gewesen, heute aber roch sie Whiskey und Kaugummi in seinem Atem. Instinktiv schaute sie auf die Uhr. Halb zwölf am Vormittag, eine Tageszeit, zu der ein Drink bedeutete, dass man die Spanne bis zum Schichtende nur noch absitzen wollte. Andererseits war das für Frank kein normaler Tag. Einer seiner Männer war schwer verletzt worden. In einer vergleichbaren Situation hätte Sara wahrscheinlich ebenfalls zum Glas gegriffen.
    » Wie geht’s dir? «, fragte er.
    Sie versuchte, das Mitleid in seinem Blick zu übersehen. » Gut, Frank. Erzähl, was genau los ist. «
    Er schaltete schnell um. » Der Junge dachte, das Mädchen steht auf ihn. Er findet heraus, dass dem nicht so ist, und sticht sie mit einem Messer ab. « Er zuckte die Achseln. » Bei dem Versuch, es zu vertuschen, hat er ziemlichen Mist gebaut. Hat uns direkt zu ihm geführt. «
    Sara war jetzt noch verwirrter. Anscheinend verwechselte sie Tommy mit einem der anderen Jungen.
    Frank spürte das und ging darauf ein. » Du erinnerst dich wirklich nicht an ihn? «
    » Ich dachte, ich würde es, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. «
    » Er scheint zu denken, dass zwischen euch so eine Art Beziehung besteht. « Er sah Saras Ausdruck und korrigierte sich: » Nicht auf eine perverse Art oder so. Er ist ziemlich jung. « Frank griff sich an die Schläfe. » Und hier oben ist nicht viel los. «
    Sara bekam ein schlechtes Gewissen, weil dieser Junge, an den sie sich kaum erinnerte, eine Verbindung zu ihr empfand. Sie hatte im Lauf der Jahre Tausende von Patienten gesehen. Natürlich gab es Namen, die sich aus der Masse abhoben, Kinder, deren Abschlussfeiern und Hochzeiten sie besucht hatte, ein paar, auf deren Beerdigungen sie gewesen war. Doch von ein paar zusammenhanglosen Details abgesehen war Tommy Braham für sie eine Leerstelle.
    » Hier entlang « , sagte Frank, als hätte sie das Revier nicht schon tausendmal gesehen. Mit seiner Plastikkennkarte öffnete er die große Stahltür, die zu den Zellen führte. Heiße Luft blies ihnen entgegen.
    Frank bemerkte ihr Unbehagen. » Der Heizungsbrenner spinnt mal wieder. «
    Sara zog ihre Jacke aus, als sie ihm durch die Tür folgte. Als sie noch ein Kind war, hatte die Schule Besuche im Gefängnis organisiert, um die Schüler davon abzuschrecken, auf die schiefe Bahn zu geraten. Die offenen Zellen mit Stahlgittern davor, die man aus alten Fernsehserien kannte, gab es längst nicht mehr. Links und rechts des langen Gangs befanden sich sechs Stahltüren. Jede hatte ein drahtverstärktes Glasfenster und am unteren Rand einen Schlitz, durch den Essenstabletts geschoben werden konnten. Sara blickte stur geradeaus, während sie hinter Frank herging, doch aus den Augenwinkeln heraus sah sie Männer an den Zellentüren stehen und ihr nachschauen.
    Frank zog die Schlüssel heraus. » Klingt, als hätte er aufgehört zu weinen. «
    Sie wischte sich den Schweißtropfen ab, der ihr über die Stirn lief. » Hast du ihm gesagt, dass ich komme? «
    Er schüttelte den Kopf, ohne das Offensichtliche zu sagen: Er war sich nicht sicher gewesen, ob sie wirklich kommen würde.
    Er fand den richtigen Schlüssel und schaute durchs Fenster, um sich zu versichern, dass Tommy keine Schwierigkeiten machen würde. » O Scheiße « , murmelte er und ließ die Schlüssel fallen. » O Gott. «
    » Frank? «
    Weiter fluchend hob er die Schlüssel wieder

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