Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Will Trent 03 - Letzte Worte

Will Trent 03 - Letzte Worte

Titel: Will Trent 03 - Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
denkst, ein Polizist ist mir egal? «
    Frank seufzte schwer. » Hör zu, Herzchen. Beruhige dich einfach, okay?
    » Wage es ja nicht, mir zu sagen, ich soll mich beruhigen. Ich bin seit vier Jahren ruhig. « Sie zog ihr Handy aus der Tasche und suchte in den Kontakten, bis sie die richtige Nummer gefunden hatte.
    Frank klang verängstigt. » Was hast du vor? «
    Sara hörte, wie in der Zentrale des Georgia Bureau of Investigation in Atlanta das Telefon klingelte. Eine Sekretärin meldete sich. Sara sagte zu der Frau: » Sara Linton hier. Ich hätte gern Amanda Wagner gesprochen. «

4 . Kapitel
    S ara saß in ihrem Auto auf dem Parkplatz des Krankenhauses und starrte auf die Main Street hinaus. Die Einrichtung behandelte seit einem Jahr keine Patienten mehr, aber das Gebäude hatte schon lange zuvor verlassen ausgesehen. In der Krankenwagenzufahrt wucherte Unkraut. In den Obergeschossen waren Fenster zerbrochen. Die Metalltür, die früher für Raucher einen Spalt offen gestanden hatte, war mit einer Stahlstange verriegelt.
    Das schlechte Gewissen wegen Tommy Braham lastete schwer auf ihr – nicht weil sie sich nicht an ihn erinnert hatte, sondern weil sie sich innerhalb weniger Sekunden seines Todes bemächtigt hatte, um ihn als Startrampe für ihren Rachefeldzug gegen Lena Adams zu missbrauchen. Jetzt erkannte Sara, dass sie den Dingen besser ihren Lauf gelassen hätte, anstatt sich so massiv einzumischen. Ein Selbstmord in Polizeigewahrsam löste automatisch bundesstaatliche Ermittlungen aus. Frank hätte sich an die Befehlskette gehalten und Nick Shelton informiert, den für das Grant County zuständigen Kollegen des Georgia Bureau of Investigation. Nick hätte mit allen Beamten und allen beteiligten Zeugen gesprochen. Er war ein guter Polizist. Letztendlich wäre er wohl zur selben Schlussfolgerung gekommen wie Sara: dass Lena nachlässig gehandelt hatte.
    Leider war Sara nicht geduldig genug gewesen, diesem Verfahren zu vertrauen. Sie hatte eigenmächtig entschieden, dass sie wieder als Coroner der Stadt agieren würde, hatte den armen Dan Brock beiseitegedrängt und eigene Fotos und Skizzen der Zelle angefertigt, bevor sie zuließ, dass man die Leiche wegbrachte. Sie hatte jeden Fetzen Papier auf dem Revier, der mit Tommy Braham zu tun hatte, kopiert. Und trotz alledem war ihr Anruf bei Amanda Wagner, Deputy Director des GBI , ihre schlimmste Anmaßung gewesen. Es war, als würde man einen Reißnagel mit dem Vorschlaghammer bearbeiten.
    » Blöd « , murmelte sie und ließ den Kopf aufs Lenkrad sinken. Eigentlich sollte sie jetzt zu Hause sein und sich den Marmorfußboden anschauen, den ihr Vater im Elternschlafzimmer verlegt hatte, statt darauf zu warten, dass jemand aus der GBI -Zentrale auftauchte, damit sie eine Ermittlung unzulässig beeinflussen konnte.
    Sie lehnte sich wieder zurück und schaute auf die Uhr am Armaturenbrett. Special Agent Will Trent hatte bereits fast eine Stunde Verspätung, aber sie hatte keine Möglichkeit, ihn anzurufen. Die Fahrt von Atlanta hierher dauerte vier Stunden – weniger, wenn man wusste, dass man eine Marke zücken und so einen Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretung vermeiden konnte. Sie schaute wieder auf die Uhr und wartete, bis die Anzeige von 17:42 auf 17:43 schaltete.
    Sara hatte keine Ahnung, was sie ihm sagen sollte. Sie hatte wahrscheinlich mehr als ein halbes Dutzend Mal mit ihm gesprochen, als er einen Fall bearbeitete, der mit einem von Saras Patienten in der Notaufnahme des Grady zu tun hatte. Schon damals hatte sie sich schamlos in die Ermittlungen eingemischt, genauso, wie sie es jetzt tat. Wahrscheinlich fragte Will sich allmählich, ob sie eine Art Tatort-Voyeur war. Zumindest aber würde er sich über ihren Hass auf Lena Adams wundern. Wahrscheinlich würde er sie für verrückt halten.
    » Ach, Jeffrey « , flüsterte Sara. Was würde er von dem Schlamassel halten, in das sie sich hineinritt? Was würde er davon halten, dass sie sich einfach beschissen fühlte, wieder hier zu sein, in seiner Wahlheimat, der Stadt, die er so geliebt hatte? Jeder ging so behutsam mit ihr um, so respektvoll. Eigentlich sollte sie dankbar sein, im Grunde genommen aber bekam sie Gänsehaut, wenn sie das Mitleid in den Augen der Leute sah.
    Sie hatte absolut keine Lust mehr, eine tragische Figur zu sein.
    Das Dröhnen eines Motors kündigte Will Trents Ankunft an. Er saß in einem wunderbaren alten Porsche, tiefschwarz auf schwarzen Felgen und Reifen. Sogar im

Weitere Kostenlose Bücher