Willkommen im sonnigen Tschernobyl
Schließlich hatten sie den Schalter in die richtige Position geruckelt und das gesamte Reaktorsystem – Wasser- und Dampfleitungen, Kühlsysteme und Kessel – erwachte flackernd zum Leben.
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Um den Unfall in Tschernobyl zu verstehen, ist es hilfreich, ein wenig über die Erzeugung von Elektrizität, besonders über Kernenergie, zu erfahren – natürlich nicht so viel, dass Sie abschalten.
Im Allgemeinen erzeugen Kraftwerke Strom mit rotierenden Turbinen. Stellen Sie sich ein großes Hamsterrad vor, dann wissen Sie ungefähr, was ich meine. Jede Turbine ist mit einem Generator verbunden, der einen Leiter in einem starken Mag netfeld dreht, und so, wie von Zauberhand, Elektrizität erzeugt. Männer mit Schutzhelmen verteilen diese Energie dann auf ganze Kontinente voller Fernseher und Tischbacköfen.
Die ewige Frage ist, wie zur Hölle man all diese Turbinen am besten antreibt. Man kann einen Damm bauen und ungeheure Wassermengen stauen, um es dann durch die Turbinen rauschen zu lassen. Man kann Windräder mit kleinen Generatoren bauen, die von den sich drehenden Rotorblättern angetrieben werden. Oder man kocht eine Menge Wasser und treibt den Dampf unter Hochdruck in die Turbine.
Das mit dem Dampf funktioniert wunderbar, aber man braucht verdammt viel Hitze, um genügend Dampf zu produzieren. Woher kriegt man die? Nun, entweder durch das Verbrennen von Kohle oder Erdgas – oder auch Müll, wenn man möchte. Oder man lässt sich so etwas wie Kernspaltung einfallen.
Oh, Kernspaltung. Das klingt immer so kompliziert, dabei kann jeder Trottel die Grundlagen verstehen. Überspringen wir mal die ganze Physik, so muss man nur einen gewaltigen Haufen reinen Urans als Kernbrennstoff auftürmen. Dann mischt man etwas Grafit dazu, um die frei werdenden Neutronen zu bremsen.
Alles klar? Okay. Wenn Sie den Kern zusammen haben, installieren Sie ein paar Rohrleitungen darin, durch die Sie zur Kühlung Wasser laufen lassen können, treten einen Schritt zurück und drücken die Daumen.
Einige Uranatome im Kern werden sich spontan teilen – sie sind da etwas eigen –, dabei werden Hitze und ein paar Neutronen frei. Über Neutronen muss man nicht mehr wissen, als dass sie klein sind und wie Pistolenkugeln losschießen, dabei mit benachbarten Uranatomen zusammenstoßen, was diese ebenfalls dazu bringt, sich zu teilen. Dabei entsteht noch mehr Hitze, und es werden erneut Neutronen frei, was wieder Atome dazu bringt, sich zu teilen und so weiter. Die enorme Hitze dieser Kettenreaktion heizt das Wasser auf, dabei entsteht Dampf, der die Turbinen unglaublich schnell rotieren lässt. Dadurch rotieren wiederum die Generatoren und so wird ungeheuer viel Strom wird erzeugt, mit dem auch mitten im Sommer die Bürogebäude ungemütlich kalt gehalten werden.
So weit, so gut.
Das Problem bei dieser Kettenreaktion ist, dass sie von Natur aus dazu neigt, außer Kontrolle zu geraten. Um die apokalyptische Seite ihres Reaktors im Zaum zu halten, sollten Sie daher ein paar Stäbe aus Bor oder Hafnium in den Reaktorkern schieben. (Denken Sie daran, dafür Platz zu lassen, wenn Sie das Uran anhäufen.) Diese Stäbe – nennen wir sie Steuerstäbe – funktionieren wie Schwämme und saugen die ganzen lebhaften, geschossähnlichen Neutronen auf. Sind die Steuerstäbe ordnungsgemäß versenkt, passiert … nichts.
Der Trick ist, die goldene Mitte zu finden, und den richtigen Punkt zwischen Klimaanlage und Katastrophe zu treffen. Dazu müssen die Steuerstäbe gerade so weit aus dem Kern gezogen werden, dass die Kettenreaktion in Gang gesetzt wird, aber nicht so weit, dass sie außer Kontrolle gerät. Dann können Sie nach Herzenslust Wasser aufheizen, Turbinen rotieren lassen und Elektrizität erzeugen.
Aber ziehen Sie die Steuerstäbe langsam heraus, okay? Und bitte, bitte seien Sie so gut und schieben Sie sie wieder hinein, wenn Sie fertig sind.
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Nachdem ich das Tschernobyl-Museum abgehakt hatte, blieben mir bis zu meinem Ausflug nach Tschernobyl noch ein paar Tage in Kiew. Die verbrachte ich damit, meine neue Wohngegend zu erkunden. Ich wohnte stilvoll, mied die überteuerten Kiewer Hotels und hatte stattdessen ein Apartment als Unterkunft, das trotz der niedrigen Miete schöner war als alle, in denen ich je zu Hause gelebt hatte. Nach vorne hinaus lag die trubelige, aber gemütliche Straße Zhytomyrs’ka und zum St. Sophienplatz war es nicht weit. Dort gab es auch einen netten Park, in dem die jungen, hippen Kiewer sich am
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