Willst Du Normal Sein Oder Gluecklich
Firma vorstellen, in der alle Mitarbeiter so rund und ruhig rollen wie diese Murmeln? Und wenn sie mal zusammenstoßen, dann rollen sie anschließend in aller Ruhe weiter. Was wäre das für eine erfolgreiche und schöne Firma?
Erforsche also die Unrundungen, die Ecken und Kanten in deinen persönlichen Lebensbereichen und verspüre die Lust in dir, so sanft und rund zu rollen wie deine Spielmurmeln. Alle Ecken und Kanten, alle Konflikte, aller Ärger und Schmerz, jede Krankheit und jeder Mangelzustand, den du heute in deinem Leben vorfindest, rufen dir ständig zu: »Mach die Sache jetzt rund!« Wir müssen uns nicht weiter vorwerfen und uns dafür schämen, dass in unseren Leben bisher manches oder vieles nicht so lief oder läuft, wie wir uns das wünschen. Das können wir uns verzeihen, denn wir wussten es nicht besser. Niemand hat uns damals etwas von bewusstem Schöpfertum erzählt. Aber jetzt kann sich niemand mehr damit herausreden, es immer noch nicht zu wissen. Denn die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Das Riesenrad des Lebens lädt uns ein, die eckigen Dinge unseres Lebens jetzt rund zu machen und einzusteigen in das Rad der Liebe und auszusteigen aus dem unbewusst erschaffenen Hamsterrad
der Angst. Es ist jetzt Aufwach- und Aufräumzeit zugleich.
Kein Lebenslauf verläuft von Anfang bis Ende harmonisch und rund. Im Gegenteil: Nach der beschriebenen Vertreibung aus dem Paradies der unschuldigen Kindheit stürzen wir uns zunächst in ein Leben der Unbewusstheit und des Aktionismus. Der normale Mensch lernt früh, dass er möglichst viel tun soll. Wir konzentrieren uns darauf, etwas im Außen zu bewegen, zu arbeiten, um Geld zu verdienen und unsere Rechnungen bezahlen zu können. Da wir uns schon in der Kindheit und Jugend gründlich angewöhnt haben, uns zu verurteilen und nicht mehr auf unser Herz zu hören, machen wir vor allem das, was die anderen auch tun, und erhoffen uns Anerkennung oder wollen zumindest nicht unangenehm auffallen.
Wenn wir aus dem Elternhaus ausziehen, denken wir zwar gern, wir seien jetzt frei, aber wir nehmen diese Freiheit nicht wirklich in Besitz. Aus der Unfreiheit in unserem Elternhaus erschaffen wir neue Unfreiheiten in unseren Beziehungen wie in unserer Arbeitswelt. Hier formen wir selbst die Ecken und Kanten, die uns das Runde, die Harmonie, die Freude und den Genuss am Leben verwehren und nehmen. Einem unfreien Leben im Elternhaus, das wir oft machtlos, wütend oder traurig ertrugen, folgen weitere Jahrzehnte, in denen wir uns nicht als fröhliche, freie Schöpfer unserer Lebenswirklichkeit begreifen, sondern als von anderen Abhängige. Den Verstrickungen mit Mutter, Vater und Geschwistern folgen neue Verstrickungen mit Partnern,
Freunden, Bekannten, Kindern, Kollegen, Vorgesetzten und Nachbarn.
Und da es fast allen so geht, die wir kennen, halten wir das Ganze für ziemlich normal. So benötigt der Normalmensch meist vier, fünf oder mehr Jahrzehnte, bis er sich mit seinem eckigen, leidvollen Lebenslauf so viele Verletzungen zugezogen und Enttäuschungen eingesteckt hat, um endlich zu verstehen, dass dies mit der Natur des Menschen absolut nichts zu tun hat, und aufzuwachen beginnt. Wenn der Partner ihn nach zwanzig, dreißig Jahren verlässt, ist das vordergründig ein Drama mit schmerzhaften Begleiterscheinungen. In Wirklichkeit ist es das Leben selbst, das dem Betroffenen einen kräftigen Tritt in den Hintern verpasst, damit er endlich aufwacht und denselben bewegt, um einen neuen Weg einzuschlagen und seinem Leben eine neue Richtung zu geben.
Wenn man mit fünfzig den sicher geglaubten Job verliert, ist das kein Zuckerschlecken für den Betroffenen, sondern löst Wut, Enttäuschung und Ängste aus. Aus einer gesunden Distanz betrachtet, packt das Leben den Betroffenen am Revers und schüttelt ihn einmal kräftig durch, um ihm zu sagen: »Du hast das Thema ›Arbeit‹ noch nicht begriffen. Es geht hier nicht darum, sich an einem Arbeitsplatz, den man nicht liebt, festzuklammern, um die Rente zu erreichen und fleißig in die Pflegeversicherung einzuzahlen, um sich später ein paar Jahre ins Bett legen zu können, bevor man stirbt. Das ist des Menschen nicht würdig.«
Und wenn der Körper mit sechzig im Eimer ist, ist dies so unnatürlich wie eine Katze mit Bandscheibenvorfall.
Es ist hausgemacht, auch wenn Millionen von Menschen bei dem Gedanken aufschreien, sie könnten ihren Krebs, ihr Rheuma, ihre Herzinfarkte, ihren Diabetes, ihre Depression oder ihre
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