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Will Trent 03 - Letzte Worte

Will Trent 03 - Letzte Worte

Titel: Will Trent 03 - Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Wahrscheinlich hatte die halbe Stadt über Brad Bescheid gewusst, bevor überhaupt der Krankenwagen eingetroffen war. » Ist er noch im OP ? «
    » Kam vor einer Stunde raus. Die Chirurgen meinen, er hat eine Chance, wenn er die nächsten vierundzwanzig Stunden übersteht. « Frank sagte noch mehr, aber Sara konnte sich auf seine Worte nicht konzentrieren, und bedeutungslos waren sie sowieso. Die Vierundzwanzig-Stunden-Spanne war der Standard für Chirurgen: entweder bei der wöchentlichen Krankenstands- und Sterberaten-Konferenz einen Todesfall erklären zu müssen oder einen unsicheren Patienten in die Obhut eines anderen Arztes geben zu können.
    Sie lehnte sich an die Hauswand und spürte die kalten Ziegel an ihrem Rücken, während sie darauf wartete, dass Frank zur Sache kam. » Erinnerst du dich noch an einen Patienten namens Tommy Braham? «
    » Vage. «
    » Es widerstrebt mir, dich da mit reinzuziehen, aber er verlangt nach dir. «
    Sara hörte nur mit halbem Ohr zu, ihr Gehirn war beschäftigt mit der Suche nach Ausreden, um seine Fragen nicht beantworten zu müssen. Sie war so beschäftigt damit, dass sie Franks Schweigen gar nicht bemerkt hatte, bis er ihren Namen sagte: » Sara? Bist du noch dran? «
    » Ja. «
    » Es ist nur so, dass er nicht aufhört zu weinen. «
    » Weinen? «
    » Ja, weinen « , bestätigte Frank. » Ich meine, viele von denen weinen. Verdammt, es ist das Gefängnis. Aber mit ihm stimmt ernsthaft was nicht. Ich glaube, er braucht ein Sedativ oder sonst was, damit er sich wieder beruhigt. Wir haben drei Besoffene und einen Ehefrauenprügler hier drin, der durch die Wand bricht und ihn erwürgt, wenn er nicht bald Ruhe gibt. «
    Sie wiederholte seine Worte in ihrem Kopf, denn sie war sich nicht ganz sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Sara war viele Jahre lang mit einem Polizisten verheiratet gewesen, und sie konnte an einer Hand abzählen, wie oft Jeffrey sich Sorgen gemacht hatte um einen Kriminellen in einer seiner Zellen – und nie wegen eines Mörders, vor allem eines Mörders, der einen Kollegen verletzt hatte. » Habt ihr denn keinen Arzt in Bereitschaft? «
    » Süße, es sind ja kaum Polizisten da. Der Bürgermeister hat unser Budget um die Hälfte gekürzt. Es überrascht mich jedes Mal, dass überhaupt noch Licht angeht, wenn ich auf den Schalter drücke. «
    » Was ist mit Elliot Felteau? « Elliot hatte Saras Praxis gekauft, als sie die Stadt verließ. Die Kinderklinik lag gleich gegenüber des Reviers.
    » Er ist in Urlaub. Der nächste Arzt ist sechzig Meilen weit weg. «
    Sie seufzte schwer. Es ärgerte sie, dass Elliot eine Woche Urlaub nahm, als würden die Kinder mit dem Krankwerden warten, bis er wieder zurückkam. Sie ärgerte sich auch über Frank, weil er sie in dieses Schlamassel hineinziehen wollte. Vorwiegend aber ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie den Anruf entgegengenommen hatte. » Kannst du ihm nicht einfach sagen, dass Brad es schaffen wird? «
    » Darum geht es nicht. Sondern um das Mädchen, das wir heute Morgen aus dem See gezogen haben. «
    » Ich habe davon gehört. «
    » Tommy hat gestanden, sie getötet zu haben. Es hat eine Weile gedauert, aber letztendlich haben wir ihn geknackt. Er war in dieses Mädchen verliebt. Sie ließ ihn links liegen. Du weißt, wie so was läuft. «
    » Dann ist es einfach nur Reue « , sagte sie, obwohl sie das Verhalten merkwürdig fand. Saras Erfahrung nach war das Erste, was Kriminelle nach einem Geständnis taten: in einen tiefen Schlaf fallen. Ihr Körper war so lange so randvoll mit Adrenalin gewesen, dass sie vor Erschöpfung zusammenbrachen, sobald sie sich die Last von der Seele geredet hatten. » Gib ihm ein bisschen Zeit. «
    » Da steckt mehr dahinter. « Frank ließ sich nicht abwimmeln. Er klang entrüstet und leicht verzweifelt. » Ich schwöre bei Gott, Sara, ich bitte dich wirklich sehr ungern darum, aber irgendwas muss ihm da raushelfen. Es ist, als würde ihm das Herz brechen, wenn er dich nicht sieht. «
    » Ich kann mich kaum an ihn erinnern. «
    » Er erinnert sich an dich. «
    Sara biss sich auf die Lippe. » Wo ist sein Daddy? «
    » In Florida. Wir können ihn nicht erreichen. Tommy ist ganz allein, und das weiß er auch. «
    » Warum verlangt er nach mir? « Es hatte sicherlich Patienten gegeben, bei denen sich im Lauf der Jahre eine engere Beziehung zu ihr entwickelt hatte, aber ihrer Erinnerung nach hatte Tommy Braham nicht dazu gehört. Warum konnte sie sich nicht an

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