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Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen auf Skios: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frayn
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und Passkontrolle auf ihn warten würde. »Dr. Wilfred? Wir sind alle so aufgeregt!« Vicki hatte oft mit ihr gemailt und telefoniert. Und es war ihr ein professionelles und persönliches Anliegen, dass er sich wohl fühlte. Sie wäre leicht gebräunt. Dezent blondiert vielleicht. In den Dreißigern …
    Er fasste in die rechte Innentasche seines Leinenjacketts. Pass, Kreditkarten. Er fasste in die linke Tasche. Handy, drei Kondome.
    Man konnte nie wissen. Er wusste nur, dass es entweder in der langen kausalen Kette des Universums bereits vorherbestimmt war oder aber nicht. Wenn es passieren sollte, würde es passieren.
    Nikki klopfte an das Schiebefenster des Pförtnerhäuschens. Elli winkte ihr zu. Sie lächelte eifrig ihr wunderschönes dunkles griechisches Lächeln in ihr Headset, das viel zu mickrig schien, um es aufzunehmen. Nikki wusste, was sie sagte, Ellis Englisch war geglättet und stromlinienförmig von den vielen Wiederholungen im Lauf der Jahre. »Fred-Toppler-Stiftung. Mit wem draf ich Sie verbinden?« Sie war die Stimme, mit der die Stiftung mit der Außenwelt sprach, der Finger, der auf den Knopf drückte, um die Schranke zu öffnen und zu schließen, die das Chaos und die Schäbigkeit ebenjener Welt auf Abstand hielt, die Hand, die die eingehende Post sortierte. Ihrer Obhut oblagen auch alle Schlüssel. Weswegen Nikki jetzt auf sie wartete.
    Elli runzelte ihre wunderschöne dunkle griechische Stirn. Die Antwort des unsichtbaren Anrufers auf ihre perfekt formulierte englische Frage war offensichtlich ebenfalls in Englisch – was sie nicht immer verstand.
    Nikki wartete. Sie hatte Zeit. Sie hatte immer Zeit – obwohl sie so viel zu tun hatte. Sie dachte einen weiteren erfrischenden Gedanken. Dieser spezielle erfrischende Gedanke kehrte häufig wieder: Schon bald befände sich der Direktor nicht mehr in Empedokles, sondern in einem Flugzeug, das ihn zurück in seine Heimatstadt Wuppertal brachte. Sie hatte es an der Art und Weise gemerkt, wie Mrs. Toppler dieser Tage seinen Namen aussprach.
    Die Stelle des Direktors würde demnach frei. Für die Ernennung war natürlich der Vorstand zuständig, aber was konnte der Vorstand schon anderes tun als das, was das Geld ihm befahl? Und das Geld war Mrs. Fred Toppler. Und selbstverständlich ihr Freund Mr. Vassilis Papadopoulou, der ein großer Mäzen und Wohltäter der Stiftung war. In Athen kürte und stürzte Mr. Papadopoulou Minister. Niemand in Griechenland, dem sein Leben und seine Gesundheit lieb und teuer waren, würde einem Kandidaten Steine in den Weg legen, den Papadopoulou unterstützte. Und es gab eine Kandidatin, die er möglicherweise favorisieren würde. Jemand, der sich während der letzten fünf Jahre sowohl bei Mrs. Toppler als auch bei Mr. Papadopoulou unentbehrlich gemacht hatte. »Oh, diese Nikki!« hatte Mrs. Toppler häufig Grund auszurufen. »Was würden wir ohne sie bloß tun?«
    Und dieses Jahre hatte sie die ganze Hausparty organisiert. Sie hatte den Gastredner für den Fred-Toppler-Vortrag ausgewählt. Mr. Papadopoulou käme zu dem Vortrag, und er hatte eine Reihe Geschäftspartner dazu eingeladen. Letztes Jahr waren Mr. Papadopoulou und mehrere seiner Gäste während des Vortrags eingeschlafen. Wenn sie dieses Jahr wach bleiben würden …
    Nun ja, im Leben war alles möglich. Man wusste nie.
    Elli schob das Fenster auf und reichte ihr einen Autoschlüssel.
    »Nikki, du bist spät. Das Flugzeug kommt in halber Stunde.«
    »Es hat zehn Minuten Verspätung. Ich hab’s überprüft.«
    »O ja, du prüf«, sagte Elli. »Selbstverständlich.«
    »Alles«, sagte Nikki und lächelte ihr nettes aufgeschlossenes Lächeln. »Immer.«
    Sie ging gemächlich zu der leuchtenden Mauer aus Bougainvilleen, hinter der sich der Parkplatz befand, und dachte noch immer ihren erfrischenden Gedanken.
    Elli sah ihr nach und dachte einen eigenen erfrischenden Gedanken: Wenn Nikki Direktorin wurde, müsste sich Mrs. Fred Toppler nach einer neuen PA umschauen …

5
    Dr. Wilfred hatte sich die beste Position an der Gepäckausgabe gesichert, die er in langjähriger Erfahrung als solche identifiziert hatte und die ihm dank Businessclass und frühem Aussteigen garantiert war: direkt am Förderband, nahe an der Stelle, wo die Flut schwarzer Rollkoffer jeden Moment durch die Öffnung krachen würde, aber weit genug davon entfernt, um einen guten Blick auf die Koffer werfen zu können, bevor sie an ihm vorbeitrudelten. Sein eigener war leicht zu erkennen, da der

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