Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)
mit den gelben Lilien und weißen Rosen nach und schob eine immer wieder laufende CD in den CD-Spieler. Das leise Gemurmel von gregorianischer Musik erfüllte die Luft.
»Die Mönche aus der Nachbarschaft«, erklärte sie.
Sie nahm die Whiskyflasche aus dem Sideboard und stellte sie neben die Gläser auf der Ablage. »Ein ziemlich seltener Straight Malt«, sagte sie. »Ist das in Ordnung?«
Sie ging ins Schlafzimmer, schlug die Bettdecke zurück und legte den weißen Bademantel und die Slipper darauf, so köstlich flauschig wie das Fell eines subtropischen Eisbären. Weiter ins Arbeitszimmer: Briefpapier auf dem Schreibtisch, ja, Telefonverzeichnis und Geschichte der Stiftung. Die Küche: Champagner neben zwei Sektflöten im Kühlschrank, ein guter Weißwein aus der Gegend und zwei Liter kaltes Wasser.
»Aus der Quelle der Stiftung«, sagte sie zu ihm. »Berühmt für seine Reinheit.«
Sie nahm die Weintrauben aus dem Kühlschrank und eine Schale aus dem Sideboard, in der sie sie arrangierte. »In der Töpferei der Stiftung hergestellt«, erklärte sie. »Darauf abgebildet die Szene aus Homer, in der Odysseus, verkleidet als umherziehender Messerschleifer, auf Skios landet.«
Sie blickte sich ein letztes Mal um … Die Lilien … O mein Gott! Besser noch einmal nachfragen, ob …
Sie tippte auf »Vicki« auf ihrem Telefon. Seit einem halben Jahr hatte sie die Nummer gespeichert.
»Vicki? … Ich bin’s leider noch mal – Nikki. Bitte entschuldige … Von PA zu PA – ich wollte mich nur noch einmal rückversichern! Er sitzt im Flugzeug …? Ja, gut, ich glaube, wir sind jetzt soweit, ich bin nur in letzter Minute nervös geworden … Lilien! Ich habe Lilien in sein Zimmer gestellt! Und ich habe gedacht, Moment mal, wenn er gegen Zwiebeln allergisch ist …! Zwiebeln – Blumenzwiebeln … Blumenzwiebeln – Lilien …! Nein? Oh, sehr gut … Ich danke dir … Tut mir leid, dass ich dich noch einmal gestört habe. Wir sind alle so aufgeregt!«
Viel zu aufgeregt, was sie betraf, dachte sie, als sie das Telefon in die Tasche zurücksteckte. Dr. Wilfred war plötzlich wieder der übergewichtige, aufgeblasene Typ, den sie ursprünglich erwartet hatte. Obwohl man nie wissen konnte. Er war schließlich laut seinem Lebenslauf nur fünfzehn oder sechzehn Jahre älter als sie. Sie erinnerte sich an die diskrete, aber lyrische Episode drei Jahre zuvor, mit der Herausforderung postmodernistischer Topologie . Das Lachen in der warmen Dunkelheit – seine Lippen auf ihren – die sanft forschenden Hände … Das Leben hielt durchaus Überraschungen bereit. Sie wusste noch, wie sie ihn am nächsten Morgen zum Flughafen gefahren hatte, und dass er zu seiner Frau zurückgeflogen war …
Soweit sie sich erinnerte, stand in Dr. Wilfreds Lebenslauf nichts davon, dass er verheiratet war. Nicht, dass sie in dieser Hinsicht irgendwelche Ambitionen hatte. Sie liebte diesen Ort, sie liebte ihre Arbeit. Aber …
Aber es war Zeit, zum Flughafen zu fahren.
4
Mit einem Pling leuchtete das Zeichen für den Sicherheitsgurt auf, und als ihm das leere Champagnerglas aus der Hand genommen wurde, erwachte Dr. Wilfred aus dem Schlummer, in den er, ohne es zu merken, gesunken war. Er schaute aus dem Fenster. Kleine felsige Inseln waren auf dem Meer unter ihm verstreut, und dann tauchte die Küste einer anderen Insel auf, mit Häusern, Straßen und hier und da ersten Lichtern, die in der Dämmerung eingeschaltet wurden. Skios.
Aus keinem ersichtlichen Grund hob sich seine Stimmung. Dieses Mal wäre es anders. Neue Gerichte, neue Weine, neues Wetter. Aussichten auf das Meer, wie er sie so noch nie erlebt hatte, andere Gäste, die etwas anders waren als die üblichen anderen Gäste. Nach dem Vortrag würde eine Frau auf ihn zukommen. Leicht gebräunt, schlank, lächelnd. Eine Amerikanerin von einer ziemlich bekannten Universität. Die schon auf Lebenszeit angestellt war. Nein, nicht auf Lebenszeit – eine, die bereit wäre, wenn sie den richtigen Mann traf, ihr Leben umzugestalten, Universität und Kontinent zu wechseln. Es war sieben Jahre her, seitdem er sich in dieser Art von Beziehung befunden hatte.
»Dr. Wilfred«, würde sie sagen. Er würde lächelnd den Kopf neigen. »Ich fand Ihren Vortrag faszinierend. Er spricht so viele Themen an, die ich gern mit Ihnen weiter diskutieren würde. Haben Sie vielleicht einen Moment Zeit …?«
Vielleicht würde es noch früher passieren. Die Frau, die sich um ihn kümmern und jenseits von Zoll
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