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Will Trent 03 - Letzte Worte

Will Trent 03 - Letzte Worte

Titel: Will Trent 03 - Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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sein Gesicht erinnern?
    » Er sagt, du wirst ihm zuhören «, sagte Frank.
    » Du hast ihm aber nicht gesagt, dass ich komme, oder? «
    » Natürlich nicht. Eigentlich wollte ich dich nicht mal darum bitten, aber es geht ihm wirklich schlecht, Sara. Ich glaube, er braucht wirklich einen Arzt. Nicht nur dich, sondern einen Arzt. «
    » Aber nicht, weil … « Sie verstummte, weil sie nicht wusste, wie sie den Satz zu Ende bringen sollte. Schließlich sagte sie es ganz unverblümt: » Ich habe gehört, du warst bei der Verhaftung ziemlich grob mit ihm. «
    Frank hielt sich bedeckt. » Er ist gestürzt, als ich versuchte, ihn zu verhaften. «
    Sara kannte diesen Euphemismus, ein Code für die unerfreulichere Seite der Polizeiarbeit. Misshandlung von Gefangenen war ein Thema, worüber sie mit Jeffrey nie gesprochen hatte, vor allem weil sie die Antworten nicht hören wollte. » Ist etwas gebrochen? «
    » Ein paar Zähne. Nichts Schlimmes. « Frank klang entrüstet. » Er weint nicht wegen einer aufgeplatzten Lippe, Sara. Er braucht einen Arzt. «
    Sara schaute durchs Fenster in die Küche. Ihre Mutter saß neben Tessa am Tisch. Beide starrten zu ihr heraus. Einer der Gründe, warum Sara nach ihrem Studium wieder ins Grant County gezogen war, war der Mangel an Ärzten in ländlichen Gebieten. Als das Krankenhaus geschlossen wurde, mussten die Kranken fast eine Stunde fahren, um Hilfe zu bekommen. Die Kinderklinik war ein Segen für die örtlichen Kinder, aber anscheinend nicht in den Ferien.
    » Sara? «
    Sie rieb sich mit den Fingern die Augen. » Ist sie dort? «
    Er zögerte einen Augenblick. » Nein. Sie ist bei Brad im Krankenhaus. «
    Wo sie sich wahrscheinlich eine Geschichte zusammenbastelte, in der sie die Heldin war und Brad einfach nur ein unvorsichtiges Opfer. Saras Stimme bebte. » Ich kann sie nicht sehen, Frank. «
    » Musst du auch nicht. «
    Sie spürte, wie Kummer ihr die Kehle abschnürte. Auf dem Revier zu sein, dort zu sein, wo Jeffrey am meisten zu Hause gewesen war …
    Hoch oben in den Wolken zuckte ein Blitz. Sie konnte Regen hören, ihn aber noch nicht sehen. Auf dem See wogten und brandeten die Wellen. Der Himmel war dunkel und drohte mit dem nächsten Unwetter. Sie wollte es als Zeichen nehmen, aber im Herzen war Sara Wissenschaftlerin. In Glaubensdingen war sie noch nie besonders gut gewesen.
    » Na gut « , gab sie schließlich nach. » Ich glaube, ich habe noch etwas Diazepam in meinem Arztkoffer. Ich komme hinten rein. « Sie hielt kurz inne. » Frank … «
    » Ich gebe dir mein Wort, Sara. Sie wird nicht da sein. «
    Sara wollte sich nicht eingestehen, dass sie froh war, von ihrer Familie wegzukommen, auch wenn das bedeutete, ins Revier zu müssen. Sie fühlte sich unbehaglich in der Gesellschaft ihrer Eltern, ein Puzzleteil, das nicht so recht ins Bild passte. Alles war wie immer, und doch war alles anders.
    Sie nahm wieder den langen Weg um den See herum, um das alte Haus nicht sehen zu müssen, das sie mit Jeffrey geteilt hatte. Zum Revier kam man allerdings nur über die Main Street. Zum Glück hatte das Wetter wieder umgeschlagen, Regen fiel in einem dichten, dunstigen Vorhang. So konnten die Leute nicht auf den Bänken am Straßenrand sitzen oder über die gepflasterten Bürgersteige schlendern. Die Ladentüren waren gegen die Kälte geschlossen. Sogar bei Mann’s Hardware hatte man die Verandaschaukel, die zu Werbezwecken vor der Tür stand, hereingeholt.
    Sie bog in eine Nebengasse ein, die hinter der alten Apotheke vorbeiführte. Aus dem Teerbelag wurde Kies, und Sara war froh, dass sie in einem SUV saß. Als sie noch in Heartsdale wohnte, hatte sie immer Limousinen gefahren, aber Atlantas Straßen waren viel tückischer als irgendeine Landstraße. Die Schlaglöcher waren so tief, dass man darin versinken konnte, und die permanenten Überflutungen währen der Regenzeit machten den SUV zur Notwendigkeit. Zumindest redete sie sich das immer ein, wenn sie mal wieder sechzig Dollar für eine Tankfüllung bezahlte.
    Anscheinend hatte Frank auf sie gewartet, denn die Hintertür des Reviers ging auf, bevor Sara den Motor abgestellt hatte. Er spannte einen großen schwarzen Regenschirm auf und kam zu ihrem Auto, um sie zur Tür zu bringen. Der Regen war so laut, dass Sara schwieg, bis sie drinnen waren.
    » Ist er immer noch so aufgeregt? «, fragte sie dann.
    Frank nickte und fummelte an dem Regenschirm herum, um ihn zu schließen. Wundnähte verliefen kreuz und quer über die

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